Corona macht Schüler depressiv: Mehr Therapieplätze gefordert
Fehlen von Strukturen
Junge Menschen sind um 80 Prozent häufiger von Depressionen und Angststörungen aufgrund der Pandemie betroffen als die Gesamtbevölkerung, wie aus einer im Mai veröffentlichten OECD-Studie hervorgeht.
"Das Fehlen von Tagesstrukturen und sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen und Familie hat gerade bei Kindern und Jugendlichen zu einer massiven Belastungen geführt", verweist Herzog auf eine Umfrage der BJV unter Kinder- und Jugendorganisationen vom Frühjahr.
Untersuchung der Med-Uni Wien
In Österreich leidet ein Rekordwert von 55 Prozent der Schülerinnen und Schüler an depressiven Symptomen, ein Viertel beklagt Schlafstörungen und 16 Prozent haben suizidale Gedanken. Das ergab eine Untersuchung der Med-Uni Wien unter 3.000 Schülern (ab 14 Jahren) im Februar 2021. Auch bei der Beratungshotline "Rat auf Draht" wurden seit Pandemie-Beginn 45 Prozent mehr Anrufe wegen psychischer Probleme verzeichnet.
"Demgegenüber stehen leider mangelnde Versorgung und geringe Kapazitäten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie", beklagt Christian.
"In ganz Österreich gibt es einen Fachärztemangel, in einigen Bundesländern gibt es keinen einzigen niedergelassenen Arzt mit Kassenvertrag." SOS Kinderdorf schätzt, dass rund 70.000 zusätzliche Therapieplätze für Kinder und Jugendliche vonnöten wären.
Mehr Therapieplätze
Die BJV hat daher die Kampagne "Die Krise im Kopf" gestartet und eine 10-Punkte-Charta mit Forderungen an die Politik erstellt, um die Lücke in der psychologischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu schließen. So wird neben dem Ausbau von kassenfinanzierten Therapieplätzen auch mindestens ein Schulpsychologe pro 1.000 Schülern gefordert, ein Ausbau der telefonischen Beratung, mehr Sozialarbeiter an Schulen und Weiterbildungsprogramme für Pädagogen, um mehr Bewusstsein für mentale Gesundheit zu schaffen.
Gesundheitsminister Mückstein (Grüne) hat diese Forderungen bereits am 14. September bei einem Treffen mit der BJV entgegengenommen und 13 Millionen Euro bis Ende 2022 "zur Bewältigung akuter psychischer Probleme von Kindern und Jugendlichen" zugesichert, um "niederschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote" zu ermöglichen.
"Wir begrüßen alle Schritte, aber bis jetzt ist leider noch nicht genug passiert", merkt Christian an. Auch Herzog mahnt zu raschen weiteren Maßnahmen: "Einem vollen Kopf helfen keine leeren Worte".
Kommentare