Weinlese im Burgenland: Gute Qualität, weniger Ertrag
Nach mehreren Wochen des geschäftigen Treibens ist in den burgenländischen Weingärten Ruhe eingekehrt. Die Lese ist zum Großteil abgeschlossen, nur einige Trauben für den Prädikatswein harren noch ihrer Ernte im November.
Die gute Nachricht: Die Qualität ist „sehr zufriedenstellend“, zieht der Präsident des burgenländischen Weinbauverbandes, Andreas Liegenfeld, eine erste Bilanz. Einziger Wermutstropfen sei, dass der Ertrag heuer etwas, „aber nicht dramatisch“, unter dem langjährigen Durchschnitt von 700.000 Hektoliter liegen werde. Liegenfeld rechnet nach ersten Einschätzungen mit rund 650.000 Hektolitern Ertrag aus dem heurigen Weinjahr.
Die Qualität sei dafür „perfekt“. Das heurige Frühjahr sei etwas kühler gewesen, dadurch sei der Austrieb der Blüten erst später erfolgt. Danach waren die Temperaturen hoch, im Juni und Juli habe es ausreichend Niederschlag gegeben. „Die Erntezeit war optimal. Die Trauben sind gesund, fruchtig, haben eine schöne Säurestruktur – das ergibt auch einen guten Wein.“
Matthias Siess, Obmann der Wein Burgenland und Winzer in Oggau (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) zieht ein ebenso positives Resümee: „Im August hat es wegen des kühlen Wetters und des Regens zwar noch schlechter ausgeschaut. Aber der September hat das mit dem sonnigen Wetter wieder aufgeholt“, schildert Siess die idealen Bedingungen der vergangenen Wochen. Die Beeren seien zwar etwas kleiner als sonst, was sich auch in der Erntemenge niederschlage. „Dafür sind sie aber intensiver und würziger im Geschmack.“
Erntehelfer fehlen
Geerntet werde übrigens immer weniger von Hand. Weil immer weniger Erntehelfer zu finden seien, setzte man zusehends auf Maschinen. Ähnlich wie beim Lohndreschen im Ackerbau, übernehmen immer öfter Lohnunternehmen die maschinelle Traubenernte. „Das ist nicht nur günstiger, sondern auch effektiver als die händische Lese“, erklärt Siess. Nur in speziellen Lagen werde wohl auch in Zukunft manuell gelesen werden müssen.
Bislang, sagen beide Weinexperten, sei die burgenländische Weinwirtschaft jedenfalls relativ gut durch die Pandemie gekommen. Auch am freien Traubenmarkt gebe es wegen der Preise keine Beschwerden, wie es in den vergangenen Jahren der Fall gewesen ist. Ab „60 Cent aufwärts“ werden jetzt pro Kilogramm bezahlt, wissen Liegenfeld und Siess.
Die Absatzmärkte haben sich in der Pandemie allerdings verschoben. Während es bei der Gastronomie Einbußen gebe, sei der Onlinehandel immer stärker gefragt. „Und die Weinbauern sind draufgekommen, dass der Ab-Hof-Verkauf kein schlechtes Geschäft ist“, sagt Siess. Auch der Export hat in den vergangenen Monaten zugenommen, nur die Ausfuhr in den asiatischen Markt ist markant eingebrochen. Schuld daran seien die hohen Transportkosten, die sich nun vervierfacht haben. „Da zahlt sich der Export derzeit meist gar nicht aus“, rechnet Siess vor.
Summasummarum sehe man jedoch optimistisch in die Zukunft. Nach coronabedingten Absagen für größere Veranstaltungen legt man das Augenmerk jetzt auf kleinere Events rund um das Martiniloben am Neusiedler See. Da können auch die ersten Jungweine probiert werden.
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