WWF warnt davor, Wasser in den Neusiedler See einzuleiten

Das Ufer des Neusiedler Sees, Menschen liegen auf dem Holzsteg, ein Mann in Badehose geht ins Wasser
Die Umweltorganisation sieht darin den "folgenschwersten Eingriff seit 100 Jahren". Das Land Burgenland verweist auf eine Machbarkeitsstudie.

Die Umweltorganisation WWF warnt vor einer künstlichen Wasserzuleitung in den Neusiedler See. Die Dotierung wäre der folgenschwerste Eingriff seit 100 Jahren und ökologisch höchst riskant, hieß es in einer Aussendung am Dienstag.

Stattdessen wird ein besserer Wasserrückhalt gefordert. Aktuell befinden sich das Welterbe-Sekretariat der UNESCO und das Ramsar-Sekretariat auf einer "Advisory Mission" am See, um sich über die Pläne für die Zufuhr zu informieren.

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Verlust des Salzes

"Eine Zuleitung von Fremdwasser würde den salzhaltigen See zusehends aussüßen und letztlich zum völligen Verlust des Salzes führen", erklärte Bernhard Kohler vom WWF. Die Aussüßung habe mit dem Bau des Einserkanals vor 100 Jahren begonnen und sei bereits gefährlich weit fortgeschritten.

"Eine Zuleitung von kalkhaltigem Donauwasser würde die Ausschwemmung beschleunigen und dem See den Rest geben." Mit der Zuleitung würde der Neusiedler See außerdem an "Selbstreinigungskraft" verlieren, es würde zu "massiven Algen-Vermehrungen" und zu einer beschleunigten Verschlammung und Verlandung des Sees kommen.

WWF empfiehlt neue Art von Wassermanagement

Anstelle des Donauwassers bräuchte es laut WWF ein anderes Wassermanagement in der Region. Hochwasser dürften nicht mehr im bisherigen Umfang abgeleitet werden. Dafür müssten die in der Vergangenheit abgetrennten, großen Überschwemmungsräume wieder an den See angebunden werden, da sie bei Hochwasser Reserven für Trockenzeiten speichern können.

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"Das ist besonders angesichts der Klimakrise notwendig. Sie führt nicht nur zu länger dauernden Dürreperioden, sondern auch zu stärkeren Hochwasserereignissen", so Kohler.

Land: See könnte durch Zuleitung langfristig gerettet werden

Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) betonte hingegen ebenfalls in einer Aussendung, dass der Neusiedler See nur durch die Zuleitung aus der Donau langfristig abgesichert werden könne und verwies auf eine Machbarkeitsstudie, die das Land in Auftrag gegeben hatte.

"Wir unternehmen alles, um den See in all seinen Facetten und seiner Vielfältigkeit nachhaltig abzusichern - dabei ist eine Zuleitung zentraler Bestandteil unserer Bemühungen", so Dorner.

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Die Machbarkeitsstudie habe nach Untersuchung der chemischen Eigenheiten klar ergeben, dass das Wasser der Donau geeignet und eine Zufuhr unter Einhaltung bestimmter Bedingungen und des Ausmaßes der Dotation möglich ist.

Zentral für den Erhalt des Neusiedler Sees seien auch die Initiativen zur Schlammbeseitigung in den Seegemeinden der vergangenes Jahr gegründeten Seemanagement Burgenland GmbH. Nach der Beseitigung von mehr als 40.000 Kubikmetern Weichschlamm in der letzten Saison starte man nun im Eigenbetrieb mit neuen Geräten und eigenem Personal, erklärte Dorner.

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