Trinkwasser für Wasserstoff? Neue Kritik an Großprojekt in Zurndorf

Markus Ulram, Werner Falb-Meixner und Gerald Handig von der ÖVP-Bezirk Neusiedl am See.
Laut ÖVP soll das geplante Elektrolysewerk sein Wasser nicht nur aus einem Feldbrunnen, sondern auch vom Wasserleitungsverband beziehen.

Auf Zurndorfer Gemeindegebiet soll in den kommenden Jahren eines der größten Wasserstoffprojekte Österreichs realisiert werden. Auf einer zehn Hektar großen Fläche planen Burgenland Energie und Verbund die Errichtung eines Elektrolyseurs, der im Endausbau ab dem Jahr 2031 bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren soll.

Neben erneuerbarer Energie, von der im Nordburgenland jede Menge produziert wird, braucht man dazu auch Wasser. Viel Wasser. Um genau zu sein: Um ein Kilogramm Wasserstoff herzustellen, werden neun Liter Wasser benötigt. 

Um die Frage, woher dieses Wasser kommen soll, ist im regelmäßig von Trockenheit geplagten Bezirk Neusiedl am See ein Streit entbrannt. Vonseiten der Burgenland Energie heißt es, dass das Wasserstoffwerk einen eigenen Feldbrunnen bekommen wird, der für eine maximale Durchflussmenge von 25 Litern pro Sekunde ausgelegt und damit mit einem gewöhnlichen landwirtschaftlichen Brunnen vergleichbar sei. 

Bei einer Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht wurde nun bekannt, dass offenbar auch der Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland (WLV) Lieferant für das Elektrolyse-Werk werden soll. 

Grund genug für Werner Falb-Meixner, den Sprecher der Interessensgemeinschaft Wasser und früheren ÖVP-Bürgermeister von Zurndorf, am Montag zu einer Pressekonferenz einzuladen. "Wir dürfen unser kostbares Trinkwasser nicht für die Profite der Burgenland Energie opfern. Was passiert bei einer Wasserknappheit, wer muss dann als erstes abdrehen?", fragte Falb-Meixner.

Auf KURIER-Anfrage zum Thema Wasserverbrauch sagt Burgenland-Energie-Sprecher Jürgen Schwarz: "Im Vollausbau wird von einem Wasserbedarf der Anlage von 775.000 Kubikmetern ausgegangen – und damit rund drei Prozent jener Wassermenge, die die Landwirte aus den rund 6.000 genehmigten Feldbrunnen in der Region entnehmen dürfen.“

Der grüne Wasserstoff soll im Endausbau über eine Pipeline – zunächst aber wahrscheinlich mit Lkw – von Zurndorf in das Industriegebiet im Wiener Umland befördert werden. Falb-Meixner schlägt daher vor, die Wasserstofffabrik gleich in Schwechat zu errichten. Dort stehe genug Donauwasser zur Verfügung und der grüne Strom aus dem Burgenland könnte hingeleitet werden. "Wir sind für alternative, grüne Energie, aber an einem Standort, wo dies auch verträglich und sinnvoll ist", sagt Werner Falb-Meixner. 

Beschwerde abgelehnt 

Die Abteilung 2 (Landesplanung, Gemeinden und Wirtschaft) des Landes Burgenland hat entschieden, dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist. Dagegen haben Falb-Meixner, Anrainer vom nahen Friedrichshof und eine Bewässerungsgesellschaft Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt.  

Wie am Montagabend bekannt wurde, hat das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde zurückgewiesen. Betreffend der Grundwasserentnahme habe das Gericht festgestellt, dass "die Schwellenwerte bei weitem nicht erreicht würden", ließ Burgenland Energie in einer Aussendung wissen. 

Falb-Meixner hat aber bereits angekündigt: "Falls die Entscheidung so ausgeht, dass keine UVP nötig ist, werden wir die nächste Instanz anrufen."

Fürst: Wasser aus Reservoir

Zur Causa äußerte sich auch SPÖ-Klubobmann Roland Fürst am Dienstag in einer Aussendung: „Das benötigte Wasser wird die ersten zwei Jahre dosiert aus einem Reservoir des Wasserleitungsverbandes entnommen und danach aus einem Feldbrunnen. Das Wasser aus dem Feldbrunnen ist nicht für Trink- und Bewässerungswasser geeignet, es wird kein kostbares Trinkwasser entnommen, die ÖVP erzählt hier bewusst Unwahrheiten“.

Burgenland Energie-CEO Stephan Sharma sagte zur Entscheidung des BVwG: „Das Urteil bestätigt, dass die Burgenland Energie bei Erneuerbaren Energieprojekten am Weg zur Energieunabhängigkeit des Burgenlands die Projekte stets im Einklang mit der Umwelt und der Bevölkerung plant. Mit diesem Wasserstoffprojekt, das wir als Wirtschaftswachstums-Chance sehen, nutzen wir neue Technologien für den Fortschritt und die Zukunft des Burgenlands.“ 

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