Sozialmärkte: Die Tafel kämpft gegen leere Regale

Sozialmärkte: Die Tafel kämpft gegen leere Regale
Die Zahl der Klienten der Pannonischen Tafel steigt, gespendete Lebensmittel werden weniger. Die Volkshilfe will ihr Angebot weiter ausbauen.

Wenige Minuten nachdem die Pannonische Tafel (PanTa) in Stoob-Süd am Donnerstagvormittag ihre Pforten öffnet, ist das Geschäft voll. Vor den Lebensmittel-Regalen steht die Kundschaft Schlange. Auch Herr Gottfried ist gekommen, um seinen Wocheneinkauf zu erledigen. Wurst, Brot und Konservendosen füllt er in die Box. Für alles, was hineinpasst, zahlt er 3 Euro.

Seit fünf Jahren kauft der gelernte Maurer in der PanTa ein. Seit er seine betagte Mutter rund um die Uhr betreut, muss er den Gürtel noch enger schnallen. „Wenn es die Tafel nicht geben würden, wäre es schwierig für mich, sagt der 53-Jährige.

Tonnen an Lebensmittel

Was Andrea Roschek vor 15 Jahren mit einer Ausgabestelle in Eisenstadt begonnen hat, ist heute gefragter denn je. 630.000 Kilogramm gerettete Lebensmittel haben sie und ihre Helfer im Vorjahr an jene verteilt, denen nicht so viel Geld zum Leben bleibt.

Neben den beiden Ausgabestellen ist auch das PanTA-Mobil im Einsatz. Die Zahl der Klientinnen und Klienten wird immer größer. Denn die Energiekosten und die Teuerung machen sich vor allem bei jenen bemerkbar, die zuvor gerade noch so über die Runden gekommen sind. Aber auch im Mittelstand wird das Geld langsam knapp, sagt Roschek. Sie und ihr Team haben ihre liebe Not, die Regale zu füllen.

Burgenland

Neben der Pannonischen Tafel betreibt u. a. das Rote Kreutz acht Ausgabestellen seiner Team Österreich Tafel im Burgenland. Außerdem gibt es die Sonnenmärkte,  die vom Land organisiert werden

630Tausend Kilogramm
Lebensmittel hat die Pannonische Tafel  2021 verteilt, bei der Team Österreich Tafel waren es rund 367.000 Kilogramm

Hilfe für die Helfer

„Gestern hatten wir 35 Kunden in Stoob-Süd, elf mussten wir wegschicken.“ Mangel gibt es vor allem an Frischware, wie Milch, Käse oder Brot. Gründe für die Knappheit gibt es mehrere, erklärt Roschek. Der Handel verkaufe jetzt zum einen Lebensmittel in „Rette mich Boxen“.

Aber auch durch Nachhaltigkeitskonzepte bleibt weniger für die Tafel übrig. Als dritten Grund nennt Roschek die Lebensmittel-Apps. Ressourcen, wie sie die Märkte des Landes haben, habe die PanTA, die vor allem auf Spenden angewiesen ist, nicht. Neben Nahrungsmittel- und Geldspenden werden auch freiwillige Helfer gebraucht.

Sozialmärkte: Die Tafel kämpft gegen leere Regale

Herr Gottfried ist seit fünf Jahren Kunde der PanTa

Große Nachfrage im Sonnenmarkt

Seit Oktober 2021 gibt es auch Sozialmärkte der Volkshilfe Burgenland. „Die Nachfrage hat sich in einem Jahr verdoppelt. Es kommen mehr Leute, vor allem Pensionisten“, erklärt Geschäftsführer Markus Kaiser. Am Donnerstag bis 15 Uhr waren in Güssing 30 Personen einkaufen, in Oberwart über 100. Bis 2024 soll es einen Sozialmarkt in jedem Bezirk geben – nur Eisenstadt, Oberpullendorf und Jennersdorf fehlen noch. Um Einkaufen zu können, braucht man eine Berechtigungskarte, die an das Haushaltseinkommen gebunden ist.

Voraussetzungen für den Einkauf

Bei einem Einpersonenhaushalt darf das Einkommen 1.240 Euro nicht übersteigen, bei zwei Personen 1.630 Euro. Für jede weitere erwachsene Person im Haushalt können 195 Euro, für jedes Kind 300 Euro zum Limit addiert werden.

Die Waren umfassen größtenteils Lebensmittel, fallweise auch Hygieneprodukte. Das Warensortiment unterscheidet sich je nach saisonaler Verfügbarkeit.

Soziale Kontakte

Neben den Sonnenmärkten gibt es auch das „Sonnencafé. Hier werden täglich Mittagsmenüs und Kaffee mit Mehlspeise angeboten. Auch „Normalverdiener“ dürfen sich hier treffen.

In der PanTa ist das Kaffeetrinken kostenlos und es gibt auch immer wieder Unterhaltung, wie Kabaretts. „Es ist wichtig, dass auch Menschen mit wenig Geld soziale Kontakte haben“, sagt Roschek.

www.pannonischetafel.com

www.volkshilfe-bgld.at/sonnenmarkt/

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Für den Einkauf im Sozialmarkt ist eine Berechtigungskarte erforderlich.

"Apps" als Konkurrenz?

Seit vergangenem Jahr ist auch die Volkshilfe Burgenland im Bereich der Sozialmärkte aktiv geworden. Erst vergangene Woche wurde in Güssing ein neuer „Sonnenmarkt“ eröffnet. Neue Angebote wie die app „Too Good To Go“ seien laut Geschäftsführer Markus Kaiser aktuell noch kein Problem.

 Bei dieser App werden Lebensmittel vor der Entsorgung zum Billigpreis angeboten – den Sozialmärkten könnte so weniger übrig bleibt. Kaiser beruhigt: „Wir haben gute Kooperationen mit den Geschäften. Diese wissen, dass die Waren am Ende bei den richtigen Leuten ankommen.“ Einen Warenengpass habe man nur kurzfristig gemerkt.

Für den Standort Güssing ist die Volkshilfe übrigens auf der Suche nach weiteren Lieferanten. „Die Waren holen wir selber ab, da haben wir Vereinbarungen. Die Geschäfte richten für uns nur die Kisten, den Rest machen wir“, erklärt Kaiser. Zurückgegriffen wird dabei nicht nur auf Angestellte, sondern auch auf ehrenamtliche Helfer.
 

 

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