Warum ein Grüner nicht zum Blauen kam
Es wäre ja zu schön gewesen: In den vergangenen zwei Jahren hat die FPÖ Burgenland in erster Linie mit Parteiausschlüssen und -austritten Schlagzeilen gemacht. Besonders groß war deshalb wohl die Freude, als Klubchef Hans Tschürtz am Mittwoch vergangener Woche eine Presseeinladung verschicken ließ: „Knalleffekt: Mattersburger Gemeinderat wechselt zu ,Johann Tschürtz – Vorwärts Mattersburg‘“, lautete die knallige Botschaft.
Der Loipersbacher Tschürtz, der in seiner neuen Wahlheimat Mattersburg Bürgermeister werden möchte und mit einer eigenen Liste unter blauer Flagge antritt, wollte am vergangenen Freitag den einzigen grünen Gemeinderat im roten Mattersburg, Werner Graser, als Neuzugang präsentieren.
Am Donnerstagabend war der Luftballon aber schon wieder geplatzt, die Pressekonferenz wurde lapidar abgesagt.
Rückzugsversionen
Aber was ist passiert? Graser sei „leider mit vielen heftigen, negativen Reaktionen konfrontiert“ gewesen, wurde Tschürtz in der Kronenzeitung zitiert. Und: „Manche Beschimpfungen und Drohungen (...) gingen sehr ins Persönliche“.
In der grünen Landespartei hat man eine andere Wahrnehmung, wie ein Sprecher erklärt. Graser habe eigentlich nicht mehr kandidieren wollen, weil er beruflich so engagiert sei. Dann habe ihn Tschürtz aber angesprochen und den Wechsel des Grünen zum Blauen „voreilig“ verkündet, denn es habe von Graser noch „keine fixe Zusage“ gegeben. Graser sei offenbar auch nicht gleich klar gewesen, dass eine Kandidatur bei einer anderen Liste automatisch den Parteiausschluss bei den Grünen nach sich ziehe. Man habe mit Graser aber alles ausgeredet, das Gemeinderatsmandat werde Elisabeth Mendoza übernehmen.
Graser selbst sagt auf Anfrage des KURIER, wer ihn denn beschimpft und Druck ausgeübt habe: „Dazu möchte ich keine Angaben machen. Ich persönlich würde meine Meinung über jemand anderen nicht so kundtun wie diese Personen“.
Gemeindearbeit
Und wie könne es sein, dass ein Grüner zu den Blauen wechselt, wo doch die Parteien als Antipoden schlechthin gelten? Das sieht Graser nicht so eng. „Es geht immer um die Arbeit für Mattersburg. Da haben wir alle viele gemeinsame Baustellen und Projekte zu erledigen“. Es sei klar, dass es bei der Umsetzung politischer Vorhaben immer wieder zu verschiedenen politischen Konstellationen komme. Aus welcher politischen Ecke jemand komme, sollte bei der Zusammenarbeit im Gemeinderat nur „eine untergeordnete Rolle“ spielen. Graser: „Das ist meiner Meinung nach Gemeindearbeit. Ich persönlich stehe auf den Standpunkt, je mehr Köpfe mitdenken, umso besser werden Lösungen für unsere Stadt“.
Graser wird sich seinen Kopf künftig jedenfalls weder für die Grünen, noch für Tschürtz‘ „Vorwärts Mattersburg“ zerbrechen.
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