Streuobst: Geballte Kompetenz für ganz Österreich

Der historische Höchststand des Streuobstbaus im Burgenland lag in den 1950ern bei etwa 1,5 Millionen Bäumen. Heute finden sich im Südburgenland noch etwa 3.000 Hektar Streuobstwiesen.
In Burgauberg wird das alte Gemeindeamt zu einem Zentrum für Bildung, Verarbeitung und Forschung rund um Streuobst umgebaut.

Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und der Verein Wieseninitiative haben Pläne für das erste Streuobstkompetenzzentrum Österreichs vorgestellt, das im südburgenländischen Burgauberg (Bezirk Güssing) entstehen soll.

Das Zentrum soll dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung von Streuobstwiesen zu schärfen und deren Erhalt zu fördern.

Der historische Höchststand des Streuobstbaus im Burgenland lag in den 1950ern bei etwa 1,5 Millionen Bäumen. Heute finden sich im Südburgenland noch etwa 3.000 Hektar Streuobstwiesen. 

Obstbäume und Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil des südburgenländischen Landschaftsbildes. Alte charaktervolle Bäume prägen die Kulturlandschaft und stellen einen wichtigen Teil des ökologischen Gleichgewichtes dar. 

Aufgrund ihrer Eigenschaften weisen Streuobstwiesen eine Vielzahl an Strukturen auf und sind wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Diese sind:

  • man findet großkronige und starkwüchsige Obstbäume,
  • die Bäume stehen verstreut in einer Wiese,
  • man findet verschiedene Obstarten und Sorten,
  • es erfolgt eine Unternutzung als Futterwiese und/oder Weide,
  • auf den Einsatz von Kunstdüngemitteln und Pestiziden wird verzichtet.

"Streuobstwiesen gehören zum burgenländischen Landschaftsbild und sind Teil der burgenländischen Identität", sagte Eisenkopf bei der Präsentation des Projekts. 

Mit rund 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten können die Wiesen als "Hotspots der Biodiversität" bezeichnet werden, fügte sie hinzu.

Wissen, Forschung und Kompetenz

Das Streuobstkompetenzzentrum wird im früheren Gemeindeamt von Burgauberg untergebracht und soll ein Ort für Schulungen, Verkostungen und andere Aktivitäten rund um das Thema Streuobstwiesen werden.

Streuobst: Geballte Kompetenz für ganz Österreich

Brigitte Gerger, Andreas Grandits, Fritz Ballmüller, Wolfgang Sodl, Manfred Gräber, Verena Dunst, Walter Temmel, Wolfgang Eder, Astrid Eisenkopf, Franz Kazinota und Oliver Stangl (v.li.) bei der Präsentation des Projekts.
 

Dazu gehören auch Forschungsprojekte zur Klimaresistenz regionaler und robuster alter Obstsorten. 

Die Kosten für das Kompetenzzentrum belaufen sich auf rund 600.000 Euro, wobei 479.000 Euro davon durch Förderungen gedeckt sind. Die Eröffnung ist für Ende Dezember 2024 geplant.

Neben dem Hauptprojekt umfassen die Initiativen:

  1. Maßnahmen zur Erhaltung der Streuobstwiesen im Burgenland: Beratung und Bewusstseinsbildung sowie ein Jahresprogramm für die Bevölkerung.
  2. Konzept- und Programmerstellung für das Streuobst-Kompetenzzentrum: Entwicklung eines Bildungs- und Kursprogramms und Vorbereitung einer internationalen Streuobsttagung im September 2024.
  3. Anschaffung einer mobilen Saftpresse: Diese wird im gesamten Burgenland unterwegs sein, um Streuobstwiesenbesitzer zur Verwertung ihres Obstes zu motivieren.

"Das Streuobstkompetenzzentrum ist ein entscheidender Schritt zur weiteren Förderung und Erhaltung der Streuobstwiesen. Zwei EU-geförderte Projekte schaffen ein großes Ganzes, das sowohl die Adaptierung des alten Gemeindeamts als auch die Bespielung der Räumlichkeiten fördert", sagte Eisenkopf.

Das Kompetenzzentrum soll auch als Lernort für Jugendliche dienen und das Umweltbewusstsein fördern, sagte Andreas Grandits, Obmann der Wieseninitiative. "Unser Ziel ist es, den Trend des Streuobstwiesenrückganges zu stoppen und dieses extensive, biodiversitätsfördernde und klimaschonende Bewirtschaftungsmodell wieder zu forcieren", fügte Brigitte Gerger, Geschäftsführerin des Vereins Wieseninitiative, hinzu.

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