200 Menschen geschleppt: Endstation auf den Gleisen
Erstmals seit der Flüchtlingskrise 2015 steigen die Asylzahlen in Österreich wieder an. Von 2019 (12.886) auf 2020 (14.192) um zehn Prozent. Vor diesem Hintergrund läuteten im Innenministerium die Alarmglocken, als es in den vergangenen Wochen speziell im Bezirk Mödling zu einer auffälligen Häufung von Flüchtlingsgruppen kam. Zunächst konnten sich die Ermittler für Menschenhandel des nö. Landeskriminalamtes keinen Reim darauf machen, weshalb der Raum Mödling zu einem derartigen Hotspot geworden ist. Nun ist der Fall allerdings geklärt.
Die Polizei konnte nach einer wilden Verfolgungsjagd einen dreiköpfigen Schlepperring ausheben, der mit mindestens 30 Schlepperfahrten 200 Flüchtlinge von der ungarisch-österreichischen grünen Grenze nach Wien und NÖ geschleppt haben soll. Im Bezirk Mödling gab es einen geheimen Unterschlupf für die Neuankömmlinge.
Lukrativer als Arbeit
Bei den Hintermännern handelt es sich selbst um syrische Asylberechtigte im Alter zwischen 21 und 35 Jahren. Einer von ihnen kündigte sogar seinen gut dotierten Job, weil die Schlepperei „viel lukrativer“ sei.
Der KURIER hatte über eine wilde Verfolgungsjagd am 24. Februar berichtet. Eine Streife der Polizeiinspektion Maria Enzersdorf wollte einen verdächtigen Van bei der Autobahnabfahrt Mödling anhalten, als der Fahrer davonraste. Im Bereich der Station der Wiener Lokalbahnen in Wiener Neudorf verlor der Lenker die Kontrolle über sein Fahrzeug und blieb auf den Gleisanlagen stecken. Im Auto befanden sich sieben syrische Flüchtlinge.
Der Fahrer und ein Komplize, 21 und 23 Jahre alt, wurden wegen Verdachts der Schlepperei festgenommen. Beide kamen vor Jahren als Asylwerber nach Österreich und leben mittlerweile in St. Pölten. Dort spürten die Ermittler auch den mutmaßlichen Kopf der Bande auf. Der 35-jährige syrische Asylberechtigte gilt als mutmaßlicher Auftraggeber. Zusammen soll das Trio mindestens 200 Personen von der Grenze weitertransportiert haben. Pro Kopf kassierten sie dafür etwa 150 Euro. In Summe sollen sie damit 30.000 Euro eingenommen haben. Bei den Hausdurchsuchungen in St. Pölten wurden Datenträger, die Schlepperfahrzeuge, verbotene Waffen und Kennzeichen, sowie 4.000 Euro Bargeld sichergestellt. Alle Drei wurden in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert.
Innenminister Karl Nehammer prangert vor allem die Geschäftemacherei der Kriminellen mit notleidenden Menschen an: „Die Schlepper haben ihre perfide Methodik vor allem während der Corona-Pandemie immer weiter entwickelt und nutzen das Leid der Menschen aus, um Geschäfte zu machen.“
Kommentare