NÖ: Wegen Hausärztemangel soll jede Bezirksstadt ein PVZ bekommen

Trilaterale Vereinbarung unterzeichnet: (v.l.n.r.): NÖGUS-Chef LR Christoph Luisser, Kurienobmann Max Wudy, Robert Leitner und Norbert Fidler NÖ-Vorsitzende ÖGK
Bezirkshauptstädte bekommen bis 2028 jeweils ein Primärversorgungszentrum. Landesweit sind bis dahin 28 Einheiten geplant.

Längst gelten Primärversorgungszentren (PVZ) und Gruppenpraxen vielerorts als medizinische Rettungsinseln gegen den Hausärztemangel. In Niederösterreich sollen nun bis 2028 in jeder Bezirkshauptstadt eine und landesweit insgesamt rund 28 solcher Zentren eingerichtet werden. Zwölf derartige Primärversorgungseinheiten sind mittlerweile in Betrieb.

Über 80 Kassenstellen für Allgemeinmediziner und Fachärzte sind derzeit in NÖ unbesetzt und ausgeschrieben. Schwierige rechtliche, finanzielle und organisatorische Erfordernisse sind neben dem Bedarf an Fachpersonal die Hürden für die rasche Gründung der erlösenden Medizinzentren.

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Mit derzeit zwölf PVZ liegt man landesweit noch immer hinter jener Zahl an Gründungen, die von der Politik vor sechs Jahren bereits für das Jahr 2021 angekündigt worden waren.  Von bundesweit 75 betriebenen Primärzentren stellt  NÖ aber den größten Anteil. 

In einem Vertrag haben nun  das Land NÖ über seinen Gesundheits- und Sozialfonds Nögus, die Österreichische Krankenkasse, ÖGK, und die Ärztekammer die flächendeckenden Versorgung mit PVZ erneut bekundet. "Die Primärversorgungseinheiten sind eine unverzichtbare Säule unserer niederösterreichischen Gesundheitsversorgung, weil sie entscheidend zur Entlastung von unseren Krankenhäusern beitragen und somit auch eine flächendeckende Versorgung der Niederösterreicher sichern“, erklärte Landesrat Christoph Luisser (FPÖ) als Nögus-Chef. Die "trilaterale Vereinbarung“ mit ÖGK und Ärztekammer sichere die Gründung der Zentren durch deren Mitfinanzierung ab.

Momentan sind mit Amstetten, Melk, St. Pölten und Wiener Neustadt vier der 21 Bezirkshauptstädte  Standorte solcher Versorgungseinheiten. Die PVZ in Mistelbach und Tulln stehen vor der Gründung, Gmünd, Hollabrunn und Zwettl befinden sich in Planung, so Luisser.

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Im Beisein der  nö. ÖGK-Repräsentanten Robert Leitner und Harald Fidler   sowie des Kurienobmanns der niedergelassenen Ärzte Max Wudy versicherte Luisser, dass nicht nur in den Städten, sondern auch in ländlichen Gebieten, wo es Bedarf und Anstrengungen gebe, derartige Einrichtungen installiert werden könnten.

Unter den bereits laufenden neuen Großordinationen gebe es auch spezielle Angebote mit Leuchtturmcharakter, schilderte ÖGK-Sprecher Leitner. So gelang in St. Pölten-Harland  die zusätzliche Gründung eines  Kinder-PVZ. In der dortigen Primärversorgungszentrale wurden im Vorjahr mit 18.600 Patienten überhaupt bundesweit die meisten Patienten unter vergleichbaren Einrichtungen behandelt. In West-NÖ gelang es, das erste länderübergreifende PVZ zu organisieren. Das Zentrum Enns (OÖ) betreut dort die Arztordination in Ennsdorf (NÖ) mit.

Zusatzangebot

Bestens angenommen werde von den Patienten das erweiterte interdisziplinäre Angebot mit in den PVZ stationierten Physiotherapeuten, Logopäden, Hebammen  oder Diätologen,  versicherte ÖGK-Manager Fidler weiters.

Zur Problematik der offenen Gemeindearztstellen berichtete Ärzte-Sprecher Wudy, dass 97 Prozent der 800 Kassenordinationen für Allgemeinmediziner und Kinderheilkunde besetzt seien. Einzelpraxen seien noch immer Stützen des Systems, sie werde immer geben, so Wudy. Allerdings arbeiten in NÖ zu den zwölf PVZ bereits 200 Gruppenpraxen. „Denn Zusammenarbeit liegt im Trend, auch bei der Ärzteschaft“, sagte der Mediziner.

Wudy plädierte dafür, dass Errungenschaften aus den PVZ auch in den Einzel- und Gruppenpraxen Einzug halten. Betreuung durch Fachpersonal aus der Sozialarbeit, Diabetologie und Psychotherapie auf Kassenkosten sollten dort Einzug halten. Wenn es um die Primärversorgung geht, stelle die Zusammenarbeit von ÖGK, Nögus und Ärztekammer ein Erfolgsrezept dar, bekundete der Mediziner Wudy.

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