Die Treffen waren konstruktiv und amikal, selbst mit dem für Sport zuständigen Vizekanzler Werner Kogler, wo doch der frühere Rot-Blau-Verbinder aus dem Burgenland in seiner aktiven Zeit bei Grünen oft rot gesehen hat.
35 Millionen Euro für den Profisport und 100 Millionen für Amateurvereine konnten lockergemacht werden, dazu wurde Corona-Kurzarbeit auch für den gemeinnützigen Sport ermöglicht. „Das war eine große Herausforderung“, gibt Niessl zu, „aber mich motivieren Herausforderungen“.
Dass es für den Einsatz auch „positives Feedback über Parteigrenzen hinweg“ gibt, streicht Niessl besonders heraus. „Das ist eine schöne Wertschätzung“.
Überparteilich war auch die Achse, die Niessl über Jahre mit seinen Langzeit-Kollegen aus Niederösterreich und Wien, Erwin Pröll (ÖVP) und Michael Häupl (SPÖ), gebildet hat. Die Freundschaft hat die Funktion überdauert, der Radlbrunner und der Wiener mit Zweitwohnsitz in Neufeld kommen am Samstag an den Neusiedler See, um ihren „Spezi“ hochleben zu lassen.
Wie Niessl Hans Peter Doskozil entdeckte
Bei „einem oder zwei Gläsern Wein“, sagt Niessl mit einem Schmunzeln. Niessls Nachfolger Hans Peter Doskozil kommt mit einer kleinen SPÖ-Delegation erst Ende Juni zum Gratulieren. „Coronabedingt muss ich die Feiern aufteilen“, erläutert Niessl.
Der von 2000 bis 2019 regierende Langzeitlandeshauptmann (nur Theodor Kery war in der 100-jährigen Geschichte des Burgenlandes noch länger im Amt) ist Entdecker und Förderer des 20 Jahre jüngeren Doskozil. Nachdem er ihn 2015 in einem KURIER-Interview als „sehr politiktauglich“ gelobt hatte, war die Nachfolgefrage keine mehr.
Politiktauglich wohl schon, aber auch diplomatisch genug, fragt der KURIER angesichts der Endlos-Scharmützel Doskozils mit der eigenen Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner. Niessl lächelt nur milde. „Das ist eine andere Generation“, meint er.
Aber er hat auch einen Rat: Man müsse die Positionen von Bundes- und Landesparteien zusammenführen, statt sie gegeneinander zu stellen. Gleichsam das Beste der Sozialdemokratie aus der Großstadt und dem flachen Land nehmen, sagt Niessl, ganz Konsenspolitiker, der er ja auch die meiste Zeit gewesen ist. Niessl hatte immer einen Regierungspartner; zu Zeiten des Proporzes bis 2015 die ÖVP, danach die FPÖ. „Da musste man immer wieder den Konsens suchen“.
Breiten Konsens gab es auch bei seiner Wahl zum Sport-Präsidenten 2019. Will er 2024 noch einmal antreten? „Mich fasziniert die Aufgabe, weil Parteipolitik keine Rolle spielt“, sagt Niessl.
Was er sich zum 70er wünscht? „Gesund bleiben, damit ich weiter machen kann, was ich jetzt tue“. Und dass Deutschland oder Kroatien Europameister wird und Österreich erstmals die Vorrunde übersteht.
Kommentare