Woran es dem Pflegepersonal mittlerweile oft mangelt

Woran es dem Pflegepersonal mittlerweile oft mangelt
Rund um den Tag der Pflege wird viel über den Berufsstand diskutiert. Überstunden, Personalmangel, Arbeiten am Limit – ein neues Projekt den Beruf in ein besseres Licht rücken, aber reicht das?

Es ist ein bunter Mix aus Pflegerinnen und Pflegern, Verwaltungs- und Hochschulpersonal, der sich am vergangenen Montagabend im Audimax der Fachhochschule Pinkafeld einfindet. Thema ist der Pflegeberuf. Seine Freuden und auch die Tücken, besonders seit der Coronapandemie.

Diskutiert wurde aber nicht nur über die Tätigkeit an sich, sondern auch über das medial geprägte Bild des Berufsstandes: zu viele Arbeitsstunden, zu wenig Personal und ein Mangel an Anerkennung. „Die Pandemie hat das Image des Berufs nicht verbessert“, sagt Margit Nemeth, Geschäftsführerin der Diakonie Südburgenland.

Pflegerinnen und Pfleger im Hörsaal der FH Pinkafeld

Am Montagabend wurde über den Pflegeberuf diskutiert.

Gemeinsam mit der Fachhochschule lud die Diakonie zur Kick-off-Veranstaltung des Projekts „Wertschätzung Mensch“. Bis Juli 2025 wolle man Lösungen präsentieren, wie der Pflegeberuf in der öffentlichen Wahrnehmung gestärkt werden soll. Die ersten Maßnahmen sollen bereits im kommenden Jahr starten.

Alarmierende Zahlen rund um den Pflegeberuf

Laut einer Prognose des Gesundheitsministeriums werden bis 2030 über 70.000 Pflegekräfte in Österreich benötigt. Weiters halten laut einer Studie des Sora-Instituts aus dem Jahr 2021 65 Prozent der befragten Pflegekräfte es für unwahrscheinlich, den Beruf bis zu ihrer Pension auszuüben. Alleine im Burgenland erhalten rund 19.000 Menschen eine Form von Pflegegeld, sind also betroffen. Und es werden mehr.

Die beteiligten Personen des Forschungsprojekt

Über zwei Jahre wollen Fachhochschule und Diakonie forschen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dazu noch am Montagabend befragt.

Für Annemarie Imre, Geschäftsführerin der Diakonie im Süden, müsse man „die schönen Seiten des Berufs in die Mitte rücken“. Mit „positiver Psychologie“, wie es Erwin Gollner, Leiter des Departments „Gesundheit“ an der Fachhochschule ausdrückt.

Das gelte nicht nur für Pflegekräfte, sondern für alle Beteiligten. Der Diskurs zwischen Beschäftigen in einem Alten- oder Pflegeheim, den zu betreuenden Personen und auch den Angehörigen solle gestärkt werden.

Mikrokosmos "Heim"

Es ist eine eigene kleine Welt, die sich in den Alten- und Pflegeheimen entdecken lässt. Ein Wechselbad der Gefühle zwischen Freude und Trauer, Abwechslung und Routine. „Pflegeprojekte sind nicht nur die Lebenswelt der Bewohner, sondern auch die Arbeitswelt für Beschäftigte und der Besuchsort für Angehörige“, erklärt Projektleiterin Magdalena Thaller-Schneider.

Doch ist es nicht eine zu blumige Sicht, ein gesellschaftliches Problem mit „positiver Energie“ lösen zu wollen? Sollte man den hohen Stellenwert der Tätigkeit nicht einfach monetär abgelten?„Geld ist nicht so wichtig. Es ist die Wertschätzung, die zählt“, erklärt ein gebürtiger Syrer, der als Pfleger arbeitet. Er erzählt die Geschichte eines von ihm betreuten Ehepaares, das seit mehr als 60 Jahren verliebt ist. „Wenn die zwei nebeneinander sitzen, muss keiner reden. Man sieht die Liebe einfach.“

 

Diese Momente würden den Beruf so besonders machen, und auch die Chancen, Menschen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Das sei nicht mit Geld aufwiegbar. „Und das sagt ein Mann, der selbst alles verloren hat“, ist Sieglinde Pfänder, Pfarrerin und Rektorin der Diakonie Burgenland, berührt. „Ich habe nicht alles verloren, ich habe hier Wertschätzung gewonnen“, so seine Antwort.

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