"Südburgenländischen Weinbergen droht der Ausverkauf"
Die Idylle zwischen den Weinreben lockt immer mehr Menschen in die Weinberge des Südburgenlandes. Die Kellerstöckl gehören seit einigen Jahren zu den gefragtesten Immobilien, die Preise haben sich vervielfacht. Die Interessenten aus ganz Österreich, der Schweiz oder Deutschland haben mit dem Weinbau oft nichts am Hut und suchen Ruhe und Entspannung. Das führt zu Konflikten am Weinberg.
„Es gibt immer mehr Leute, die nur ein schönes Häuschen besitzen wollen, nichts für den Erhalt der Landschaft tun und uns die Arbeit erschweren“, sagt Winzer Uwe Schiefer aus Welgersdorf. Gehe es so weiter, gebe es bald nur mehr Ruinen und Gstätten in den südburgenländischen Weinbaugebieten.
Neue Richtlinie
Ein uraltes Kellerstöckl am Eisenberg sei jenseits der 100.000 Euro verkauft worden. Durch die neue Kellerstöckl-Baurichtlinie des Landes erwartet sich der Winzer noch einen weiteren Schub an Wochenendhausbesitzern auf den Weinbergen, die Idylle suchen. „Jetzt dürfen noch größere Gebäude gebaut werden. Die Genehmigungen für Neu- oder Umbauten sind zwar an die bewirtschaftete Weingartenfläche gekoppelt, doch ist erst mal alles gebaut, verwildern viele Flächen in den besten Lagen“, meint Schiefer, der schon den Ausverkauf des Eisenbergs fürchtet.
Bei der Arbeit im Weingarten käme es immer öfter zu Problemen mit den zugereisten Anrainern. „Ich bekam eine Anzeige, weil wir mit dem Traktor auf die Grundstücksfläche vom Nachbarn gekommen sind“, schildert Schiefer. In einem anderen Fall habe ein Traktorfahrer einen Zwetschkenbaum am Nachbargrundstück erwischt, „auch da gab es sofort eine Anzeige“. Die Leute hätten keinen Bezug zur Arbeit im Weingarten und beschweren sich über den Traktorlärm am Wochenende und sperren Zufahrten ab.
Die Problematik kennt auch Winzerkollege Christoph Wachter vom Weingut Wachter-Wiesler in Deutsch Schützen: „Es fehlt oft das Hintergrundwissen, das es braucht, um einen Weingarten zu bewirtschaften. Wir sind abhängig vom Wetter und müssen deshalb auch mal in der Nacht oder am Wochenende arbeiten“, sagt Wachter.
Weniger dramatisch beurteilt Thomas Wachter aus Eisenberg die Lage: „Die Kellerstöckl sind jetzt heiß begehrt, ich sehe das positiv. Es kommen neue Leute in die Region, die wieder ein Multiplikator für uns sind“, sagt er. Das Problem mit den verwilderten und unbewirtschafteten Weingärten, würde nun der Naturpark Weinidylle angehen (siehe Zusatzbericht Anm.).
Schiefer fordert geschützte Bereiche für den Erhalt des Weinbaus im Südburgenland: „Es fehlt einfach die Balance – im Piemont oder Burgund würde so etwas nicht gehen.“
Naturpark pachtet Flächen: Damit der Weinidylle nicht die Weingärten ausgehen
„Im Moment schließen wir gerade die Pachtverträge für die ersten Weingärten ab“, sagt Johann Weber, Obmann des Naturpark Weinidylle im Südburgenland. Der Naturpark startet mit dem Weinbau, um die Landschaft zu erhalten, vorerst auf vier Hektar. Obwohl derzeit die Nachfrage nach Kellerstöckl riesig sei, sind Rebflächen kaum gefragt. „Große Winzer haben gepachtete Flächen abgegeben und viele kleinere Betriebe haben aufgehört“, sagt Weber. Ein Grund sei die schlechte Marktlage durch die Pandemie, anderen Winzern fehle es an Nachfolgern.
Den rund 230 Hektar Weingartenflächen von Deutsch Schützen bis ins Pinkatal drohe teilweise die Rodung. „Wir haben schon länger an diesem Projekt gearbeitet. Da im Naturpark auch alle Gemeinden vertreten sind, gibt es auch hier Unterstützung“, berichtet Weber. Die Arbeiten im Weingarten übernimmt der Maschinenring. Oberstes Ziel ist es, die Landschaft zu erhalten und die Rebflächen in Schuss zu halten, bewirtschaftet werden sie biologisch. Die Trauben sollen verkauft oder zu Traubensaft verarbeitet werden.
„Optimal wäre, wenn sich ein anderer Bewirtschafter findet, aber bis dahin kümmern wir uns um die Flächen“, sagt Weber: „Sonst sitzen wir bald in der Weinidylle und haben keine Weingärten mehr.“
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