Was die Landesregierung mit dem Neusiedler Hallenbad vorhat

Seit fast zwei Jahren ist das denkmalgeschützte Hallenbad gesperrt und dem Verfall preisgegeben – das soll sich bald ändern.
Das Land Burgenland will das denkmalgeschützte Hallenbad um 26 Millionen Euro sanieren und ausbauen.

Seinen 45. Geburtstag muss das Hallenbad in Neusiedl am See ohne Badegäste verbringen. Seit März 2020 ist das zwischen 1974 und 1977 im Stil des Brutalismus errichtete Bauwerk wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Die dringend notwendige Generalsanierung wurde durch die Tatsache erschwert, dass das Gebäude seit Juli 2019 unter Denkmalschutz steht – als einziges Hallenbad Österreichs.

Da Renovierungskosten in Millionenhöhe die Mittel der finanziell angeschlagenen Stadtgemeinde weit übersteigen, will nun das Land als rettender „Bademeister“ einspringen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Parteifreund von Bürgermeisterin Elisabeth Böhm, kam am Dienstag nach Neusiedl am See, um einen Plan zu präsentieren, der es in sich hat.

Was die Landesregierung mit dem Neusiedler Hallenbad vorhat

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil präsentierte mit Sport- und Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner, Bürgermeisterin Elisabeth Böhm und Stadtrat Heinz Zitz (alle SPÖ) am Dienstag die Zukunftspläne für das Hallenbad in Neusiedl am See.

 

Das historische Hallenbad und die Saunalandschaft sollen nach den Vorstellungen des Landeschefs nämlich nicht nur entkernt, neu eingerichtet und auf den Letztstand der Technik gebracht werden; zusätzlich soll ein Budget-Hotel (3 Sterne) mit 60 Zimmern, eine Schwimmhalle mit 25-Meter-Bahnen sowie ein Camping- und Mobilheimplatz mit 50 Einheiten errichtet werden. Das alles werde in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt geschehen. „Es war unser Ansinnen, eine nachhaltige, wirtschaftlich darstellbare Lösung zu finden. Mit dem geschnürten Maßnahmenpaket wird der Standort Neusiedl nicht nur nachhaltig abgesichert, sondern deutlich aufgewertet“, erläutert Doskozil.

65 Millionen Schilling hat der Bau des Neusiedler Hallenbads in den Jahren 1974 bis 1977 unter dem damaligen Bürgermeister Hans Halbritter (ÖVP) gekostet.

Brutalismus
Das aus Sicht der 1970er-Jahre top-moderne Hallenbad wurde nach einem Entwurf der  Architekten Stelzer & Hutter im Stil des Brutalismus gebaut.

Denkmalschutz
Seit seiner Eröffnung vor 45 Jahren ist die Bausubstanz des Hallenbades fast vollständig unverändert geblieben. Was unter anderem dazu führte, dass es 2019 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
 

Die Kostenrahmenschätzung für die Hallenbad-Sanierung und das neue Tourismusprojekt liegt bei 26 Millionen Euro. Gebaut soll es von der Landesimmobilien Burgenland, betrieben von einer noch zu gründenden Landes-Gesellschaft mit 33 bis 38 Mitarbeitern werden.

Das Land Burgenland würde das Hallenbad mit einem angrenzenden Areal (Gesamtfläche: sieben Hektar) zum symbolischen Mietzins von einem Euro jährlich für 49 Jahre übernehmen. Die neuen Gebäude würden als Superädifikate (Bauwerk, das auf einem fremden Grund errichtet wird, Anm.) errichtet werden und nach Ablauf der fünf Jahrzehnte in den Besitz der Stadtgemeinde übergehen. Neusiedl am See soll einen jährlichen Kostenzuschuss von 300.000 Euro leisten – und erhofft sich 35.000 Nächtigungen im Hotel mit den entsprechenden Mehreinnahmen aus der Ortstaxe.

2024 könnte Eröffnung gefeiert werden

Ende 2024 könnte der Hallenbad-Komplex eröffnet werden. Zunächst will sich die Landesregierung ihre Pläne aber noch von der städtischen Volksvertretung absegnen lassen: Ohne mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss wird auch nicht gebaut. Da die SPÖ von Bürgermeisterin Böhm nur zehn von 25 Sitze im Gemeinderat besetzt, muss sie sich nun Verbündete suchen, damit das Großprojekt umgesetzt werden kann.

Eisenstadt will auch Geld

In die Jahre gekommen sind auch die Hallenbäder in Pinkafeld und Eisenstadt. In der Landeshauptstadt gab es 2021 Sanierungsarbeiten um rund 1,4 Millionen Euro. Eine Absage vom Land gab es allerdings für Ausbaupläne der Stadt. „Wenn das Land wirklich 26 Millionen Euro in das Hallenbad Neusiedl investiert, fordern wir im Sinne der Gleichbehandlung eine entsprechende Unterstützung für das Hallenbad Eisenstadt“, sagt Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP). 7,5 Millionen Euro hätte eine 50 Meter Bahn gekostet. „Das bedeutet bei der üblichen Drittelung je 2,5 Millionen Euro für Bund, Land und die Stadt“, sagt Steiner. 

Auch in Pinkafeld sind zumindest drei bis dreieinhalb Millionen nötig, um das Hallenbad zu modernisieren. Hier ist SPÖ-Bürgermeister Kurt Maczek zuversichtlich, dass Hilfe vom Land kommt. „Wir haben ja auch den Eislaufplatz und ein Sportzentrum, hier evaluieren wir gerade die Möglichkeiten für einen Umbau“, meint Maczek. Einen Zeitplan gebe es für die Sanierung  noch nicht. „Ich bin sicher, dass der Landeshauptmann uns  unterstützt“, sagt Maczek. 

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