Schilfbrände können auch positive Folgen für die Umwelt haben
200 Hektar ist eine große Fläche, 280 Fußballfelder passen hinein. Und doch beträgt der Anteil der abgebrannten Fläche gerade einmal 1 Prozent des gesamten Schilfgürtels am Neusiedler See.
Mit einer Fläche von 180 Quadratkilometern verfügt der Steppensee über einen der größten zusammenhängenden Schilfbestände Europas.
Der Rohstoff kommt derzeit wieder mehr in Mode, gilt als nachhaltig und wird zum Beispiel zu Dächern verarbeitet oder auch als Material für Lärmschutzwände entlang von Autobahnen verwendet.
Geerntet wird Schilf von Jänner bis März. Dabei wird mit Pistenraupen, die zu Erntemaschinen umgebaut wurden, in das Schilf gefahren. Eine davon hat den Schilfbrand am Neusiedler See ausgelöst - mit möglicherweise sogar positiven Folgen für die Flora und Fauna.
Aber dazu später mehr.
Für die Feuerwehren war der Einsatz eine echte Herausforderung. Bis zu 300 Personen kämpften mit fünf Hubschraubern der Polizei und des Bundesheeres gegen die Flammen, 60 Fahrzeuge waren im Einsatz.
Ursprung des großflächigen Schilfbrandes war eine Erntemaschine, die am Mittwoch gegen Mittag Feuer fing. Die Ursache für den Brand ist noch unklar und Gegenstand von Ermittlungen.
Bereits kurz danach waren zwölf Feuerwehren aus der Region im Einsatz. Im weiteren Verlauf mussten weiteren Kollegen, unter anderem der Flugdienst der Feuerwehr Wiener Neustadt, nachalarmiert werden.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Diese Erntemaschine war der Auslöser für den Brand.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Hubschrauber des Bundesheeres und der Polizei unterstützten die Feuerwehr beim Einsatz.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Die Unterstützung wurde am Donnerstag in der Früh angefordert, der Brand war am frühen Mittwochnachmittag ausgebrochen.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Rund 200 Hektar Schilf wurden durch das Feuer zerstört.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Rund um den Neusiedler See kommt es immer wieder zu Schilfbränden.
Schilfbrand vernichtete 200 Hektar
Auch in den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Bränden, allerdings in weit kleinerem Ausmaß.
Kurz war die Situation kritisch, als die Flammen drohten, über die Straße, die zum Seebad Breitenbrunn führt, überzuspringen. Das konnte von den Einsatzkräften aber ebenso verhindert werden, wie das Ausbreiten des Feuers in Richtung Mobilheimsiedlung.
Die erlösende Meldung "Brand aus" folgte dann am Donnerstag gegen 11 Uhr, insgesamt 22 Stunden waren seit der ersten Alarmierung vergangen. Insgesamt sind rund 200 Hektar Fläche betroffen.
Die Flora und Fauna des Schilfgürtels
Der Schilfgürtel rund um den Neusiedler See ist noch relativ jung und begann sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts zu entwickeln, teilweise begünstigt durch Nährstoffeinträge der Landwirtschaft.
Der Schilfgürtel
180 Quadratkilometer umfasst der Schilfgürtel rund um Österreichs größten See. Damit ist er einer der größten Schilfbestände in ganz Europa. Die Hälfte des Schilfs ist älter als 15 Jahre. Die Breite des Schilfgürtels ist sehr unterschiedlich, sie reicht von knapp über 100 m bis zu mehr als 5 Kilometern, im ungarischen Teil des Gebiets ist der Schilfgürtel an einer Stelle sogar 11 km breit.
Der Schilfgürtel zeichnet sich durch die nahezu alleinige Vorherrschaft einer einzigen Pflanzenart aus, des Schilfs (Phragmites australis). Neben dem Schilf finden sich nur einige wenige andere Sumpfpflanzen-Arten, in Vorkommen, die nur auf wenige Stellen oder bestimmte Zonen im Schilfgürtel beschränkt sind.
Quelle: WWF Österreich
Heute ist er Lebensraum für zahlreiche Tiere. Vor allem Vögel nutzen den Steppensee als Zwischenstation auf ihren Nord-Süd-Routen. Gerade die Vögel fühlen sich in älteren Beständen aber nicht so richtig wohl. Denn nach 15 bis 20 Jahren verringert sich der ornithologische Nutzen laut Experten des WWF Österreich deutlich.
Davon betroffen sind heute etwa zehn Prozent der gesamten Fläche rund um den Steppensee.
Vor rund zwei Jahren wurde von der Umweltschutzorganisation sogar das kontrollierte Abbrennen von alten Schilfbeständen ins Spiel gebracht.
Auch ohne diese Maßnahmen gehen ohnehin immer wieder Teile in Flammen auf. Der jüngste größere Schilfbrand ereignete sich im April 2020 bei Ilmitz, damals brannten 700 Hektar ab.
Seit einigen Monaten wird das Thema Schilf vom Land Burgenland mit der neu gegründeten Gesellschaf Seemanagement Burgenland bearbeitet. Denn der Schilfbestand hat auch Auswirkungen auf den Wasserstand des Neusiedler Sees.
Der Wasserhaushalt von Österreichs größtem stehenden Gewässer unterscheidet sich grundlegend von anderen Seen, denn es speist sich fast ausschließlich aus Niederschlägen. Zuflüsse, wie die Wulka oder Ortskanäle, machen nur einen geringen Teil aus.
Neben dem Wetter hat vor allem auch der Wind große Folgen für den Wasserhaushalt des Neusiedler Sees. Weht dieser kräftig, verlagert er gewaltige Wassermassen von einer Seite zur anderen und spült sie in den Schilfgürtel, der das kostbare Nass aufsaugt und speichert.
Der an manchen Stellen bis zu fünf Kilometer breite Schilfgürtel ist mit seiner Gesamtfläche von rund 180 nach dem Donaudelta der zweitgrößte zusammenhängende Schilfbestand Europas. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur im Südosten und im Hanság größere Schilfflächen. Erst eine Reihe von Niedrigwasserständen, aber auch der Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft und den umliegenden Ortschaften haben zu einem vermehrten Wachstum des Schilfrohrs geführt.
Die Zukunft des Neusiedler Sees
Einerseits ist die Seemanagement Burgenland für die Beseitigung von Schlamm in Hafenbereichen zuständig. Damit soll die Wassersäule erhöht und die Schifffahrt zumindest für kleine Boote ermöglicht werden.
Andererseits ist die Gesellschaft auch für das Management des Schilfschnitts verantwortlich und plant die Installierung von Schleusen, um einen besseren Wasseraustausch zwischen dem Schilf und dem See zu ermöglichen.
Aktueller Wasserstand weiter sehr niedrig
Derzeit liegt der Wasserstand des Neusiedler Sees bei knapp über 115 Meter über der Adria. Das sind um etwa 20 Zentimeter weniger als zur selben Zeit des Vorjahres. Entspannung ist weiter keine in Sicht. Nach dem sehr trockenen Winter sind auch weiter keine größeren Niederschläge prognostiziert.
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