Soziale Dienste: 2,5 Mal um die Welt für die Nachbarn
Josef Pauer ist ein Mann der ersten Stunde. Als in seiner Heimatgemeinde Piringsdorf (Bezirk Oberpullendorf) 2014 die Nachbarschaftshilfe Plus ins Leben gerufen wurde, hat er sich gleich engagiert. „Mir hat das immer gefallen, für ältere Mitmenschen da zu sein“, sagt der 78-Jährige.
Braucht jemand im Ort Unterstützung, so übernimmt er Fahrdienste. „Manchmal bringe ich gleich zwei Personen zum Arzt.“
Auch Berta Schrenk ist von Anfang an dabei. Nachdem die heute 84-Jährige vier Jahrzehnte im Sozialbereich gearbeitet hat, hat sie diese Tätigkeit in der Pension nicht aufgegeben: Immer wieder hat sie andere zum Arzt oder zum Einkaufen chauffiert – ehrenamtlich, versteht sich.
Heute kann sie selbst auf das Engagement ihrer Zeitgenossen zählen. „Jetzt nehme ich hin und wieder die Fahrdienste in Anspruch.“
Finanzierung
Der Verein Nachbarschaftshilfe Plus wurde 2014 im Bezirk Oberpullendorf gegründet. Jetzt
sind 22 Gemeinden landesweit Mitglieder. Das Projekt wird durch eine überparteiliche Kooperation ermöglicht. Finanziert wird es durch Land und Gemeinden
Die Dienste
Seit 2014 wurden mehr als 57.300 soziale Dienste koordiniert, hauptsächlich Begleitdienste und Besuchsdienste. Aktuell engagieren sich etwa 700 Ehrenamtliche
107Tausend
Kilometer haben die Ehrenamtlichen 2022 zurückgelegt und haben somit 2,5 Mal um die Erde umrundet
www.nachbarschaftshilfeplus.at
Mit einem besonderen Geschenk möchte sich Frau Schrenk nun bei ihren engagierten Mitmenschen revanchieren: Weil sie eine von wenigen ist, die die Kunst des Korbflechtens, mit dem sich Piringsdorf einst einen Namen gemacht hat, noch beherrscht, wird sie ihr Wissen bei einem Kurs weitergeben.
Zum Arzt fahren, einkaufen, spazieren gehen oder einfach nur plaudern: Für manche ältere Bewohner kann die Bewältigung des Alltags zum Problem werden. Aus diesem Grund wurde vor neun Jahren die Nachbarschaftshilfe Plus gegründet, mit dem Ziel, die Mitmenschen im eigenen Dorf zu unterstützen. Offenbar mit Erfolg: Mehr als 57.300 soziale Dienste hat der Verein seither geleistet.
Auf das ganze Land ausgeweitet
Das Projekt wurde auf mittlerweile 22 Gemeinden im Burgenland - von Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) bis Rudersdorf (Bezirk Jennersdorf) - ausgeweitet. Am Mittwoch zogen Projektleiterin Astrid Rainer und Obfrau Petra Prangl in Piringsdorf gemeinsam mit Bürgermeistern, Ehrenamtlichen sowie Klientinnen und Klienten Bilanz.
Mutige BürgermeisterIn
Astrid Rainer erinnert sich an die Anfänge: „Zu Beginn waren es eine mutige Bürgermeisterin und fünf mutige Bürgermeister, die das Projekt gestartet haben. Damals war noch nicht klar, wie erfolgreich sich das Angebot im Burgenland etablieren wird und wie stark es die Lebensqualität der älteren Generation unterstützt.“
Ziel ist es, dass Seniorinnen und Senioren durch diese Hilfestellung so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Gleichzeitig soll die jüngere, berufstätige Generation, sprich die Kinder bzw Enkel, entlastet werden.
Professionelle Koordination
Die Nachfrage nach dem kostenlosen Angebot wird immer größer. Anita Pallanitsch ist Standortkoordinatorin für die Gemeinden Steinberg-Dörfl und Piringsdorf, sie managt das Angebot der Ehrenamtlichen und die Nachfrage durch die Klienten.
Seit der Pandemie hätten sich viele ältere Menschen isoliert, das Telefonieren mit den Ehrenamtlichen ist für manche der Lichtblick im Alltag. Auf die engagierten Helfer kann die Koordinatorin zählen: „Jeder kann sagen wie viel Freizeit er schenken und welche Dienste er übernehmen möchte. Ich teile das ein und ich kann mich dabei auf die Ehrenamtlichen verlassen."
700 ehrenamtliche Helfer hat der Verein derzeit, meist sind es Pensionisten, auch Berufstätige sind darunter. Allein im Vorjahr sind sie durch ihre Dienste 2,5 Mal um die Erde gefahren.
Die Nachfrage nach den kostenlosen Services wird immer größer. Die Nachbarschaftshilfe Plus hat sich auch stets den Bedürfnissen der Menschen angepasst. Seit dem Vorjahr wird regelmäßig ein gemeinsamer Mittagstisch angeboten. „Mahlzeit-Miteinander“ nennt sich das Projekt, das Älteren einen Austausch ermöglichen soll.
Auch in Unterfrauenhaid koordiniert Mitarbeiterin Sylvia Wimmer solche gemeinsamen Mittagessen im örtlichen Gasthaus. Bürgermeister Thomas Niklos (ÖVP), der sich selbst von Beginn an bei der Nachbarschaftshilfe Plus in seiner Heimatgemeinde engagiert hat, will die sozialen Dienste im Ort auch weiter anbieten.
So auch sein Piringsdorfer Amtskollege Thomas Hauser (SPÖ): "Wir starten mit dem Projekt jetzt in das zehnte Jahr und wir wollen weitermachen."
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