Um die Bio-Wende zu schaffen, sind manchmal auch Umwege über die Schweiz unumgänglich. Denn nicht immer gelingt es, dass ortsansässige Gastwirte die Bildungseinrichtungen beliefern, was eigentlich im Sinne der ebenfalls hochgehaltenen Regionalität wäre.
Lackenbach: 3,50 Euro pro Portion
Im mittelburgenländischen Lackenbach etwa kommt das Essen seit knapp zwei Wochen von der Gastronomie- und Hotelmanagement-Gruppe SV Group, die 1914 in der Schweiz gegründet wurde und seit 1997 in Österreich mit einer eigenen Ländergesellschaft etabliert ist. Man habe einem örtlichen Gastwirt angeboten zu liefern, sagt Bürgermeister Christian Weninger (SPÖ). Aber mit den 3,50 Euro pro Portion der SV Group habe der lokale Gastronom nicht mithalten können – und die Eltern der Kinder seien kaum bereit, fürs Essen ihres Nachwuchses tiefer in die Tasche zu greifen.
Auch in Großpetersdorf beliefert der Konzern mit insgesamt mehr als 8.400 Mitarbeitern in der Schweiz, Deutschland und Österreich Kindergarten und Volksschule. In beiden Gemeinden war die SV Group schon davor in den Pflegeheimen des Samariterbundes aktiv, die Bildungseinrichtungen in den Kommunen werden von dort aus mitversorgt. Burgenlandweit arbeiten eine Handvoll Einrichtungen von Samariterbund und SeneCura mit der Schweizer SV Group zusammen.
Christine Ecker, Leiterin des Geschäftsbereichs Pflege beim Samariterbund, hat nur beste Erfahrungen mit dem Caterer gemacht, der sich in den jeweiligen Pflegeheimen eingemietet hat und dort frisch kocht. „Die Mitarbeiter der SV Group kommen aus der Region und die Produkte werden vom nächstgelegenen Biobauern angekauft“, sieht Ecker sehr wohl eine regionale Verankerung des internationalen Catering-Unternehmens.
Es gibt aber auch Gemeinden, die im eigentlichen Sinn auf örtliche Lieferanten setzen. Im ebenfalls rot regierten Piringsdorf kommen die Speisen für Kindergartenkinder und Volksschüler vom biozertifizierten ortsansässigen Café-Restaurant Simperl. Vier Euro pro Portion verlangt Firmenchef Gottfried Loibl. „Einfach ist das nicht“, räumt Loibl im Gespräch mit dem KURIER ein, dass er bei dieser scharfen Kalkulation nicht wirklich auf seine Rechnung kommt.
Aber: Weil er auch drei umliegende Ortschaften beliefert und Essen auf Rädern anbietet, „geht es sich grad aus“, sagt der Gastronom. Und er hofft natürlich darauf, dass ihm dieses Entgegenkommen irgendwann auch durch weitere Aufträge vergolten wird.
Das wäre dann ganz im Sinne der vielbeschworenen Regionalität.
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