Dem Mittvierziger Temmel, der 2020 bei den steirischen Kommunalwahlen im tiefschwarzen Pinggau (hart an der burgenländischen Grenze) auf einem aussichtslosen Platz für die SPÖ kandidiert hat, eilt ein guter Ruf voraus. Der frühere Vize-Kabinettschef des ehemaligen Rechnungshof-Präsidenten Josef Moser und spätere Büroleiter (2013 bis 2019) des steirischen SPÖ-Vizelandeshauptmanns Michael Schickhofer soll wohl dafür sorgen, dass die zahlreichen politischen Vorhaben und Begehrlichkeiten seines neuen obersten Chefs, LH Hans Peter Doskozil, rasch und dabei ohne rechtliche Beanstandung umgesetzt werden. Dass Doskozil ihm das zutraut, hat vielleicht auch damit zu tun, dass auch Temmel gelernter Polizist ist.
Die Besetzung dieser Spitzenposition in der Landesverwaltung wirft aber auch die Frage auf, was aus der Verwaltungsreform der rot-blauen Landesregierung geworden ist. Hatten Doskozils Vorgänger Hans Niessl (SPÖ) und dessen Vize Hans Tschürtz (FPÖ) von 2015 bis 2019 „schlanke Strukturen“ beschworen und die Zahl der Abteilungen von zehn auf sieben sowie die Stabsstellen von acht auf vier reduziert, fährt die Bürokratie-Lokomotive unter dem „Verstaatlicher“ Doskozil wieder in die andere Richtung.
Mittlerweile gibt es 14 Abteilungen oder Stabsabteilungen – und seit dem Amtsantritt der roten Alleinregierung Anfang 2020 zusätzlich Gruppen, die jeweils mehrere Abteilungen umfassen.
Auf Verwaltungsebene steht über den fünf Gruppenleitern nur noch Landesamtsdirektor Ronald Reiter – auch er hat seine Berufslaufbahn als Polizist begonnen.
Die bisher vier Gruppen wurden heuer um eine fünfte erweitert. Zum Vergleich: Die Steiermark hat viermal so viele Einwohner wie das Burgenland und kommt mit insgesamt 17 Abteilungen aus, Gruppen gibt es keine.
Doskozil stockt aber nicht nur ganz oben auf. Zum Ende der Ära Niessl Anfang 2019 waren 2.053 Mitarbeiter in der Landesverwaltung beschäftigt, nach knapp zwei Jahren Doskozil Ende 2020 bereits 2.313.
Personalzuwachs gibt es auch in den immer neuen Gesellschaften der Landesholding. Ein Trio hat sich für die Sport GmbH beworben. Demnächst mehr davon.
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