Schwarzer Betriebsrat im roten Wasserverband

Schwarzer Betriebsrat im roten Wasserverband
Adolf Hettlinger gewann die Wahl in der Muttergesellschaft des WLV, eine schwarze Premiere im 1956 gegründeten Verband

Als flösse das Wasser bergauf: Im WLV Nördliches Burgenland, dem größten Wasserverband des Landes und viertgrößten Österreichs, wurden dieser Tage die Betriebsräte neu gewählt.

Während bei der 2008 gegründeten WLV Gmbh mit gut 100 Mitarbeitern die Roten wie gehabt ohne Konkurrenz alles abräumten und Sabine Erdt von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) an der Spitze bleibt, konnten die Schwarzen bei der Personalvertretungswahl in der 1956 gegründeten Muttergesellschaft WLV, einer Körperschaft öffentlichen Rechts, erstmals in der Geschichte des Gemeindeverbandes die Roten überflügeln. Die meisten Mitarbeiter der WLV Gmbh sind nach dem Kollektivvertrag der Metaller angestellt, in der alten WLV werden die Bediensteten nach dem Schema von Gemeindebediensteten entlohnt.

Adolf Hettlinger, Spitzenkandidat einer Namensliste, die den ÖVP-Arbeitnehmern zurechenbar ist, erreichte 30 Stimmen, die bisher auch hier dominante FSG mit Peter Joch 29, zwei Stimmen waren ungültig. Bei der konstituierenden Sitzung der Personalvertretung für die kommenden fünf Jahre wird wohl der 54-jährige Hettlinger zum neuen Chef gewählt – freigestellt ist der Bauingenieur für die Vertretung der Arbeitnehmer übrigens nicht.

Die ÖVP, die derzeit nicht nur im Burgenland wenig zu feiern hat, freut sich umso mehr: „Dieses Ergebnis ist eine Sensation und zeigt, was möglich ist“, nützte ÖVP-Landesparteichef Christian Sagartz wie’s scheint die kleine Wahl, um den Seinen und sich selbst für die große Landtagswahl 2025 Mut zuzusprechen. Hettlinger habe „als Persönlichkeit gepunktet“ und er wünsche ihm „weiterhin viel Kraft“, so Sagartz.

Der Umschwung bei der Betriebsratswahl im alten WLV könnte mit Ängsten vor einer „feindlichen Übernahme“ durchs Land zu tun haben. Wie berichtet, hat LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) laut über die Notwendigkeit diverser Wasserverbände nachgedacht; immer wieder wird die Einbringung in eine zum Konzern für Daseinsvorsorge umgemodelte Burgenland Energie ins Spiel gebracht. Das Anlagevermögen (Brunnen, Wasserwerke, Leitungen) des WLV soll bis zu 350 Millionen Euro wert sein. SPÖ-Bürgermeister Gerhard Zapfl, ein Verfechter der Eigenständigkeit des WLV, musste im Dezember als WLV-Obmann seinem Parteikollegen Ernst Edelmann Platz machen.

Das Land als WLV-Aufsicht hat vor gut einem Jahr eine Prüfung des Verbandes durch die Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO angeordnet. Ein Ergebnis steht noch immer aus. Weiß der Betriebsrat mehr? Hettlinger: „Uns wird am wenigsten gesagt.“

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