Widerstand gegen neues Ärztezentrum in Breitenfurt: "Wie ein Spital"
Die einstige "EVN-Wiese" in der Gemeinde Breitenfurt im Bezirk Mödling stand schon einmal mit Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Als 2019 der damalige Bürgermeister Ernst Morgenbesser seinen "Generationenplan" auf dem rund 10 Hektar großen Grundstück realisieren wollte, erreichten Breitenfurts Grüne die Abhaltung einer Volksbefragung. "Es ging im Wesentlichen um die Verbauung der Wiese", erinnert sich Grünen-Sprecherin Gabriele Rass-Hubinek.
Diese Verbauung wurde von der Bevölkerung prompt abgelehnt. Morgenbesser trat zurück, sein Nachfolger Wolfgang Schredl (ÖVP) ließ in einer Parteiaussendung damals wissen: „Dieses Kapitel ist abgeschlossen." Das Votum sei zur Kenntnis zu nehmen.
Nun liegen jedoch neue Pläne vor. Und zwar von Schredls Amtskollegen im benachbarten Laab im Walde, Peter Klar. Dieser ist als Mediziner im Breitenfurter Primärversorgungszentrum tätig, plant, es zu erweitern - und hat deshalb ein Auge auf die ehemalige EVN-Wiese geworfen.
Neubau größer als ursprünglich geplant
Ursprünglich habe Klar dem Gemeindevorstand Pläne für einen Neubau auf einem gemeindeeigenen Grundstück hinter dem derzeitigen Ärztezentrum vorgelegt. "Es sollte eine Tiefgarage und darüber zwei Stockwerke enthalten", so Rass-Hubinek. "Nun haben sich die Pläne drastisch geändert, Klar erklärte dem Vorstand, dass er mindestens 7.000 statt der bisherigen 2.000 Quadratmeter braucht und das Grundstück daher zu klein sei."
Auf der Suche nach Alternativen wolle er nun eine Aufschließung der Wiese erreichen. Um eine solche bemühe sich die Eigentümerin des Grundstückes seit vielen Jahren, sagt Rass-Hubinek. Dass die Eigentümerin nach der Aufschließung "rund 700 bis 800 Wohnungen bauen" wolle, habe erneut für massiven Widerstand gesorgt.
"Größe entspricht bereits einem Spital"
Die Breitenfurter Grünen sprechen sich gegen jedes Bauprojekt dort aus und verweisen auf die Volksbefragung 2019. "Wir unterstützen grundsätzlich ein Primärversorgungszentrum in Breitenfurt. Allerdings ist die nunmehr geplante Größe zu hinterfragen", sagt Gabriele Rass-Hubinek. Man fürchte eine starke Verkehrsbelastung. "Die Größe entspricht bereits einem Spital, und das Einzugsgebiet wäre dementsprechend groß. Die Breitenfurterstraße als einzige Verkehrsverbindung ist jetzt schon an der Belastungsgrenze."
Die Grünen plädieren daher für eine Erweiterung auf dem ursprünglich angedachten Grundstück hinter dem bestehenden Primärversorgungszentrum. "Aus unserer Sicht geht es auch um die weitere Gestaltung unseres Ortes", sagt Rass-Hubinek. Mehrere Nahversorger, jeweils mit eigenem Parkplatz, bestehen bereits, ein weiterer soll dazukommen. "Dem noch einen weiteren Bereich auf der Wiese hinzuzufügen ist alte Denkweise."
Bürgermeister Wolfgang Schredl stellt auf KURIER-Nachfrage klar: "Ich bin nicht derjenige, der über die Aufschließung entscheidet. Meine Aufgabe ist es, alle Fakten zu sammeln und sie dann dem Gemeinderat vorzulegen. Dort werden wir das Thema dann diskutieren und einen Beschluss fassen."
Der von 2.000 auf fast 8.000 Quadratmeter gestiegene Platzbedarf sei "grundsätzlich schon begründet", betont Schredl: "Herr Dr. Klar hat vom Land NÖ die Genehmigung bekommen, ein solches Primärversorgungszentrum zu betreiben, will sich dafür aber Erweiterungsmöglichkeiten offen halten." Auch seien auf der ehemaligen EVN-Wiese Möglichkeiten vorhanden, das Projekt "blockweise in mehreren Abschnitten zu bauen".
20-Millionen-Euro-Investition
Als Bürgermeister sei er daran interessiert, die medizinische Einrichtung im Ort zu halten, sagt Schredl. "Dr. Klar hat uns mitgeteilt, dass er nur diese eine Liegenschaft in Breitenfurt sieht, auf der das Projekt möglich wäre. Es geht also letztlich darum, ob das Ärztezentrum in der Gemeinde bleiben kann, oder ob es woanders hin kommt." Nachsatz: "Dass man sich bei einer 20-Millionen-Euro-Investition die Rahmenbedingungen aussuchen will, ist verständlich."
Dass bei einer Aufschließung seitens der Eigentümerin auch Wohnungen errichtet würden, sei nicht zu verhindern. "Ich bin sicher kein Befürworter einer Verbauung", stellt der Bürgermeister klar. Die kolportierten 700 bis 800 Wohneinheiten seien deutlich zu hoch angesetzt: "Unsere Schmerzgrenze liegt unter 400 Wohnungen, aber so weit sind die Verhandlungen noch gar nicht."
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