Jugendliche für Jugendliche: Rat auf Chat-Anfrage

Symbolbild: Frau mit Smartphone
Wegen steigendem psychischen Druck wurde die neue kostenlose Plattform opentalk.at installiert.

Die Corona-Pandemie trifft nicht nur Erwachsene schwer und bringt sie zunehmend an ihre Belastungsgrenzen oder darüber hinaus. Lockdowns, Einsamkeit, Angst – auch Jugendliche und Kinder haben damit zu kämpfen.

„Depressive Symptomatiken und Essstörungen nehmen stark zu“, bedauert Sabine Scharbert, Leiterin der Caritas Familienberatung und Psychotherapie bei der Caritas der Diözese St. Pölten. „Wir haben kassenfinanzierte Psychotherapie, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot, wir sind voll, die Wartelisten sind lang“, so Scharbert. Der Bedarf sei also sehr, die Zahl der Psychotherapeuten, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind, hingegen klein. „Wir können das Angebot deswegen nicht ausbauen, uns fehlen Bewerbungen auf offene Stellen.“

Erst vor wenigen Tagen schlug das Wiener AKH wegen der völlig überlasteten Kinder- und Jugendpsychiatrie Alarm. Nicht nur Depressionen und Essstörungen nehmen zu, die Zahl der Suizidversuche habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Gleichaltrige

Damit es gar nicht so weit kommt und Krisenmomente schon in frühen Phasen abgefangen werden, gibt es seit 1. Dezember die Online-Chat-Plattform opentalk.at für Jugendliche ab 14 Jahren. Anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar sind für die betroffenen Jugendlichen andere Jugendliche ihrer Altersgruppe. Sie stehen für sie bei Sorgen und Problemen bereit – denn mit Gleichaltrigen redet es sich leichter über bestimmte Themen als mit Erwachsenen.

Die Chatplattform wurde von den Caritas Diözesen St. Pölten und Wien, von den Pädagogischen Hochschulen NÖ, der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und dem Gesundheitsministerium initiiert.

Die jugendlichen Ansprechpersonen bei opentalk.at, sogenannte Peerbegleiterinnen und -begleiter, sind mindestens 16 Jahre alt und werden von Psychologinnen und Psychotherapeuten geschult, damit sie entsprechend auf die Fragen der Hilfesuchenden antworten und ihnen Hilfestellungen anbieten können.

Keine Alternative zu Therapie

Der Inhalt der Chats wird streng vertraulich behandelt und ist nicht zu den Nutzerinnen und Nutzern der Plattform zurückverfolgbar. „Das Angebot von opentalk.at stellt allerdings keine Alternative zu einer Therapie, Beratung oder einem ärztlichen Gespräch dar“, betont Scharbert. Wird im Gesprächsverlauf deutlich, dass jemand mehr Unterstützung als den bloßen Austausch in diesem Rahmen benötigt, stellen die Peerbegleiter auf Wunsch Kontakt zu Experten her.

Gemeinsam mit Jugendlichen wurde das Konzept von der Karl Landsteiner Privatuniversität und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft entwickelt, die es nun auch wissenschaftlich begleiten.

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