Burgenland: In diesen Gemeinden gibt es bald neue Bürgermeister
Der Deutschkreutzer Bürgermeister Manfred Kölly hat den Anfang gemacht – und ist dabei gleich einmal auf die Nase gefallen.
Tritt ein Bürgermeister nämlich innerhalb der letzten zwölf Monate vor der nächsten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl zurück, wird der Nachfolger vom Gemeinderat gewählt, statt von der Ortsbevölkerung.
Stichtag für die zwölfmonatige Frist war Anfang September. Kölly, dessen LBL im Gemeinderat keine absolute Mehrheit hat, scheiterte mit dem Versuch, eine Parteikollegin zur Nachfolgerin wählen zu lassen.
Das könnte auch in einigen anderen Gemeinden passieren.
Das Rennen in Deutschkreutz machte schlussendlich ÖVP-Kandidat Andreas Kacsits, der nun bis zur regulären Kommunalwahl im Herbst 2022 Zeit hat, einen Amtsbonus aufzubauen.
171 Gemeinden: 84 SPÖ, 82 ÖVP, 5 Listen
In den kommenden Wochen und Monaten wird es viele weitere Bürgermeisterwechsel nach diesem Muster geben. Meistens ist die Wahl eine „g´mahde Wies´n“, weil die Bürgermeisterpartei auch im Gemeinderat über eine Mehrheit verfügt.
In den 171 Gemeinden stellt aktuell die SPÖ 84 und die ÖVP 82 Ortschefs, in fünf Orten regieren Bürgerlisten.
Die Wechsel der SPÖ
Bei der SPÖ stehen einige personelle Änderungen bevor, gewichtige Bürgermeister roter Hochburgen machen Platz für ihre Nachfolger: In Siegendorf übergibt Rainer Porics an Neo-Landtagsabgeordnete Rita Stenger, in Trausdorf nimmt Viktor Hergovich nach 24 Jahren den Hut, Andreas Rotpuller wird Ortschef.
Die Mattersburger Bürgermeisterin und Ex-Klubchefin im Landtag, Ingrid Salamon, überlässt Neo-Abgeordneter Claudia Schlager die Bühne. In Sigleß geht Josef Kutrovatz, Ulrike Kitzinger soll nachfolgen.
Anders in Hirm: Inge Posch-Gruska übergibt das Zepter nach 15 Jahren wieder an einen Mann, Christian Wöhl. Die frühere Präsidentin des Bundesrats räumt ein, dass sie lieber weiter eine Frau auf dem Bürgermeistersessel gesehen hätte, aber Wöhl denke ohnehin „sehr frauenfreundlich“.
Am 1. Dezember soll die Wahl erfolgen. Parteipolitisch will die feministische Paradelinke, die in der männerdominierten SPÖ Burgenland nie klein beigegeben hat, in Pension gehen, „aber politisch bleibe ich immer“, sagte Posch zum KURIER.
In Lockenhaus verabschiedet sich Christian Vlasich und überlässt Michael Kefeder das Feld, in Mannersdorf folgt Herbert Schedl auf Johann Horvath. In Steinberg-Dörfl geht das Amt wieder in Männerhand: Ex-Nationalrätin und Landtagsmandatarin Klaudia Friedl macht Platz für Manfred Schmidt.
In der Thermengemeinde Stegersbach im Bezirk Güssing übergibt Heinz Peter Krammer das Amt nach 24 Jahren an den zweiten Vizebürgermeister Jürgen Dolesch.
In weiteren sieben roten Gemeinden werde ein Wechsel überlegt, so der SPÖ-Gemeindevertreterverband.
Die Wechsel der ÖVP
Aus den Reihen der Volkspartei dürften „um die zehn Bürgermeister“ vorzeitig den Rückzug antreten, schätzt Gemeindebund-Geschäftsführer Stefan Bubich. Auch er selbst ist darunter: in Oslip übergibt Bubich an Margit Wennesz-Ehrlich.
Der Oberpullendorfer Rudolf Geißler, der für die ÖVP auch im Landtag saß, lässt Johann Heisz den Vortritt.
Mit Wilhelm Pammer aus Gerersdorf-Sulz und Matthias Weghofer (Wiesen) treten zwei der längstdienenden Bürgermeister in den Polit-Ruhestand.
In die Fußstapfen des 73-jährigen Pammer (seit 1989 im Amt) tritt Günter Berzkovics. Der seit 1991 amtierende Weghofer, der auch mit seiner eigenen Partei manchen Strauß ausgefochten hat, übergibt die Geschäfte an Josef Habeler.
Sonderfall Gattendorf
Kniffliger wird die Wahl für die ÖVP in Gattendorf: Bürgermeister Franz Vihanek, der in einem Brief an die Gemeindebürger seinen Pensionsantritt per 1. Oktober angekündigt hat, konnte sich seit 2007 nie auf eine Mehrheit im Gemeinderat stützen. Jetzt steht es 9 VP, 8 SP und je ein Mandat für FPÖ und Liste Gattendorf.
ÖVP-Kandidat Thomas Ranits braucht zumindest eine Stimme einer anderen Fraktion. Das wird schwer, denn auch die SPÖ und die Liste wollen den Bürgermeister stellen. Für die SPÖ tritt Robert Kovacs an, dessen Vater bis 2007 Bürgermeister der SPÖ-nahen Liste Kovacs war.
Vihaneks Erfolgsrezept war vielleicht, dass er sein Amt überparteilich angelegt hat und nicht ÖVP-Ortsobmann war. „Als Gattendorfer bin ich in erster Linie der Bevölkerung verpflichtet“, schrieb Vihanek im Brief.
Nicht ausgeschlossen, dass sich Deutschkreutz in Gattendorf wiederholt.
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