SOS Kinderdorf: Weihnachtszeit ist auch Krisenzeit
Im SOS Kinderdorf Pinkafeld ist viel los. „In der Vorweihnachtszeit und zum Schulschluss häufen sich die Anfragen bei uns“, sagt SOS-Kinderdorf Leiter im Burgenland Marek Zeliska. Viele Krisen eskalieren in dieser Zeit und oft müssen die Behörden reagieren, um die Kinder zu schützen. Die Corona-Pandemie verschärfe die Situation noch weiter.
Doch die Mitarbeiter des SOS Kinderdorfs springen ein und versuchen, gemeinsam mit den Eltern an Lösungen zu arbeiten. Es gibt zahlreiche Angebote: Von der mobilen Familienarbeit bis zum Eltern-Kind-Wohnen versucht die Organisation, Kinder und Familien durch Krisen zu begleiten.
Gewalt
„Wir haben oft Frauen mit Kindern, die Gewalt erleben und hier erstmal zur Ruhe kommen, aus der akuten Situation rausgebracht werden müssen“, erklärt Zeliska. In eigenen Wohnungen wird professionelle Begleitung geboten. Das kann wenige Wochen bis zu zwei Jahren dauern. „Wichtig ist, bevor Gewalt ausbricht, gibt es noch viele Vorstufen. Wir müssen diese erkennen und dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt“, sagt Zeliska. Ziel sei immer, dass eine Kindsabnahme verhindert wird, oder in Obhut genommene Kinder zur Familie zurückkönnen.
„Gewalt zwischen Eltern mit ansehen zu müssen, traumatisiert. Die Kinder wissen oft nicht, wie sie mit dem Erlebten umgehen sollen, fühlen sich schuldig und ausgeliefert“, weiß Zeliska. Die Spirale sei fatal: Suchtanfälligkeit, selbstverletzendes Verhalten, Aggressionen und vieles mehr kann ausgelöst werden.
Karsten Muhr vom SOS Kinderdorf arbeitet seit Jahren mit betroffenen Familien: „Was Frauen und Kinder brauchen, um sie vor Gewalt zu schützen, ist ein Netzwerk, dem man sich anvertrauen kann.“ Vor allem in der Eltern-Kind-Betreuung können sich Familien, von Experten unterstützt, mit ihren Problemen auseinandersetzen. „An so einem Ort kann mit der Familie gearbeitet werden, um familiäre Herausforderungen, wie Erziehung, Konflikte, Überforderung, zu überwinden und Bewältigungsmöglichkeiten zu finden“, sagt Muhr. Oft könne so die Situation für die Familien verbessert werden.
„Männer, die sich vertrauensvoll mit ihrer eigenen Geschichte, Schuld- und Schamgefühlen auseinandersetzen, haben die Möglichkeit ihr Verhalten zu ändern. Das kann ich aus meiner Diensterfahrung bestätigen“, sagt Muhr. Die Hilfe müsse nur angenommen werden, auch wenn es oft nicht leicht fällt.
Spenden
„Für traumatisierte Kinder müssen wir immer wieder externe therapeutische und psychiatrische Behandlungen organisieren. Meist wird nur ein kleiner Teil der Kosten von den Krankenkassen übernommen“, sagt Marek Zeliska. Deshalb müsse das Kinderdorf finanziell einspringen. Hier brauche es oft noch Unterstützung von Spendern, die für diese Kosten aufkommen können, meint Zeliska.
137 LänderSchon seit 1949 hilft SOS-Kinderdorf verlassenen Kindern und bedürftigen Familien in Österreich und in 137 Ländern. In Imst hat Hermann Gmeiner die erste Einrichtung eröffnet. Heute finden in Österreich derzeit 1.927 Kinder und Jugendliche ein stabiles Zuhause direkt in SOS-Kinderdörfern und angeschlossenen Angeboten. 1.554 Kinder und Familien werden von der Organisation mobil unterstützt und betreut.
Spendenkonto SOS Kinderdorf Burgenland: AT82 2011 1485 1007 6600
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