Weihnachtsmehlspeise: Teuerungen gehen auf den Keks

Im "Pur" Landsee werden die Kekse von Hand gefertigt
Die Nachfrage nach Keksen ist groß. Auch hohe Energiepreise und Teuerungen bei Zutaten bringen Unternehmer ins Schwitzen.

Besinnliche Stimmung, das Leuchten der Kerzen am Adventkranz und weihnachtliche Klänge: in dieser Idylle dürfen auch die beliebten Weihnachtskekse nicht fehlen. Das kleine, von Hand gefertigte Teegebäck erfreut sich nicht nur im Burgenland rund um Weihnachten großer Beliebtheit. Doch wer in den Genuss der süßen Köstlichkeiten kommen möchte, muss sich erstens beeilen und zweitens dieses Jahr etwas tiefer in die Tasche greifen.

In der Backstube von Maria Horvath in ihrem Café Pur im mittelburgenländischen Landsee laufen die Vorbereitungen längst auf Hochtouren. Gemeinsam mit Zuckerbäckerin Angelika Schuh bäckt Horvath Vanillekipferl, Linzeraugen & Co bereits für die bevorstehenden ersten Weihnachtsfeiern. Bestellungen für Weihnachtskekse kann sie keine mehr annehmen. „Wir waren schon im Oktober ausgebucht.“

Weihnachtsmehlspeise: Teuerungen gehen auf den Keks

Das Teegebäck aus dem Café Pur in Landsee ist begehrt. Wer möchte, kann sich dort den Mürbteig zum selber Backen besorgen

"Preise für Schokolade extrem gestiegen"

Die fertigen Kekspackerl verschickt Horvath in ganz Österreich. Um zwei Euro hat sie den Preis pro Kilo der begehrten Kekse heuer angehoben, mit 34 Euro ist das aber vergleichsweise günstig. Mit höheren Energiepreisen habe sie derweil nicht zu kämpfen, sagt die Unternehmerin. „Allerdings sind die Zutaten viel teurer geworden, vor allem bei der Schokolade sind die Preise extrem gestiegen und die Butter kostet statt 1,50 Euro im Vorjahr jetzt 2,50 Euro.“ Auch wenn die Kekse bereits Mangelware sind: Weihnachtstorten, Dessertstücke oder den fertigen Mürbteig zum Selbstausstechen kann Horvath ihren Kunden offerieren.

Hochbetrieb in "Dorli's Backstube"

Auch bei Konditormeisterin Dorothea Kocsis in Unterpullendorf läuft der Backofen heiß. Im Alleingang zaubert sie bis Weihnachten Dutzende Kilo des Teegebäcks. Dabei verwendet sie teilweise Zutaten aus dem eigenen Garten, wie etwa Walnüsse.

Wegen der in die Höhe kletternden Preise für Energie und Ingredienzen musste sie den Preis pro Kilo Mehlspeise von 30 auf 35 Kilo anheben. „Die Kunden haben dafür Verständnis. Und es ist ja auch so, dass diese kleine Mehlspeise sehr viel Arbeit ist, sodass man da kaum etwas verdient“, sagt Kocsis. Bestellungen kann auch sie keine mehr entgegennehmen, sagt Kocsis, die auch Backkurse für Groß und Klein anbietet.

Die Betriebe
66 Bäckereien und etwa 100 Konditoreien – davon etwa die Hälfte mit  Sondergenehmigung –  gibt es  im Burgenland. Die Zahl der Unternehmen ist in den vergangenen 25 Jahren leicht rückläufig, sagt der Innungsmeister der Bäcker, Michael Goldenitsch

71Prozent
der Befragten gaben in einer Studie von Wiener Zucker an, dass Weihnachten ohne Kekse für sie „unvorstellbar“ sei

 

Mit dem Bus zum Kekse-Kauf

Hoch her geht es derzeit auch in „Aloisias Mehlspeis- & Kaffeestubn“ im südburgenländischen Badersdorf. Mehr als 50 verschiedenen Sorten von Weihnachtskeksen werden hier gefertigt. Auch wenn ihre beiden Töchter das Zepter übernommen haben, hilft die 74-jährige Firmengründerin Aloisia Bischof tatkräftig mit.

Täglich kommen Busse mit Kunden, die wegen der berühmten Mehlspeise anreisen. Auch in ihrem Betrieb seien die steigenden Kosten in der Herstellung spürbar. „Aber man kann ja die Teuerung nicht voll auf die Kekse draufschlagen“, sagt Bischof. 34 Euro – um zwei Euro mehr als im Vorjahr – kostet ein Kilo feinster Kekse. Damit befinden sich die genannten Anbieter im unteren Preissegment. Denn für ein Kilo Teegebäck seien im Durchschnitt zwischen 40 bis 45 Euro zu bezahlen, sagt der Innungsmeister von Burgenlands Bäckern, Michael Goldenitsch.

Weihnachtsmehlspeise: Teuerungen gehen auf den Keks

Auch Bäckermeister Goldenitsch hat vor Weihnachten alle Hände voll zu tun

40 bis 45 Euro pro Kilo

Er selbst betreibt in St. Andrä und in Frauenkirchen (Bezirk Neusiedl am See) zwei Filialen. Mit den Preisen der Einzelunternehmen könne ein Betrieb mit mehreren Mitarbeitern – er selbst hat 25 Angestellte – nicht mithalten. „Die Ein-Personen-Unternehmen rechnen meist ihre eigene Arbeitszeit gar nicht. Das ist in einem klassischen Handwerksbetrieb nicht möglich“, sagt Goldenitsch.

Auch bei ihm werden Vanillekipferl & Co seit dieser Woche in die Backöfen geschoben, die Nachfrage ist enorm. Eine Prognose, wie es für die Bäckereien weitergehen wird, könne er nicht nennen. 75 Jahre gibt es den Betrieb, den sein Großvater gegründet hat, schon. „In diesen Jahren gab es immer ein Auf und Ab. Eine Zeit lang, denke ich, kann man das durchstehen.“

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