Land startet mit Sonnenmärkten für sozial schwache Burgenländer

17,5 Prozent der Bevölkerung waren armuts- oder ausgrenzungsgefährdet
Sonnenmarkt und Sonnencafé sollen im ganzen Land rund 50.000 armutsgefährdeten Personen ein „würdevolles Einkaufserlebnis“ ermöglichen

Direkt an der Oberwarter Hauptstraße hat der Sonnenmarkt mit Café eröffnet. Das Wort Sozialmarkt wird bewusst vermieden, auch wenn hier klare Einkommensgrenzen für die Kunden gelten. Alleinverdiener dürfen nicht mehr als 1.230 Euro netto verdienen, Ehepaare 1.640 Euro, dazu komme noch ein Zuschlag von 300 Euro pro Kind, um registriert zu werden. Mit einer Mitgliedskarte kann zu etwa einem Drittel des normalen Verkaufspreises eingekauft werden. Rund 500 Artikel hat das Geschäft im Sortiment.

„Wir wollen nichts verschenken, sondern ein würdevolles Einkaufserlebnis ermöglichen“, sagt Johannes Zsifkovits, Geschäftsführer der Soziale Dienste Burgenland GmbH, die das Projekt steuert. Das Land finanziert und die Volkshilfe Burgenland übernimmt den Betrieb.

Land startet mit Sonnenmärkten für sozial schwache Burgenländer

Shops in allen Bezirksvororten

Der Sonnenmarkt in Oberwart ist erst der Anfang, noch heuer soll in Mattersburg ein weiterer Shop aufmachen, wie Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Eröffnung in Oberwart erklärte. Dort soll auch ein Zentrallager entstehen, von wo aus die anderen Sonnenmärkte beliefert werden. Im nächsten Jahr folgen Märkte in Eisenstadt, Neusiedl und Oberpullendorf, 2022 dann in Güssing und Jennersdorf, so der Plan. Die Lebensmittel und Drogerieprodukte kommen von Supermarktketten und werden von den Mitarbeitern abgeholt und dann auf die Geschäfte aufgeteilt. „Mit diesem Projekt gehen wir einen wichtigen Schritt, um Waren sinnvoll zu verwenden – für Menschen, die sie dringend brauchen“, sagt Doskozil.

Land startet mit Sonnenmärkten für sozial schwache Burgenländer

Notwendigkeit

Die Notwendigkeit für solche Einrichtung würde die Zahl von rund 50.000 armutsgefährdeten Burgenländern untermauern. Darunter sind Arbeitslose, Personen mit geringem Einkommen und Pensionisten. „Wir wollen es diesen Menschen ermöglichen hier günstig einzukaufen. Das Café ist für alle offen“, sagt Volkshilfe-Präsidentin Verena Dunst. Mit Mitgliedskarte gelten auch hier günstigere Preise und es soll auch Mittagsmenüs geben.

Zusätzlich zu den Einkäufen wird den Kunden auch Beratung durch Sozialarbeiter des Landes angeboten, die regelmäßig vor Ort sein werden. „Wir wollen hier einen sehr niederschwellige Zugang zur Behörde ermöglichen“, sagt Doskozil. Es sollen auch 20 neue Jobs im Land entstehen. Hier würden vor allem Personen, die schon länger arbeitslos sind, zum Zug kommen. „Es werden aber auch noch ehrenamtliche Helfer gesucht“, sagt Dunst.

Der bestehende Sozialmarkt in Oberwart in der Johann Strauß Gasse schließt. Die Mitarbeiter von dort wurden von der Volkshilfe übernommen und werden ihr Know-how im Sonnenmarkt des Landes einsetzen. Ob auch in anderen Bezirken auf bestehende Strukturen zurückgegriffen wird, sei noch nicht klar. „Es gibt dazu bereits Verhandlungen“, sagt Zsifkovits. Das Projekt wird vom Departement Soziales der Fachhochschule Burgenland wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

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