Neusiedl möchte Spitalsstandort werden

Neusiedl möchte Spitalsstandort werden
Seit mehr als einem Jahr laufen die Vorbereitungen für ein neues Spital in Gols. Jetzt wollen ÖVP und Grüne im Bezirksvorort Neusiedl/See, dass auf Landesgrund im Betriebsgebiet gebaut wird

Der Standort für das neue Krankenhaus des Bezirks Neusiedl am See in Gols bekommt Konkurrenz. ÖVP und Grüne der Stadt Neusiedl/See drängen die rote Bürgermeisterin Elisabeth Böhm, sich bei ihren Parteifreunden im Eisenstädter Landhaus für den Spitalsbau im Bezirksvorort starkzumachen. ÖVP-Vizebürgermeister Thomas Halbritter und Grünen-Gemeinderat Hannes Linhart haben einen entsprechenden Antrag eingebracht, der in der nächsten Gemeinderatssitzung am 25. März behandelt werden muss. Türkis und Grün verfügen über 13 der 25 Mandate.

Ihre Argumente: Die Stadt ist die zweitgrößte im Burgenland und größte im Bezirk. Gebaut werden könnte im Betriebsgebiet Prädium, das via Wirtschaft Burgenland AG schon im Eigentum des Landes steht und voll aufgeschlossen ist. Und die Auswirkungen auf die Umwelt wären weit geringer als beim Golser Standort am Rande eines Natura-2000-Gebietes.

Warum der Vorstoß erst ein Jahr nach der Grundsatzentscheidung für Gols kommt, fragte der KURIER? Man habe Böhm mehrfach vergeblich aufgefordert, in der Causa tätig zu werden.

Allerdings: Selbst ein Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat würde die Bürgermeisterin nicht verpflichten, für ein Spital in Neusiedl zu kämpfen, denn wo ein Landesspital hinkommt, liegt nicht im Wirkungsbereich der Stadtchefin.

„Kein guter Platz“

Böhm denkt offenbar ohnehin nicht daran, dem türkis-grünen Wunsch Folge zu leisten. Experten hätten Gols wegen der Erreichbarkeit als sinnvollsten Standort bestätigt, hält sie dagegen. Außerdem seien dort schon Gutachten im Laufen und Optionsverträge mit den Grundeigentümern geschlossen. Zudem hält sie ein Spital in einem Betriebsgebiet neben der Ostautobahn, Hochspannungsleitungen und dem Outlet-Center Parndorf „aus gesundheitlichen und genesungsbedingten Gründen“ für keine gute Idee.

Tatsächlich befinden sich für das 82.000 große Areal außerhalb von Gols nahe der Abzweigung zur A4 mehrere Gutachten in der finalen Phase, bestätigt der Golser Amtmann Dieter Horvath.

Untersucht werden die Naturverträglichkeit (Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und deren Lebensraum) sowie etwaige Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes. Darüber hinaus sind auch ein Verkehrs- und ein Infrastrukturgutachten in Arbeit. All das wird Grundlage eines Umweltberichts, auf den sich der Gemeinderat bei seiner Verordnung zur Flächenwidmung stützt. Aus dem landwirtschaftlich genutzten Gebiet (Weingärten) wird eine Sonderwidmung Krankenhaus. Noch vor dem Sommer könnte es so weit sein, der Golser Gemeinderat hat schon mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss für den Bau gefasst. Baubeginn könnte 2026 sein, 2030 würde das neue Spital bezogen.

Neusiedl möchte Spitalsstandort werden

Der Golser SPÖ-Bürgermeister Hans Schrammel (re.) mit roten Mandataren des Bezirks Neusiedl zeigen eine Karte des geplanten Spitalstandorts in Gols

Warum die SPÖ und zwei Vereine für Gols sind

Ende November 2019, also nur wenige Wochen vor der Landtagswahl Ende Jänner 2020, gab Landeshauptmann Hans Peter Doskozil den Neubau eines Krankenhauses im Bezirk Neusiedl am See als Ersatz für das in die Jahre gekommene Spital in Kittsee bekannt. Als neuer Standort wurde dann bereits am 10. Jänner ein Grundstück in Gols präsentiert.

Der Zeitpunkt vor dem Urnengang war wohl ebenso wenig zufällig gewählt wie das Timing und auch der Standort ist – zumindest für die SPÖ – ideal: maximal 30 Minuten Fahrtzeit für  die 105.000 Menschen im Einzugsgebiet.

Kritik am StandortDennoch wurde schnell Kritik laut, die Grünen traten zuerst gegen den Standort am „Tor zum Nationalpark“ auf. Zustimmung für den Neubau in Gols gibt es hingegen von zwei ortsansässigen Vereinen: Einer nennt sich „Freunde des Krankenhauses Gols“, der andere „Ja zum Krankenhaus – Nein zur Verbauung der Golser Wiesäcker“.
 Leicht auszurechnen, dass ersterer Feuer und Flamme für den SPÖ-Vorschlag, also den Bau am Kreisverkehr, ist und zweiterer eben deshalb eine massive Beeinträchtigung des Naturschutzgebietes befürchtet.

 

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