Warnende Werber sehen Konkurrenz durch Landesagentur

Warnende Werber sehen Konkurrenz durch Landesagentur
Werbewirtschaft sieht „steuerfinanzierte Konkurrenz am freien Markt“ durch landeseigene Agentur. Landesholding verweist auf das Vergaberecht

Das Verhältnis des Landes zur privaten Wirtschaft ist schon länger belastet. Dafür sorgen Gründungen von Gesellschaften, wie etwa im Bereich der Pflege oder im gemeinnützigen Wohnbau, aber auch die Einführung des Mindestlohns von 1.700 Euro netto im landesnahen Bereich. Seitens der SPÖ bekenne man sich dazu, dass „die öffentliche Hand ihre Aufgaben dort verantwortungsvoll wahrnimmt, wo die Bevölkerung Schutz und Sicherheit braucht“, schreibt Landesgeschäftsführer Roland Fürst in einer Aussendung zum aktuellen Fall.

Auslöser dafür ist großer Ärger unter den knapp 1.000 Werbetreibenden, also Agenturen, Grafiker, Eventorganisatoren, Fotografen und Videoproduzenten. Die kritisieren nämlich in einem offenen Brief an die Landesregierung die „unfaire Konkurrenz durch die Landeskommunikationsagentur“. Dort gibt es eine Inhouse-Agentur mit demselben Namen, sie ist auch am freien Markt tätig.

Stein des Anstoßes ist laut Standesvertretung ein Werbemailing an burgenländische Unternehmen. Konkret werden in diesem Schreiben diverse Dienstleistungen – von PR-Arbeit bis zum Erstellen von Videofilmen und Werbekampagnen – angeboten.

„Totengräber“

Für Burgenlands Kreativszene „ein Verstoß gegen das Fairnessgebot“, sagt der Obmann der Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer, Ronald Fenk: „Die ursprünglich als Inhouse-Agentur für die landeseigenen Betriebe gegründete Kommunikation Burgenland agiert am freien Markt.“ Das gehe deshalb nicht, weil den privaten Unternehmen Konkurrenz gemacht werde und das steuerfinanziert. Die Schlussfolgerung: „Die öffentliche Hand agiert zunehmend als Totengräber der burgenländischen Wirtschaft.“ Deshalb fordert die Werbewirtschaft ein „Ende der unternehmerfeindlichen Politik der Landesregierung“.

„Parteipolitik“

Die reagierte am Feiertag wie eingangs erwähnt in Person von SPÖ-Landesgeschäftsführer Fürst. Der sieht im offenen Brief eine „parteipolitisch motivierte Aktion auf Kosten der Kammermitglieder“ und erneuert das Bekenntnis zum „starken Staat“. Schließlich habe dieser während der Corona-Krise den Betrieben „den Rücken gestärkt“.

Womit wir von der wirtschaftlichen auf die politische Ebene wechseln – und die Stellungnahme der ÖVP zur aktuellen Aufregung nicht lange auf sich warten ließ. „Unternehmerfeindliche Verstaatlichungspolitik“, ortet etwa Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas und ätzt in Richtung Fürst: „Dass ein SPÖ-Landesgeschäftsführer auf einen offenen Brief an die Landesregierung reagiert, bestätigt einmal mehr, dass die SPÖ das Land als Selbstbedienungsladen sieht.“ Noch weitaus aggressiver die FPÖ. „Über dem Landhaus sollte nicht die Regenbogenfahne, sondern das rote Banner mit Hammer und Sichel wehen“, so Landesparteiobmann Alexander Petschnig, der sich an „die dunkelsten Stunden der DDR oder das Venezuela von Hugo Chavez“ erinnert fühlt.

Die Landesholding selbst sieht einen „unsachlichen öffentlichen Angriff“, so Geschäftsführer Hans Peter Rucker. Schließlich würde man auch selbst private Firmen beauftragen. Außerdem sei die Tätigkeit der Inhouse-Agentur laut Vergaberecht mit maximal 20 Prozent ihres Umsatzes beschränkt. „Das sollte der Wirtschaftskammer bekannt sein.“

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