"Seine Frau hat mich angerufen, weil sie ihn nicht erreicht hat", erinnert er sich. Sie war damals auf Heimaturlaub in Rumänien. P., der ebenfalls in Vösendorf lebt, fuhr zu dem Haus, um Nachschau zu halten – er fand seinen Neffen in der Küche liegend. Das Haus sei verwüstet gewesen, als ob etwas gesucht worden wäre. Zudem – das ergaben die Ermittlungen – war der Inhalt von einem Feuerlöscher verteilt worden. Geschockt lief P. aus dem Gebäude auf die Straße. "Da ist gerade eine Funkstreife vorbei gefahren, der hab’ ich gewunken", berichtet er.
Es folgten Einvernahmen, Spurensicherung. Doch einen Verdächtigen gibt es nicht. Zumindest habe er nichts mehr von der Polizei gehört, kritisiert P. "Die Leute sind unruhig. Jeder fragt, ob sie den Täter haben."
Damit kann Hannes Fellner, Chef der Mordkommission in Niederösterreich, noch nicht aufwarten. Der Fall in Vösendorf beschäftigt ihn und sein Team seit Monaten intensiv. Es sind Puzzleteile, die die Fahnder Tag für Tag zusammentragen. Doch das große Bild liegt den Fahndern bis jetzt noch nicht vor.
Die Ermittler gehen davon aus, dass mindestens zwei Personen den 61-Jährigen attackierten. Bei der Obduktion wurde außerdem festgestellt, dass das Opfer schwere Verletzungen im Bereich des Brustkorbes erlitten hatte. "Möglicherweise hatten die Täter das Opfer zuerst geschlagen und sich dann auf ihn gekniet", vermutet Fellner.
Der Feuerlöscher, der zum Beseitigen der Spuren verwendet wurde, stammt aus dem Haus des Landwirtes. "Es könnte sein, dass es sich um einen missglückten Raubversuch oder um einen Einbruch gehandelt hat. Aber auch das können wir nicht mit Gewissheit sagen", erzählt der Chefermittler im Gespräch mit dem KURIER.
Warum ausgerechnet U. sterben musste, beschäftigt seinen Onkel. Der Landwirt wird im Ort als hilfsbereiter, netter Mensch beschrieben. "Er passte in diese Welt gar nicht rein", formuliert es P. Möglicherweise, mutmaßt er, hätten sich der oder die Täter mit einem Trick Zutritt verschafft, U.’s Hilfsbereitschaft ausgenützt. "Sie könnten auch eingekauft und dabei das Haus ausgekundschaftet haben."
Dass nichts zu den Motiven bekannt ist, verunsichert auch die Nachbarschaft. "Man hat ein ungutes Gefühl", sagt eine Anrainerin. "Aber das Leben geht weiter." Für die Familie bedeutet das, sich um den verwaisten Hof zu kümmern. U.’s Frau sei ausgezogen, erzählt der Onkel. "Ihr geht es schlecht. Sie schafft es nicht mehr, in dem Haus zu wohnen."
Die Kripo hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Hat jemand am 2. Oktober oder in den Tagen zuvor verdächtige Personen vor dem Haus in der Ortsstraße 116 gesehen? Die Täter könnten auch über die Roßdorfstraße in das Anwesen eingedrungen sein. Hinweise werden an jeder Polizeidienstelle entgegengenommen.
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