Allen voran der Neusiedler See: Sein Wasserstand ist seit Ende Oktober um 15 Zentimeter gestiegen und liegt aktuell bei 115,16 Meter über Adria. Zum langjährigen Mittelwert fehlen dem „Meer der Wiener“ zwar immer noch gut 30 Zentimeter, aber um ein baldiges Austrocknen muss man sich vorerst keine Sorgen machen. Warum aber sind der Zicksee und einige andere Lacken im Seewinkel noch trocken? Der KURIER fragte bei Experten nach.
Christian Sailer, Hauptreferatsleiter Wasserwirtschaft, sagt zur aktuellen Situation des Zicksees: „Der Zicksee ist seit Jahrzehnten kommerziell genutzt worden, es wurde künstlich Wasser zugeleitet. Dadurch hat sich der Chemismus im Untergrund verändert, sodass er nicht mehr vollkommen dicht ist. Außerdem sollte bei einer Salzlacke der Boden in Kontakt mit dem Grundwasser stehen, damit Salze aus dem Untergrund aufsteigen können. Beim Zicksee ist der Abstand zum Grundwasser erheblich größer als bei anderen Lacken.“
Die künstliche Wasserzufuhr (Dotierung) zum Zicksee wurde 2022 gestoppt, als der Grundwasserspiegel im Seewinkel einen kritischen Wert erreicht hatte. Die Dotierung wieder aufzunehmen, wäre laut Sailer auch nicht sinnvoll – das Wasser würde im undichten Lackenboden einfach versickern. Eine Rückkehr des Zicksees hält der Wasserexperte dennoch nicht für ausgeschlossen, wenn der Grundwasserspiegel im Seewinkel nachhaltig angehoben werden kann.
Daran wird bereits gearbeitet. Bei den Entwässerungskanälen im Seewinkel werden Rückstaumaßnahmen gesetzt. 25 Wehranlagen wurden bereits saniert oder neu errichtet. „Das Grundziel ist, das Wasser so lange wie möglich im Seewinkel zu halten“, erklärt Sailer.
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Im Gegensatz zu den Lacken im Seewinkel trägt das Grundwasser nur etwa zwei Prozent zur Wasserbilanz des Neusiedler Sees bei – der Steppensee wird großteils aus Niederschlägen gespeist. Christian Sailer meint dennoch: „Wenn der Neusiedler See austrocknet, wird es ähnliche Szenarien geben wie beim Zicksee. Deswegen arbeiten wir mit Hochdruck daran, mehr Wasser in die Region zu bringen. Wir werden den See nicht komplett auffüllen können, ihn aber als Landschaftselement und Feuchtlebensraum erhalten.“
Dem immer wieder vorgebrachten Argument, der Neusiedler See sei in seiner Geschichte schon mehrmals ausgetrocknet, zuletzt vor rund 160 Jahren, hält der Referatsleiter entgegen: „Die Rahmenbedingungen haben sich seit 1865 geändert. Wir sind der fachlichen Auffassung, dass der See viel länger brauchen würde, sich wieder zu befüllen, wenn er komplett ausgetrocknet ist“.
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