Wie ein Südburgenländer an der Energiezukunft arbeitet

Wie ein Südburgenländer an der Energiezukunft arbeitet
Andreas Schneemann probt im Südburgenland mit zehn Gemeinden die Energiezukunft und fordert mehr Tempo in der Umsetzung.

Andreas Schneemann öffnet die Tür zum Kompetenzzentrum für digitale und erneuerbare Energiesysteme in Stegersbach. Der imposante Bau ist gerade auf der Zielgeraden und soll im Oktober offiziell eröffnet werden. 2005 hat sich der Südburgenländer mit seiner Firma Energiekompass selbstständig gemacht. Bisher hat er mehr als 120 Gemeinden bei Fotovoltaik-Projekten betreut, darunter ist auch die größte Anlage Österreichs für den Verbund mit 18 Megawatt Leistung.

„Entscheidend für die erneuerbare Energie ist aber, dass nach dem Bau der Anlage nicht aufgehört wird, weiter zu denken“, sagt Schneemann. Es brauche Speicher, damit der Strom nicht verloren gehe und effektiv genutzt werden könne. Die erneuerbare Energie hat Schneemann schon immer interessiert. „Ich brenne für dieses Thema, denn wir müssen etwas tun und ich will meinen Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen“, sagt der gebürtige Südburgenländer.

Modellregion

In der Klima- und Energiemodellregion Act4Energy will er erneuerbare Energie weiterdenken und von Stromproduktion über Speicher bis Verbrauch alles koordiniert zum Endverbraucher bringen. Zehn Gemeinden aus den Bezirken Oberwart und Güssing arbeiten über Partei- und Bezirksgrenzen hinweg zusammen.

Wie ein Südburgenländer an der Energiezukunft arbeitet

Es geht um Energiemodelle der Zukunft, von der dezentralen Stromversorgung bis hin zur E-Mobilität. Mit einem Projekt in Ollersdorf soll Elektromobilität für die Besucher greifbar werden und E-Autos für Probefahrten zur Verfügung stehen.

„Unser Ziel ist es, mit den Gemeinden ein regionales Energiesystem umzusetzen und zu zeigen, was alles möglich ist“, schildert Schneemann. Fünf EU-Forschungsprojekte laufen bei ihm parallel zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sei gut, von Oberwart mit 7.000 bis Rauchwart mit 300 Einwohnern sind alle Größen vertreten.

„Es ist eine Chance für die Region und bringt auch mehr Touristen“, sagt Schneemann. Schon jetzt kommen zahlreiche Vertreter anderer Kommunen aus den Bundesländern und informieren sich über die Modellregion.

„Wir haben auf der grünen Wiese begonnen und daraus gelernt. Dieses Wissen bieten wir auch anderen an und wollen es wirtschaftlich verwerten“, erklärt der Unternehmer. Mit seinem neuen Kompetenzzentrum in Stegersbach sollen noch mehr Fachbesucher angelockt werden. Das Ziel des Bundes, „Klimaneutralität bis 2030“, hält er für unrealistisch. „Wenn man es ernst meint und sachlich betrachtet, ist die Geschwindigkeit viel zu gering, der vollumfassende Blick ist nicht da. Wenn wir nicht an Tempo zulegen, werden wir es nicht schaffen“, sagt der Experte.

"Wir müssen in die Umsetzung kommen"

In der Technologie und bei den notwendigen Innovationen gebe es „stündlich neue Entwicklungen im Speicherbereich“, sagt Schneemann. Trotzdem sei in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig passiert. In vielen Gemeinden fehle das Verständnis für die erneuerbare Energie. „Die Protagonisten wollen keine Arbeit damit haben, also bieten wir ein ‚Full Service Paket‘ mit allen Förderungen und begleiten sie als Gesamtdienstleister von A bis Z“, sagt Schneemann.

Oft scheitern erneuerbare Energieanlagen an der Finanzierung. „Hier haben wir schon viele Bürgerbeteiligungsprojekte abgewickelt und ein breites Portfolio angelegt, um Projekte umzusetzen“, sagt Schneemann, der kein Freund von Konzepten ist. „Wir müssen in die Umsetzung kommen, nur so können wir etwas bewirken.“

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