85-Jährige erstickt: Mord aus Angst um den guten Ruf
Er war ein angesehener Bankmanager, international mehrfach ausgezeichnet. Seit mehr als 20 Jahren verwaltete der 61-jährige Jurist die Millionen betuchter Kunden und half ihnen dabei, ihr Vermögen durch gewiefte Anlegertricks am Finanzmarkt zu vermehren.
Weil er im Fall einer 85-jährigen Kundin dabei kläglich scheiterte, fürchtete Peter I. um seine Reputation. Getrieben von gekränkter Eitelkeit, wollte er sich seinen guten Ruf nicht von Emma Schwarz zunichte machen lassen. Er schmiedete einen perfiden Mordplan und setzte diesen am 16. September des Vorjahres in Thomasberg im Bezirk Neunkirchen, NÖ, in die Tat um.
Anklage wegen Mordes
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wird in den kommenden Tagen die Anklage in dem Aufsehen erregenden Kriminalfall fertig stellen, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Markus Bauer, dem KURIER. Der Vorwurf wird auf Mord lauten.
Ermittler der Raubgruppe des nö. Landeskriminalamtes haben von dem Top-Banker ein umfangreiches Tatsachengeständnis erhalten und auch die Beweggründe für die Bluttat erfahren. Eines erscheint jedoch völlig überraschend: Peter I. hat sich selbst nicht am Vermögen der wohlhabenden Bauunternehmerin bereichert. Das erklärt sein Anwalt Helmut Kientzl.
Und das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft, die alle betroffenen Konten des Mordopfers sowie des tatverdächtigen Bankers öffnen ließ. Spezialisten für Wirtschaftsdelikte des Landeskriminalamtes rekonstruierten in wochenlanger Arbeit die Geldflüsse.
Dabei stellte sich heraus, dass Peter I. nicht in seine eigene Tasche arbeitete. „Man muss auf Grund der Ermittlungen davon ausgehen, dass es zu keiner persönlichen Bereicherung gekommen ist“, sagt Bauer.
Geschäftsbeziehung
Daher sei auch das Geständnis des 61-jährigen Bankers schlüssig. Als Grund für die Bluttat gab er an, um seinen guten Ruf als Vermögensberater gebangt zu haben, nachdem bei der Veranlagung des ihm anvertrauten Vermögens etwas schief gelaufen war.
ca. 20 Uhr: Peter I. kommt am 16. September 2019 mit einem Mietwagen zum Haus von Emma Schwarz (85) in Thomasberg (NÖ). Er parkt in
der Einfahrt des Anwesens.
ab 20.15 Uhr: Der Streit eskaliert. Dem Opfer wird mehrmals mit einem schweren Strumpf voller Münzen auf den Kopf geschlagen und das Gesicht mit Cellophan eingewickelt.
ca. 20:30 Uhr: Ein Nachbar geht mit seinem Hund spazieren. Er hört aus dem Haus des Opfers verdächtige Geräusche. Ein Mann flüchtet durch ein Fenster.
ca. 20:40 Uhr: Polizeibeamte finden das Opfer im Haus, die Reanimation scheitert. Auf Grund der Spuren vermutet man einen Raubmord und löst eine Großfahndung aus.
23:30 Uhr: Ein Mann läuft auf der A2 bei Warth in einen Lkw. Es handelt sich um Peter I., einen Banker. In seiner Tasche finden Beamte den Schlüssel des Mietwagens.
Peter I. war bei verschiedenen namhaften Instituten als Chef des „Private Banking“-Geschäfts tätig, fast zwei Jahrzehnte lang war er auch der Berater von Emma Schwarz. Im Jahr 2019 dürfte die rüstige 85-jährige Unternehmerin bemerkt haben, dass sich ihr Geld nicht wie gewünscht vermehrte.
Über mehrere Wochen hinweg soll sie den Banker angedroht haben, ihn zur Rechenschaft zu ziehen und ihr Geld umzuschichten. In Summe ging es um mehrere Hunderttausend Euro.
Damit die für ihn unangenehme Sache nicht publik wird, soll Peter I. den Plan gefasst haben, die Frau zu beseitigen. Der Staatsanwalt geht daher von einem eindeutigen Tötungsvorsatz aus.
Tat als Überfall getarnt
Um mit der Tat nicht in Verbindung gebracht zu werden, wollte Peter I. diese wie einen Unfall oder einen Überfall von brutalen Einbrechern aussehen lassen. Aus diesem Grund traf der 61-Jährige Vorbereitungen. Er wusste, dass Ermittler im Nachhinein heraus finden können, ob Mobiltelefone zu gewissen Zeiten am Tatort in einem Sender eingeloggt waren. Deshalb ließ I. persönliche Gegenstände und das Telefon am 16. September in seinem Wochenend-Seehaus zurück. Er mietete einen Wagen und fuhr damit zum Haus der 85-Jährigen nach Thomasberg.
Um bei einer möglichen Flucht nicht erkannt zu werden, entfernte er eines der Kennzeichen vom Fahrzeug.
Sparstrumpf
Die Unternehmerin, die trotz ihres Alters geschäftlich immer noch höchst aktiv war, wurde im Haus mit einem prall gefüllten Sparstrumpf niedergeschlagen und anschließend mit Cellophan gewaltsam erstickt. Weil alles wie ein brutaler Raubmord aussehen sollte, wollte der Verdächtige den Tatort entsprechend herrichten.
Doch Peter I. hatte nicht mit dem couragierten Nachbarn gerechnet. Weil diesem bei einem Spaziergang angstvolle Geräusche während des Todeskampfes der Frau aufgefallen waren, sah er nach dem Rechten. Der mutmaßliche Mörder musste durch ein Fenster in den nahen Wald flüchten.
Er schlug sich mehrere Kilometer bis zur Südautobahn durch, wo er seinem Leben wegen der erlittenen Schmach ein Ende setzen wollte. Während bereits mit der Cobra, Suchhunden und einem Hubschrauber nach ihm gefahndet wurde, lief er auf der A2 in einen herannahenden Lkw.
Er überlebte schwer verletzt. In seiner Hosentasche fand die Polizei die Schlüssel zum Mietwagen, der noch in der Einfahrt von Emma Schwarz stand.
Der Geschworenenprozess startet im Frühjahr am Landesgericht Wr. Neustadt.
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