"Die Grünen im Burgenland versuchen nun mit destruktiver politischer Vereinnahmung parteipolitisches Kleingeld zu wechseln", kommentiert SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst.
Umgesetzt werden Sozialmärkte und Wundmanagement von den Sozialen Diensten Burgenland (SDB), einer Tochter der Landesholding.
Aktuell bieten die SDB an sechs Standorten mit zehn Mitarbeitern Wundmanagement an. Auch Simone Knopf war eine davon, bis sie sich Ende des Vorjahres in Draßburg wieder selbstständig gemacht hat. Warum? „Ich wollte mich nicht in ein zu enges Korsett pressen lassen“, sagt die zertifizierte Fachfrau.
Offene Wunden
Dass beim Wundmanagement unter Obhut des Landes "der Mensch im Mittelpunkt steht", wie SPÖ-Soziallandesrat Leonhard Schneemann meint, glaubt Knopf nicht ganz. Sie selbst habe während ihrer Anstellung einen Rüffel vom Arbeitgeber bekommen, weil sie ihre Patienten auch am Wochenende versorgt habe. Denn bei der Wundversorgung durchs Land sei am Freitag Schluss.
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Dass es nur für Patienten der Landes-Wundversorger Förderung gebe und sie so maximal 26 Euro pro Einheit bezahlen, findet Knopf den Patienten gegenüber unfair. Denn bei ihr seien elf Euro mehr zu bezahlen. Sie selbst habe durch die Landeskonkurrenz zwar keinen wirtschaftlichen Schaden erlitten und immer noch genug Patienten, sagt Knopf, aber ärmere Kunden hätten jetzt keine Wahlmöglichkeit mehr.
Das Land verweist auf die bürokratische Erleichterung für Wundpatienten. Nach der Verordnung durch den Hausarzt müsse sich "die Klientin oder der Klient der SDB um nichts Weiteres kümmern".
Auch bei Sozialmärkten plant das Land ein flächendeckendes Angebot. 2020 setzte sich Doskozil mit dem – rasch verworfenen – Plan in die Nesseln, seine damalige Lebensgefährtin und jetzige Frau sollte als Referentin die Sozialmärkte aufbauen.
In Oberwart, Güssing, Mattersburg und Neusiedl gibt es mittlerweile Sozialmärkte unter dem Namen "Sonnenmarkt". Oberpullendorf folgt am 15. September, Eisenstadt und Jennersdorf auch noch heuer. Die von Andrea Roschek gegründete Pannonische Tafel ist in Eisenstadt längst etabliert und hat mittlerweile auch in Oberpullendorf Fuß gefasst.
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Das Land werde nur dort aktiv, "wo‘s noch nichts gibt", erinnert sich Roschek an eine Zusage. Überhaupt die Gespräche: Zwar seien immer alle Organisationen eingeladen worden, "aber niemand konnte mitreden". Roschek spricht von diktatorischem und gehässigem Gehabe der Vertreter des Landes, dort hat man auf KURIER-Anfrage von derlei "keine Kenntnis".
Es stimme überdies nicht, dass die Pannonische Tafel in 15 Jahren nur 60.000 Euro Landesförderung bekommen habe, allein seit 2013 seien es 180.000 Euro gewesen, heißt es aus dem Schneemann-Büro. Bei Sozialmärkten des Landes beträgt die Förderung der Betriebskosten höchstens 60 Prozent der Kosten; maximal 600.000 Euro – jährlich.
Roschek befürchtet nun einen Kampf um die von Supermärkten abgegebenen Lebensmittel. Ihre Tafel biete Kunden zwei Boxen um vier und fünf Euro im Warenwert von bis zu 60 Euro an, Sozialmärkte verlangten ein Drittel des Supermarktpreises.
Roschek: "Das Land husst uns gegeneinander auf. Was im Burgenland passiert, ist grausig."
Das Land kontert: "Letztlich dürfte der Hauptgrund für das Scheitern einer Kooperation dem Umstand geschuldet sein, dass die Pannonische Tafel nicht mit den Förderrichtlinien konform geht. Wir sind immer offen für eine sinnstiftende Zusammenarbeit."
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