„Abgebrannt“: Das Ende der Großraumdiscos

Die Feuerwehr Hollabrunn löschte den Brand im "Hollawood"
Manche Tanztempel wurden ein Raub der Flammen, die meisten machten still und leise dicht. Heute hat sich die Branche stabilisiert

Der Brand in der Disco „Nova“ ist kein Einzelfall. Auch andere Großraumdiscos wurden rund um die Nullerjahre Opfer der Flammen – und die Umstände waren stets mysteriös.

In der Nacht auf den 1. April 2010, just ein Ruhetag, brach in der Diskothek „Schatzi“ in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) Feuer aus. Eine Polizeistreife bemerkte, dass Rauch aus dem Gebäude drang. Obwohl mehr als 100 Feuerwehrleute zum Einsatzort rasten, brannte das „Schatzi“ komplett aus.

Schon bald stellten Ermittler laut einem Medienbericht fest, dass an sieben Stellen Brandbeschleuniger benutzt wurde. Dazu waren Alarmanlage und Videoüberwachung ausgeschaltet. Doch etwaige Täter wurden nie gefunden. Schließlich wurde das Ermittlungsverfahren gegen den damaligen Eigentümer eingestellt. 2015 wurde die Ruine abgerissen.

Zigarette als Brandauslöser

Rund drei Jahre zuvor war die Disco „Hollawood“ in Hollabrunn in Flammen aufgegangen. In der Nacht auf den 28. Jänner 2007 fand in dem Lokal noch eine „1-Euro-Party“ statt. Gegen 5.30 Uhr verließen die letzten Gäste die Diskothek. Um 7 Uhr brannte sie lichterloh. Der Schaden, wurde damals kolportiert, betrug eine Million Euro.

Auch hier stand rasch Brandstiftung im Raum. Als Indiz wurde gewertet, dass die Disco am Tag vor dem Feuer in einer Zeitungsannonce zum Verkauf angeboten wurde. Wie die Ermittlungen ergaben, war der Brand durch eine brennende Zigarette in einem Müllbehälter bei einer Bar ausgelöst worden.

Während es bei diesen Fällen großes mediales Aufsehen gab, schlossen viele Großraumdiscos still und leise ihre Pforten. Denn mit dem Ende der Nullerjahre kam auch ihr Niedergang. Das „Harlekin“ in Waidhofen/Thaya wurde ein Autohaus, die Disco „White Star“ in Margarethen/Moos zu Wohnungen.

Branche in Bewegung

Mittlerweile gibt es nur noch rund 280 Bars, Tanzlokale und Discos im Bundesland, 2015 waren es noch rund 360. Neben dem veränderten Anspruch der Jugend waren es laut Kurt Reischer von der Fachgruppe Gastronomie der WKNÖ vor allem die Vereinsfeste, die den Discos den Rang abliefen. „Es gibt ja fast jedes Wochenende ein Festl mit Disco oder Clubbing.“ Dazu kämen Facebook und Dating Apps. „Früher musste man weggehen, um jemanden kennenzulernen“, sagt er.

Mittlerweile hätte sich die Branche aber arrangiert. Viele Discos machen Sommerpause oder versuchen während der warmen Monate mit Spezial-Feiern Gäste zu lukrieren. „Disco ist eine lebendige Branche, die immer in Veränderung ist“, meint Reischer. Zuletzt hätten die Partywütigen noch im „Brooklyn“ in Horn oder im „Ypsilon“ in Heidenreichstein gefeiert. Statt dem legendären „Millennium“ in Krems ist immerhin die Veranstaltungshalle „Event Stage“ erfolgreich.

Doch Corona ist nun eine zusätzliche Belastung für die Branche, die seit März 2020 geschlossen haben muss. Wie viele Lokale wieder aufsperren ist noch unklar.

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