Ex-Disco-König stürzte nackt aus 18. Stock
Andreas Goldberger, Dietrich Mateschitz oder Gerhard Berger. Prominente Gäste waren in den 90er-Jahren im "Nachtwerk" in Wien-Liesing zu finden. Mehr als 50 Ferraris wurden zur Fünf-Jahres-Feier auf dem Parkplatz vor der Tür gezählt. Wer Rang und Namen hatte war auf der VIP-Gästeliste des Lamborghini-Fahrers Harald Schmidberger zu finden. Dass daraus ein Finanz-Krimi werden würde, ahnten die Besucher nicht.
Ebenso wenig, dass seine Flucht über Kenia nach Thailand führen und er am Montag in der Früh schließlich nackt und tot vor einem Hochhaus in Pattaya (Thailand) gefunden werden würde. Ein Selbstmord des mittlerweile 60-Jährigen gilt als wahrscheinlich, andere Todesursachen werden aber von der lokalen Polizei nicht komplett ausgeschlossen.
Superdisco
1987 verließ der St. Pöltner das Management der von ihm gegründeten Diskothek "Fabrik" in seiner Heimatstadt und legte den Grundstein für die erste echte Großraumdisco des Landes.
Mit Hilfe des damaligen Bürgermeisters Helmut Zilk, Baumeister Richard Lugner und der Immobiliengröße Mirko Kovats errichtete er 1991 das 25 Millionen Schilling (zwei Millionen Euro) teure "Nachtwerk". Einstieg in die vierte Dimension oder das Geheimnis der Superdiscos lauteten bald die Schlagzeilen. Das Lokal war aber so groß, dass jeden Abend mindestens 1000 zahlende Gäste kommen mussten, um rentabel zu wirtschaften. Doch an Wiens Stadtrand und ohne U-Bahn-Anbindung funktionierte das nicht – obwohl viele internationale Stars kamen. In Erinnerung blieb etwa die blutige Schlacht zwischen der Rap-Band "Snap" ("The Power") auf der einen und Schmidberger samt Securitys auf der anderen Seite. "Snap" verbrachte die Nacht im Gefängnis, die Nachtwerkcrew im Spital.
Als das Kartenhaus langsam zusammenbrach, setzte sich Schmidberger Ende 1997 nach Kenia ab. Acht Millionen Schilling (ca. 600.000 Euro) Schulden blieben zurück und es gibt noch heute viele, die meinen, dass der Niederösterreicher einiges davon in seiner Tasche verschwinden hat lassen.
Schmidberger wurde jedenfalls zum Generalimporteur von Red Bull in Kenia, 500.000 Dosen jährlich verkaufte er im Land der Safaris. Laut dem Salzburger Dosenfabrikanten wurde die Geschäftsverbindung allerdings 2005 wieder aufgelöst.
Die Ermittlungen
Fast zehn Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen ihn, erst 2008 wurde das Verfahren aus unbekannten Gründen und unbemerkt eingestellt. Seine Firma wurde getilgt, da kein Vermögen mehr vorhanden war. Auch einige ehemalige Bekannte sollen noch Rechnungen zu begleichen gehabt haben, heißt es in Szenekreisen. Deshalb gab es für ihn kein Zurück nach Österreich mehr.
Der einstige Disco-King zog 2011 schließlich in den Norden von Pattaya, wo er ein Apartment mietete. Wie man lokalen Zeitungen entnehmen kann, ist der Sturz aus hohen Gebäuden eine oft praktizierte Selbstmordvariante. Als der 60-Jährige an Krebs erkrankte, sah er offenbar keinen Ausweg mehr. Laut dem Portier der Anlage soll Schmidberger seit rund einer Woche extrem depressiv gewirkt haben.
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