Spitalsärzte sollen Hausarzt-Mangel kompensieren

Spitalsärzte sollen Hausarzt-Mangel kompensieren
Um die ärztliche Nahversorgung sicherzustellen, wird die Krages in Weppersdorf eine dislozierte Ambulanz betreiben.

Fünfmal war die Stelle des Kassenarztes für Allgemeinmedizin in Weppersdorf (Bezirk Oberpullendorf) ausgeschrieben. Auch beim sechsten Anlauf hat sich noch kein Interessent gemeldet. Jetzt scheint im Rahmen eines Pilotprojektes ein „Rezept“ gefunden: Die Stelle des Allgemeinmediziners soll interimsmäßig als ausgelagerte Ambulanz des Krages-Krankenhauses Oberpullendorf betrieben werden.

Im Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sowie beim Spitalserhalter Krages und der Österreichischen Gebietskrankenkasse (ÖGK) bestätigt man das Vorhaben auf KURIER-Anfrage.

Um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, sollen zwei Spitalsärzte, die die erforderliche Qualifikation mitbringen, vorübergehend als Gemeindeärzte eingesetzt werden. Die fehlenden Spitalsarztstellen sollen dafür nachbesetzt werden.

Spitalsärzte sollen Hausarzt-Mangel kompensieren

Eine Lösung für die ärztliche Nahversorgung scheint in Sicht

Eine Übergangslösung

Alle Beteiligten betonen, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. „Die Krages wird sich nicht in den niedergelassenen Bereich einmischen“, sagt ein Sprecher der Krages.

Nun laufen die Verhandlungen betreffend der Finanzierung. „Es wird angestrebt, dieses gemeinsame Projekt so schnell als möglich umzusetzen“, heißt es von der ÖGK. Eine Umsetzung vor 1. Mai sei aber unrealistisch.

Gemeinde beteiligt sich an Kosten

In Weppersdorf ist man zufrieden, betont Vizebürgermeister Karl Degendorfer (SPÖ). Man habe dem Landeshauptmann die prekäre Lage im Ort geschildert und er habe versprochen, eine Lösung zu erarbeiten.

„Das ist nun gelungen. Mit dem Pilotprojekt wird die ärztliche Nahversorgung in wenigen Wochen wieder gewährleistet sein", sagt Degendorfer zum KURIER. Dafür will die Gemeinde ihren Beitrag leisten und u. a. einen Teil der Miete für die Ordination übernehmen. Ein entsprechender Beschluss soll bei der Gemeinderatssitzung kommende Woche gefasst werden.

Überlegungen auch für Gattendorf

Auch in Gattendorf könnte das Pilotprojekt Schule machen, eine ausgelagerte Ambulanz des KH Kittsee ist Gegenstand von Verhandlungen.

13-mal war in der rund 1.500-Seelen-Gemeinde im Bezirk Neusiedl am See die Stelle des Hausarztes bisher ausgeschrieben. Wie in Weppersdorf könnte auch hier die fehlende Hausapotheke – und damit ein Zubrot für den Dorfarzt – eine Rolle spielen.

Allgemeinmediziner dringend gesucht

Laut Ärztekammer Burgenland sind derzeit sechs der 143 Allgemeinmedizin-Kassenstellen ausgeschrieben. Gesucht werden praktische Ärzte in Apetlon (Bezirk Neusiedl/See), Heiligenkreuz, Neuhaus am Klausenbach (beide Bezirk Jennersdorf) und Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung).

Bis Ende 2025 dürfte der Bedarf stark steigen: Bis dahin könnte mehr als die Hälfte der Allgemeinmediziner in Pension gehen. Mediziner werden auch bei der Krages gesucht. Momentan beschäftige man 370 Ärzte in den Krankenanstalten, 20 weitere Ärzte-Positionen sind ausgeschrieben.

Rezepte gegen Ärztemangel

Im Büro des Landeshauptmannes betont man, dass der Masterplan für die ärztliche Versorgung trotz Corona-Krise umgesetzt werde. Neben der Förderung für die Gründung bzw. Übernahme von Ordinationen sowie einem Kontingent an kostenlosen Studienplätze für junge Burgenländer an der Danube Private University (DPU) sollen vorübergehend dislozierte Ambulanzen Abhilfe gegen den Ärztemangel schaffen.

Spitalsärzte sollen Hausarzt-Mangel kompensieren

Amtsstuben gehen Mediziner aus 

Die Amtsärzte sind in Zeiten der Pandemie besonders gefordert. Sie sind für Begutachtungen, sanitäre Aufsicht von Kranken- und Pflegeanstalten, das Impfwesen und Infektions-, Seuchenbekämpfung und das medizinische Krisenmanagement zuständig.

Eigentlich sollte jede Bezirkshauptmannschaft einen Amtsarzt beschäftigen. Laut Anfrage bei der Landesregierung gibt es derzeit vier Amtsärzte, von denen zwei älter als 60 Jahre sind.

In Jennersdorf wurde die Stelle vakant, nachdem die Amtsärztin bei einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen sprach und im Anschluss gekündigt wurde. Doch hier konnte die Stelle schon nachbesetzt werden.

 „Es gibt einen Bewerber und er wird so schnell wie möglich den Dienst antreten“, sagt Bezirkshauptmann Hermann Prem. Er sei froh über die Nachbesetzung, die nicht selbstverständlich sei.

Für eine ausgeschriebene Stelle in Oberwart hat es bis jetzt keine Bewerbung gegeben. In der BH Eisenstadt Umgebung und im Magistrat von  Rust  sind die Stellen nicht besetzt. 

„Grundsätzlich ist es im Burgenland, wie auch in anderen Ländern, eine große Herausforderung neue Amtsärzte zu gewinnen“, heißt es auf KURIER-Anfrage vom Land.  Die Stelle sei attraktiver gestaltet worden, um Bewerber zu bekommen, etwa durch eine Besoldungsreform, mit der sich die Bezahlung der Amtsärzte erheblich verbessert habe. Außerdem schuf das Land die Möglichkeit, die Stelle in Teilzeit neben einer Ordination auszuüben.

Enorme Arbeitsbelastung durch Pandemie

Die Pandemie bedeutet für die Gesundheitsbehörden eine enorme Arbeitsbelastung. Seitens des Landes wird alles unternommen, um die Wahrnehmung amtsärztlicher Tätigkeiten gewährleisten zu können und die Zahl der Amtsärzte im Land zu steigern, heißt es.

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