Wie dem „stillen Baumeister“ das Comeback gelang

Wie dem „stillen Baumeister“ das Comeback gelang
Der Biber erobert seinen Lebensraum zurück, seine rege Bautätigkeit sorgt aber auch für Konflikte. Das Bibermanagement versucht, Konflikte zu lösen.

Er ist das größte Nagetier Europas und galt in den 1860er-Jahren als ausgerottet. Jetzt taucht der Biber (Castor fiber) wieder öfter auf, mittlerweile gibt es 184 Reviere mit etwa 600 Tieren im Burgenland. Grund für die steigende Population ist auch, dass der Nager unter Schutz steht.

Am Dorfaubach im mittelburgenländischen Draßmarkt hat eine Biberfamilie seit Jahren ihr Zuhause. Die fleißigen Nager haben Bäume gefällt und Wasser aufgestaut. Dadurch wurde der Bach, der durch Erlenbruchwälder führt, auffallend umgestaltet.

Am Dienstag machen sich Vertreter von Land, Naturschutzbund, des Esterhazy-Landwirtschaftsbetriebs Pannatura sowie der Gemeinde ein Bild vom Biberrevier.

Wie dem „stillen Baumeister“ das Comeback gelang

Besichtigten das Biberrevier: Klaus Michalek (Naturschutzbund), Clara Noé-Nordberg (Pannatura), LH-Stv. Astrid Eisenkopf, Bibermanagerin Franziska Bauer, AntonWiedenhofer (Bürgermeister, Draßmarkt; Bild von links)

Kurbelt Biodiversität an

Wie kaum eine andere Tierart verändere der Biber die Landschaft: „Davon profitieren auch teilweise gefährdete Arten, die auf liegendes und stehendes Totholz angewiesen sind“, sagt Klaus Michalek, Geschäftsführer und Biotopmanager des Naturschutzbundes.

Besetzt der Nager als „Single“ oder als Familie mit rund fünf Mitgliedern einen Gewässerabschnitt, kurbelt der „stille Baumeister“ die Biodiversität an. Gefährdete und teils verloren geglaubte Tierarten haben sich durch ihn wieder angesiedelt – darunter Amphibien, Insekten (wie seltene Libellen) und Vögel.

Lässt Grundwasserspiegel steigen

Die Vergrößerung der Wasserfläche und die Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit lässt zudem den vielerorts zu niedrigen Grundwasserspiegel wieder ansteigen.

Doch nicht immer ist der Nager, auf dessen Speiseplan die Rinde von Bäumen steht, willkommen. Biberdämme werden zuweilen von Landwirten oder Anrainer kritisch gesehen.

(Finanzielle) Herausforderungen

"Nicht selten führt dies durch Überschwemmungen, Fraßschäden und Untergrabungen zu Konflikten mit der land- und forstwirtschaftlichen Flächennutzung und stellt Bewirtschafter vor finanzielle Herausforderungen, die im Moment nicht abgegolten werden", so Clara Noé-Nordberg, Fachreferentin für Naturschutz der der Pannatura GmbH.

Eine Außernutzungsstellung von betroffenen Flächen sei oftmals nicht möglich. Der Dorfaubach in Draßmarkt sei da ein Positivbeispiel, bei dem die Integration des Bibers in die heutige Kulturlandschaft  durch Umsetzung einer naturnahen und umsichtigen Bewirtschaftung gelungen sei.

Größe
Der Europäische Biber wird  80 bis  100 Zentimeter lang und hat dazu eine Schwanzlänge von bis zu 35 Zentimeter. Ausgewachsene Tiere wiegen bis zu 36 Kilo, sie ernähren sich  pflanzlich

Unterschutzstellung
Der Nager unterliegt dem burgenländischen Naturschutz und Landschaftspflegegesetz 1990. Für Dammentfernungen oder  den Abfang ist eine  Ausnahmegenehmigung (Bescheid)  erforderlich

Bibermanagement

Um Konflikte zu beseitigen, setzt das Land seit 2015 auf ein Bibermanagement. Ziel ist es, Lösungen mit der größtmöglichen Wirkung für Betroffene und dem geringstmöglichen Eingriff für den Biber sicherzustellen, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ).

Präventiv werden etwa Bäume mit Gittern geschützt, Elektrozäune sollen hungrige Nager vor den Feldfrüchten fernhalten, erklärt Bibermanagerin Franziska Bauer. Drainagen mit Rohren oder Elektrozäune bei den Dämmen sorgen mitunter dafür, dass Gewässer nicht allzuhoch aufgestaut werden.

Lebensraum unter Schutz gestellt

Um den Lebensraum der Nager zu sichern, hat der Naturschutzbund 136 Hektar in 120 Gebieten angekauft und unter Schutz gestellt. Zwei weitere Flächen sind derzeit in Planung. „Kauf oder Pacht ist oft der einzige dauerhafte Weg, Grundeigentümer fair zu entschädigen und wertvolle Lebensräume für den Biber gesichert zu bewahren“, so Michalek.

Weitere Projekte für gefährdete Wildtiere

Der Naturschutzbund hat sich neben dem Projekt „Maßnahmen zur Akzeptanz des Bibers im Burgenland“, das von EU und Land Burgenland gefördert wird, auch dem Schutz anderer gefährdeter Tierarten verschrieben.

Ganz oben auf der Roten Liste  steht das Ziesel, sagt Klaus Michalek vom Naturschutzbund. Etwa 2.000 bis 2.500 der Nagetiere aus der Familie der Hörnchen siedeln noch auf burgenländischem Boden, vor allem auf der Parndorfer Platte. Der Lebensraum der Ziesel, der Trockenrasen, wird durch Menschen jedoch zunehmend eingeschränkt. Das Ziesel-Monitoring, das bis September läuft, soll Aufschluss über die Bestandsentwicklung liefern.

Eule und Kröte

Vom Aussterben bedroht ist unter anderem auch die Zwergohreule. Gemeinsam mit Birdlife und der ARGE Streuobst führt der  Naturschutzbund im Südburgenland  ein Projekt durch, um dem Vogel wieder Aufwind zu verschaffen.
Um das Sinken des Bestands  zu stoppen, läuft derzeit auch ein Artenschutzprojekt für die Wechselkröte.

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