Wie geht es Österreichs Jugend in der Pandemie?

Ohne Smartphone geht scheinbar gar nichts mehr
Jugend-Trend-Monitor: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie aufs Leben und die Psyche junger Menschen? Eine Studie liefert Einblicke.

Depression, Langeweile, Zukunftsängste und der Wunsch nach Normalität. So lässt sich der aktuelle Gemütszustand der österreichischen Jugend nach zwei Jahren Pandemie beschreiben. Für eine Studie von Marketagent und DocLX wurden 2.500 Jugendliche im Alter von 14 bis 24 Jahren befragt. Das Ergebnis: Die allgemeine Verfassung der Teenager und jungen Erwachsenen hat sich seit 2020 deutlich verschlechtert.

Junge Frauen stärker betroffen

68 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Pandemie negativ auf ihre Psyche ausgewirkt hat, ähnlich schwer traf es die allgemeine Lebenszufriedenheit und den Kontakt zu den Freunden. Auch ihr Liebesleben hat sich nach Angaben der Jugendlichen verschlechtert. Was sich deutlich zeigt: Junge Frauen leiden stärker unter den Veränderungen, die der Corona-Alltag mit sich bringt. Während bei den jungen Männern rund 52 Prozent angaben, dass ihre mentale Gesundheit beeinträchtigt wurde, waren es bei den Frauen und Mädchen rund 86 Prozent. Die Gefühlswelt junger Menschen ist von Langeweile, Stress, Überforderung und Gefühlen der Einsamkeit geprägt. Auch Hoffnungslosigkeit, Depression und Wut machen mehr als der Hälfte der Befragten zu schaffen. Zwanzig Prozent hegten gar suizidale Gedanken. All diese negativen Emotionen sind bei den jungen Frauen wesentlich stärker ausgeprägt.

Praktischer Unterricht ist beim Distance Learning schwer zu vermitteln

62 Prozent der Befragten bevorzugen den Präsenzunterricht.

Angst vor der Zukunft

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen (55 Prozent) macht sich Sorgen um ihr berufliches Fortkommen. Da ist es wenig hilfreich, dass auch die Ausbildungsqualität abnimmt, wie 55 Prozent angeben. Nur zwei von zehn (22 Prozent) sind der Meinung, dass sie vom Distance Learning profitieren, sechs von zehn (62 Prozent) fehlte hingegen der Präsenzunterricht und der Kontakt zu ihren Schulkolleginnen und -kollegen. Und als wäre das Ende der Schullaufbahn nicht an sich schon stressig genug, machen sich knapp 60 Prozent der Befragten Sorgen, dass ihr Schulabschluss unter Pandemiebedingungen weniger wert sei. Dazu kommt die Sorge den Anschluss zu verlieren. Beschäftigte dieser Gedanke im Jahr 2020 noch 33 Prozent, hat sich dieser Wert in zwei Jahren fast verdoppelt.

Von der Regierung fühlen sich junge Menschen hier alleinegelassen. 82 Prozent der Befragten werfen ihr vor, zuwenig an die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden zu denken und leiden unter den chaotischen Zuständen an den Bildunsgeinrichtungen. Dass für ihre beruflichen Perspektiven seitens der Regierung zu wenig getan wird, finden 80 Prozent.

Tagesablauf in der Pandemie

Wenig überraschend hat in Zeiten des Distance Learnings und des deutlich eingeschränkten Soziallebens die Bildschirmzeit der Jugendlichen massiv zugenommen. 85 Prozent verbringen mehr Zeit vor dem Smartphone oder Laptop als noch vor Corona, 73 Prozent sehen mehr fern und 45 Prozent treffen öfter Freunde im Videochat. Der Tagesablauf, der 2020 noch von 84 Prozent der jungen Menschen als geregelt empfunden wurde, wird das mittlerweile nur noch von 55 Prozent der Befragten.

Zurück in die Normalität

Einfach wieder normal leben können - diesen Wunsch teilen neun von zehn Jugendlichen. Knapp drei Viertel fühlen sich gar ihrer Jugend beraubt und betrauern Erlebnisse, die ihnen durch die Pandemie bisher entgangen sind. Ausgelassen bis in die Morgenstunden feiern, abends mit Freundinnen und Freunden ausgehen - seit Corona ist das kaum noch möglich. Der Stillstand der Nachgastronomie macht zwei Dritteln der Befragten zu schaffen. Über 85 Prozent der 14 bis 24-jährigen plagt das Fernweh und der Wunsch nach einer Reise.

Klare Impfbefürworter

Bei einer Sache sind sich die Befragten weitgehend einig: Knapp 90 Prozent sind froh, dass es eine Impfung gegen das Virus gibt. Mehr als zwei Drittel haben kein Verständnis für die Argumente von Impfgegnern und verurteilen die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen als Orte der Clusterbildung.

So herausfordernd die Situation für die jungen Menschen auch ist, einige können dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen. 23 Prozent haben mehr Sport getrieben und sehen positive Auswirkungen auf ihre körperliche Gesundheit, und bei 21 Prozent hat während der Pandemie die Liebe zugeschlagen. So gut es geht, versuchen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen positiv zu bleiben: "Ich versuche mich auf die guten Dinge in meinem Leben zu konzentrieren". Dieser Aussage stimmen acht von zehn zu.

Kommentare