Comeback des Jahres: Der Neusiedler See ist zurück

Der „Neue Strand“ am Ufer in Breitenbrunn wurde quasi „wie bestellt“ fertig
Der niederschlagsreiche Frühsommer lässt den Wasserstand im Steppensee weiter steigen und nährt damit die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Sommersaison

So laut das Klagen und Jammern im Vorjahr über den niedrigen Wasserstand des Neusiedler Sees auch war, so groß ist heuer die Freude darüber, dass die angesagte Katastrophe zumindest kurz- und vielleicht sogar mittelfristig abgesagt ist. Denn die Natur, die macht, was sie will – und im aktuellen Fall heißt das: ausgiebige Niederschläge ohne Ende.

So sehr sich die Verantwortlichen im Land auch bemühen, eine Zuleitung mit Donau-Wasser aus Niederösterreich zu installieren, am Ende des Tages kann den See ohnehin nur eines retten: Regen.

Schlamm im Zicksee

Dass davon in den vergangenen Monaten reichlich fiel, hat einiges zur Entspannung unter den Touristikern beigetragen. Im Vorjahr stellte sich die Lage noch ganz anders dar: 

„Wir hatten einen Anruf einer langjährigen Besucherin aus Deutschland. Sie traute sich nicht mehr zu kommen, weil sie aufgrund der medialen Berichterstattung über eine Austrocknung des Sees eine große Staubbelastung fürchtete. Dieses Jahr war Gott sei Dank genug Niederschlag und wir sind froh, dass das Wasser zurückgekehrt ist“, so ein Touristiker.

Das gilt freilich nur für den Steppensee an sich. Nur wenige Kilometer weiter, am Zicksee, ist die Lage alles andere als rosig. Das Wasser ist zwar zurückgekehrt, aber der Wasserstand ist weiter sehr seicht und der Schlamm steht hoch. 

Deshalb plant das Land, künftig ganzjährig Wasser in den See zu pumpen. Bisher war das nur bis Ende Juni erlaubt. Zusätzlich soll der Zicksee noch heuer entschlammt werden, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in dieser Woche an. 

„Auch wenn die Niederschlagsmengen in Kombination mit unseren Maßnahmen zu einer Entspannung der Situation am Neusiedler See geführt haben, wird eine nachhaltige Absicherung des Naturraums Seewinkel nur mit einer Wasserzuleitung möglich sein“, kündigte Doskozil an. Die dafür notwendigen Vereinbarungen mit dem Land NÖ und dem Bund sollen im Idealfall noch heuer getroffen werden.

Da geht noch viel mehr

Wichtigster „Vertragspartner“ ist und bleibt aber die Natur. Zum Beweis reicht ein Blick zurück ins Jahr 1965, dem ersten Jahr der offiziellen Aufzeichnungen des Wasserstandes am Neusiedler See (wasser.bgld.gv.at). 

Damals stieg der Pegel im ersten Halbjahr um 66 Zentimeter an – von 115,11 auf 115,77 Meter über Adria. Im Vergleich dazu fällt der aktuelle Anstieg seit Jahresbeginn um etwa 18 Zentimeter fast mickrig aus. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass an einem heißen, windigen Tag bis zu ein Zentimeter Wasserhöhe einfach so verdunstet – und damit einen wesentlichen Beitrag zum vorherrschenden Mikroklima im Seewinkel leistet.

Tourismus
Mehr als 50 Prozent der touristischen Wertschöpfung des Landes  werden in den beiden nordburgenländischen Bezirken erwirtschaftet

115,47 Meter über Adria
Auf den langjährigen Mittelwert (seit 1965; Anm.) fehlen noch acht Zentimeter. Im Vergleich zum Vorjahr steht das Wasser um knapp 30 Zentimeter höher

Comeback des Jahres: Der Neusiedler See ist zurück

Von allzu waghalsigen Sprüngen ins Wasser des Neusiedler Sees wird weiter abgeraten, auch wenn der Wasserstand derzeit steigt

„Neuer Strand“ lockt

Davon kann man sich seit Kurzem auch am „Neuen Strand“ in Breitenbrunn überzeugen. Beim Bau wurde großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, vormals verbaute Flächen wurden entsiegelt sowie entsprechend den klimatischen Bedingungen bepflanzt. Zudem sorgt ein regeneratives Wassernutzungskonzept für Ressourcenschonung.

Eintritt zahlt man außerdem nur dann, wenn man mit dem Auto kommt. Fußgänger und Radfahrer baden in Breitenbrunn gratis. Mit der Fertigstellung des Marina-Gebäudes ist ein weiterer Abschnitt im Ausbau des „Neuen Strands“ am Ufer des Neusiedler Sees in Breitenbrunn erreicht. In der nächsten und letzten Stufe entstehen moderne Lodges und ein Bungalowdorf. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.

Auffallend ruhig ist es zuletzt hingegen um das ungarische Großprojekt bei Fertörákos geworden. Anfang des Jahres hieß es noch, Ungarn wolle am Bau festhalten, seither wurden jedoch keine neuen Details bekannt.

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