Um Leute aufzurütteln, sollten "alle Wirte einmal zusperren"

Um Leute aufzurütteln, sollten "alle Wirte einmal zusperren"
Gastwirte klagen, kaum jemand wolle am Wochenende arbeiten. Das führt nun zu ersten Ausfällen und Verschiebungen. Wirt Matthias Mirth wünscht sich einen Schulterschluss.

Rund 800 offene Arbeitsstellen im Gastronomiebereich gab es im Burgenland im vergangenen Juni – das bekommt die Branche aktuell zu spüren.

Wirt Matthias Mirth aus Eltendorf muss am kommenden Samstag, eigentlich einem der stärksten Tage der Woche, seinen Gasthof „Kirchenwirt“ aufgrund von „massivem Personalmangel“ zusperren.

Neben dem Gasthof in der Ortsmitte betreibt Mirth außerdem noch das Freibad-Restaurant in Jennersdorf und eine Schenke im Eltendorfer Uhudlerviertel. „Es sind etliche Krankenstände dazu gekommen. Jetzt offen zu halten, würde sich nicht auszahlen“, erklärt der Gastronom. Zusätzlich sei der ungarische Arbeitsmarkt an der Grenze zum Burgenland leer gefegt.

Arbeiter abgeworben

Zu attraktiv seien die Angebote des Lebensmittelhandels und der Tankstellen. „Einige wollen nur am Vormittag arbeiten und manche nur unter der Woche. Ich habe eh nur von Samstag bis Mittwoch offen und den einzigen Nachtdienst gibt es am Samstag. Ich weiß nicht mehr, was daran falsch ist“, resigniert Mirth.

Kritik an der Bezahlung der Arbeitskräfte will Mirth nicht gelten lassen: „Wer etwas leistet, bekommt auch sein Geld. Wir reden alle unseren Job immer schlecht, aber man muss sich auch im Betrieb integrieren.“ Der Wirt fordert einen Schulterschluss in der Gastronomie: „Wir als Wirte müssen einfach einmal alle zusperren, um den Leuten zu zeigen, was ihnen dann fehlen wird.“ Schuld an den Problemen sei unter anderem das Sozialsystem: "Für mich ist Sozialsystem schuld, die Leute sitzen in irgendwelchen Kursen. Ich arbeite fast jeden Tag von sechs Uhr morgens bis um Mitternacht."

An Personalmangel leidet auch das Rudersdorfer „Gartl’n“, welches am kommenden Samstag im Sattlerpark stattfinden hätte sollen. Auch hier nennt Organisator Bernhard Pranger „organisatorische und personelle“ Gründe für die Verschiebung auf den 19. November.

WK: „Viele Fake News“

Franz Perner, innerhalb der Wirtschaftskammer für Tourismus und Freizeitwirtschaft zuständig, kennt das Problem: „Aktuell ist die Lage verschärft durch Corona und Urlaube.“ Guten Leuten würde „weit über dem Kollektivvertrag“ gezahlt werden.

Kritik an der Branche akzeptiert Perner so nicht: „Fünf Prozent schwarze Schafe gibt es überall. Die ganze Branche wurde durch die Arbeitnehmervertretung verunglimpft. Viele Meldungen waren Fake News, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, meint der Kämmerer.

Um Leute aufzurütteln, sollten "alle Wirte einmal zusperren"

Für Franz Perner sind Jobs in der Gastronomie attraktiv

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