Weinernte 2018: Bester Jahrgang seit sieben Jahren
Hitze, Trockenheit und viel Sonne über Monate hinweg waren die herausfordernden und – unterm Strich – positiven Zutaten für den Jahrgang 2018. Die meisten Winzer in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland waren zwar von April bis Herbst gestresst, aber letztlich zufrieden. Gingen viele Weinbauern noch von überaus kräftigen Weinen aus, zeigen sich jetzt andere, angenehme Genussnoten: die reichen von erfrischend bis eher kräftig.
Aus Sicht der Statistik Austria waren für 2018 zwei Dinge charakteristisch: die kurze, bereits Ende Mai abgeschlossene Rebblüte und die außergewöhnlich frühe Lese ab Mitte August, bedingt durch die hohen Temperaturen, die einen Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen lieferten.
„Perfekte Bedingungen“
„Es waren perfekte Bedingungen“, bilanziert Andreas Liegenfeld. Angesprochen auf die Weinernte des Vorjahres blickt der Winzer aus Donnerskirchen im Bezirk Eisenstadt, und Präsident des Burgenländischen Weinbauverbandes gerne zurück: „Wir hatten – angefangen vom Austrieb, über die Blüte bis hin zur Ernte – keine elementaren Schädigungsvorfälle.“ Zwar hätten kleinräumige Unwetter so manche Rebflächen zerstört, dem Gesamtergebnis habe dies aber keinen Abbruch getan.
Das belegen auch die aktuellen Zahlen der Statistik Austria: 2,75 Millionen Hektoliter wurden 2018 in Österreich erzeugt – um elf Prozent mehr als im Jahr davor und fast ein Viertel (24 Prozent) über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Eine ähnlich gute Weinernte hat es zuletzt 2011 gegeben. Vor allem Ostösterreich hat mit einer gestiegenen Traubenmenge zum positiven Ergebnis beigetragen.
Doch was ist für Liegenfeld das Geheimnis des Erfolges? „Der Weinbau ist der Profiteur des Klimawandels“, sagt Burgenlands Weinbau-Präsident. Auch wenn in ganz Europa aufgrund der immer heißeren Sommer die Trauben immer früher gelesen werden, würde Österreich die Effekte mit besonderer Kraft zu spüren bekommen, schrieb jüngst auch die britische Weinkritikerin Jancis Robinson in der Financial Times. Während Weinproduzenten in Deutschland und Österreich viel gemeinsam hätten, seien die österreichischen Rebensäfte weicher und hätten weniger Säure, so Robinson.
„Sehr zufrieden“
Von einer „leicht überdurchschnittlichen Traubenmenge und einem sehr zufriedenen Ergebnis“ spricht Emmerich Knoll junior, Obmann der Winzervereinigung „Vinea Wachau“: „Wir hatten eigentlich mit viel kräftigeren Weinen gerechnet. Aber die Hitze hat sich nicht so üppig wie zunächst gedacht auf die Weintypen übertragen.“ Trotzdem habe man viel rausgeholt, freut sich Knoll. Interessant: In Spitz habe die Lesezeit rund einen Monat länger gedauert als in der östlichen Wachau rund um Loiben.
Auch Fred Loimer, Obmann des „Weinkomitees Kamptal“, findet nur positive Worte. Nach mehreren turbulenten Jahrgängen seien die Weine 2018 „eine absolute Wohltat“. Aufgrund der frühen Ernte seien einige Typen wie Riesling oder Grüner Veltliner sogar leichter als 2017 – und erfrischend.
In der Steiermark waren starke Regenfälle im September und die dadurch bedingte Fäulnis Grund für den Rückgang um rund sechs Prozent im Vergleich zu 2017.
"Sensationelle Qualität"
Winzer Erich Scheiblhofer aus Andau findet für den Jahrgang 2018 nur ein Wort: "Sensationell." Der Wein des Vorjahres sei geprägt von Wärme und Sonnenschein, die Niederschlage im 14-tägigen Rhythmus seien optimal gewesen. "Deshalb war auch die Gesundheit und die Reife der Trauben bei der Ernte beispiellos", sagt der Winzer.
Aber auch Scheiblhofer muss sich auf den bemerkbaren Klimawandel einstellen. "Wir reagieren durch eine Optimierung der Kulturmaßnahmen im Weingarten, wie etwa bei den Laubarbeiten und der Pflege. Bei der Lese selbst machen wir oft die Nacht zum Tag." Der erhöhte Energiebedarf für die Kühlung wird durch die Erweiterung der Photovoltaikanlage ausgeglichen.
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