Rosige Aussichten nach grandioser Tourismussaison im Sommer
Bei schönem, sommerlichem Wetter verkauften sich die Betten im Nordburgenland fast wie von selbst. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Tourismusstatistik für Juli mit einem Plus von 3,5 Prozent bei den Übernachtungen.
Gleichzeitig bedeuten Hitze- und Dürreperioden aber auch, dass das Wasser im Neusiedler See schneller verdunstet, als den Touristikern lieb ist. Umso erfreulicher war da für sie der in dieser Woche unterzeichnete Grundsatzbeschluss von Bund, NÖ und dem Burgenland über eine Zuleitung von Donauwasser in den Osten Österreichs.
Wirtschaftskammer-Präsident Andreas Wirth begrüßte den Beschluss als "wichtigen Schritt zur Sicherung des heimischen Tourismus und der Wertschöpfung". Für LK-Präsident Nikolaus Berlakovich ist er eine "bedeutende Maßnahme zur Sicherung der heimischen Nahrungsmittelproduktion".
Freilich gab es auch kritische Stimmen, etwa von den Grünen. "Der Neusiedler See ist keine Badewanne, die man ein- und auslassen kann, wie man will", sagt Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller und fordert eine "detaillierte Prüfung der Auswirkungen auf Salzgehalt, Biologie und Chemismus des Steppensees".
Ähnlich WWF-Experte Bernhard Kohler, der eine Zuleitung für nicht zielführend erachtet: "Anstatt das Problem mit reiner Zu- und Ableitung lediglich zu verschieben, muss Wasser künftig länger in der Landschaft gehalten werden." Tatsächlich könnte die geplante Zuleitung den Seespiegel laut WWF um nur zehn Zentimeter pro Jahr anheben – so viel verliere der See bei 30 Grad Celsius in nur zehn Tagen. "Die künstliche Zuleitung wird sich also Jahr für Jahr in Luft auflösen - und mit ihr die 90 Millionen Euro Baukosten", so Kohler.
Das Land verteidigte sich, es gehe schließlich nicht nur alleine um eine Zufuhr zum Neusiedler See, sondern um "eine gesamtheitliche Betrachtung des Wasserhaushalts im Natur- und Kulturraum Seewinkel", sagte Landesrat Heinrich Dorner und verwies auf bereits umgesetzte Forderungen des WWF. Wie etwa rund 30 temporäre Wehranlagen, die in den vergangenen Monaten errichtet wurden, um den Grundwasserhaushalt zu verbessern und die Ableitung so gering wie möglich zu halten.
Wasser für die Fisch´
Tatsächlich hat der Neusiedler See dem heißen, trockenen Sommer getrotzt – dank der ausgiebigen Regenfälle in den Monaten davor. Zwar stieg die Wassertemperatur im August schon mal auf den Höchstwert von 29,5 Grad Celsius, der vergleichsweise hohe Wasserstand und der Wind verhinderten aber Sauerstoffarmut und somit ein Fischsterben. "Das war eine positive Saison, alles funktionierte. Kitesurfen, Segeln, die Boote – in der heurigen Saison war das sehr zufriedenstellend möglich", sagt Christian Sailer, Leiter der "Task Force Neusiedler See".
Zufrieden mit dem Verlauf des Sommers zeigte sich naturgemäß auch Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel. Von Mai bis Juli stieg die Zahl der Ankünfte in der Region Neusiedler See um 7,6 Prozent und die Zahl der Nächtigungen um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Der aktuelle Wasserstand des Neusiedler Sees wirkt sich positiv auf die Tourismuszahlen aus. Die Entwicklung im bisherigen Sommer belegt die Bedeutung des Sees für den Tourismus", so Tunkel.
Der Wasserstand des Neusiedler Sees beträgt aktuell 115,2 Meter über Adria. Das sind 30 Zentimeter mehr als der Tiefstwert seit 1965, der 2022 gemessen wurde. Mitte Juni kratzte der Wasserstand am langjährigen Mittel, fiel danach aber aufgrund der Hitze wieder.
Volles Programm bis zum Martiniloben & Co.
Mit Blick auf die bevorstehende Herbstsaison zeigt sich Burgenlands Tourismus optimistisch. "Für die Herbstsaison sind wir bestens vorbereitet und bieten zahlreiche Aktivitäten, die Genuss, Bewegung in unserer einzigartigen Natur sowie Wellness und Gesundheit in den Mittelpunkt rücken", sagt Geschäftsführer Didi Tunkel. Veranstaltungen wie der Blaufränkischland Marathon und das Martiniloben versprechen erneut hohe Besucherzahlen.
Zuvor gibt es aber noch jede Menge anderer Veranstaltungen: an diesem Wochenende zum Beispiel die Literaturtage Kohfidisch, das Grasski-Weltcupfinale in Rettenbach oder das Uhudlerlandestheater auf Schloss Tabor. Dazu kommt noch das burgenländische Sterzfestival, das sich über zwei Wochenenden zieht – zuerst mit einer Veranstaltung in Purbach, dann in Neuhaus am Klausenbach eine Woche später.
Lesen, Graben, Laufen
Ergänzt wird das Angebot am kommenden Wochenende vom Herbstgold Festival in Eisenstadt und den 11. Literaturtagen im Weinwerk in Neusiedl am See.
Ein besonderes Highlight sind die "Archäologische Aktionstage" am 13. und 14. September in Grafenschachen (Bezirk Oberwart). Besucher können sich im Töpfern von urgeschichtlicher Keramik versuchen oder in einem Lehmkuppelofen Fladenbrote backen.
Neben den Mitmachangeboten bieten die Archäologen auch geführte Spaziergänge zu den Hügelgräbern im umliegenden Wald an. Das Projekt "Archäologischer Rastplatz Grafenschachen" ist Teil des "Masterplans Archäologie Burgenland", einer Initiative, die archäologische und historische Tourismusprojekte im Land fördern soll.
Ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender ist der Blaufränkischland Marathon am 5. Oktober mit Start und Ziel in Deutschkreutz – Anmeldung unter blaufraenkischland-marathon.at. Für das leibliche Wohl entlang der Strecke ist gesorgt: Bis zu 15 Genussstationen bieten Weinproben der bekanntesten Weingüter der Region sowie Snacks von regionalen Produzenten.
Drei Erfolgsfaktoren
Tourismus-Geschäftsführer Tunkel sieht in der Kombination aus Natur, Kultur und Wellness den Schlüssel zum Erfolg: „Unser attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, die beeindruckende Landschaft, die herzliche Gastfreundschaft sowie das vielfältige Kulturangebot und die hervorragend ausgebauten Radwege und Thermen- und Wellnessangebote tragen maßgeblich zu unserer Beliebtheit bei.“
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