Warum Verkleiden im Fasching gut für die Psyche ist
Corona, Krieg in der Ukraine, explodierende Kosten und schlechte wirtschaftliche Prognosen. Während sich die einen fragen, ob Feiern in Zeiten wie diesen überhaupt angebracht ist, geben andere vielleicht gerade deshalb Vollgas, wie ja auch in der Silvesternacht zu sehen war.
Der Fasching ist jedenfalls eine Zeit, in der seit jeher viel gefeiert wird.
Das ausgelassene Feiern ist tief in der europäischen Kultur verwurzelt, Menschen schlüpfen in lustige Verkleidungen oder festliche Roben und gehen zum Gschnas oder zu Bällen. Und das ist auch gut so, meinen die Experten des burgenländischen Landesverbandes für Psychotherapie.
Begründet wird das mit sechs Punkten, alle unter dem Motto „Im Fasching darf die Seele tanzen“.
Sechs Punkte, warum Verkleiden im Fasching gut für die Psyche ist:
- Persönlichkeit
So ist etwa das Verkleiden eine Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen und sich in diese Erlebniswelt hineinzuversetzen. So kann man sich selbst ganz natürlich jene Eigenschaften zuschreiben, die dieser Verkleidung zugeschrieben werden und die man vielleicht selber gerne hätte. Diese positiven Eigenschaften des Kostüms kann man dann selber ausprobieren und am eigenen Leib erfahren.
- Ausgelassen sein
Ein weiterer Aspekt ist, dass der Einzelne über die Grenzen seiner vertrauten, vernunftbasierten Welt hinausgehen kann, um andere, völlig fremde Rollen zu erfahren. Man kann vom Alltag loslassen, Pflichten vorübergehend auslassen und manch Verborgenes, das vielleicht tief in einem schlummert, rauslassen.
- Die dunklen Seiten
Die neue Maske kann aber nicht nur sozial anerkannte Werte darstellen, sondern kann auch die Schattenseiten von sich selber spiegeln, die sonst nicht gelebt werden können. Das Annehmen dieser dunklen Seite in Form einer Verkleidung kann auch Scham und Schuldgefühle reduzieren. Wir können uns dann besser akzeptieren als Ganzes mit unseren Schwächen und Fehlern.
- Gesellschaftliche Normen
Noch ein Aspekt ist die Möglichkeit, einmal die gängigen gesellschaftlichen Normen zu verwerfen. Die Maskerade ist dabei unterstützend: Man kann leichter in eine Rolle schlüpfen, die vielleicht im Alltagsleben verwerflich wäre. Man kann das ausleben, was sonst nicht möglich oder verpönt ist. Durch die Kostümierung gleichen sich auch gesellschaftliche Hierarchien aus.
- Angstbewältigung
Es ist Flexibilität und Mut erforderlich, probeweise in einen anderen Charakter hinein zu schlüpfen. Vielleicht ist es auch einmal den Versuch wert, in ein Kostüm zu schlüpfen, vor dem man im normalen Leben etwas „Spundus“ hat. Durch diese Konfrontation können sich Ängste verringern lassen.
- Selbstreflexion
Man kann den Fasching aber auch zum Anlass nehmen, um sich zu fragen: Welche Maske trage ich in meinem Alltag? Zeige ich mich wirklich so, wie es meinem Inneren entspricht oder mache ich den anderen oder mir was vor? In welchen Bereichen muss ich mich bewusst stark verbiegen, um mich einer Rolle anzupassen?
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