Pflege im Burgenland wird komplett neu aufgestellt
Mit dem neuen Pflegekonzept des Landes wird der Bereich auf völlig neue Beine gestellt. Denn was mit der Anstellung pflegender Angehöriger begonnen hatte, setzt sich nun auf der mittleren Ebene der Pflege, also Hauskrankenpflege, betreutes Wohnen, Seniorentagesbetreuung sowie Pflege- und Sozialberatung, fort – eine komplette Umstrukturierung des Systems.
Künftig wird das Land in 28 Regionen mit je 8.000 bis 12.000 Personen aufgeteilt. 71 Pflegestützpunkte, jeweils zuständig für rund 4.000 Personen, sollen wiederum zentrale Anlaufstelle für alle oben genannten Themen sein. Damit einhergehend wird künftig nur noch ein Träger die gesamte nicht-stationäre Versorgung pro Region übernehmen.
Das sind die Pläne
Unlängst gaben Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landesrat Leonhard Schneemann bekannt, welche Gemeinden dafür ausgewählt wurden (siehe Artikel rechts) und wie die Umsetzung in der Praxis funktionieren soll. Der erste Probebetrieb startet bereits im Herbst in Schattendorf mit den Gemeinden Draßburg, Baumgarten, Loipersbach, Marz und Rohrbach.
Gebaut beziehungsweise adaptiert werden die 71 Pflegestützpunkte von der Landesimmobilien Burgenland (LIB). Derzeit laufen die Vorbereitungen bei Grundstücken und bestehenden Gebäuden, um in die Bauphase übergehen zu können. 2023 erfolgt die Ausschreibung der einzelnen Regionen für die künftigen Betreiber, Ende 2024 sollen die 71 Pflegestützpunkte in Betrieb gehen.
"Kernaufgabe"
„Wir nehmen die aktuellen Anbieter gerne in die neuen Strukturen mit. Die Trägerorganisationen sind eingeladen, sich zu bewerben“, so Doskozil. Damit könnten sich die Betreiber auf ihre Kernaufgabe, Betreuung und Pflege, konzentrieren, während sich das Land und die LIB um die Immobilien kümmerten, ergänzte Schneemann. Dabei gehe es nicht darum, Kosten zu sparen, sondern „Qualität in der Pflege langfristig zu gewährleisten“, betonte Doskozil.
Kritik und Vorfreude
Während ÖVP-Pflegesprecher Thomas Steiner „das Pflegemodell von Doskozil auf dem falschen Weg sieht“ und sich für die Erhaltung der Wahlfreiheit ausspricht, ist die Freude bei so manchem Bürgermeister der 71 zukünftigen Pflegestützpunkt-Gemeinden groß. Von einem „sozialpolitischen Meilenstein“ spricht etwa Großhöfleins Ortschef Heinz Heidenreich (SPÖ), und von der Absicherung der Pflege-Versorgung auf Jahrzehnte. Tatsächlich dürfen sich die Bürger der rund 1.900 Einwohner zählenden Gemeinde auf eine neue Infrastruktur freuen.
Laut Heidenreich soll es in Großhöflein künftig vier bis acht betreute Wohneinheiten, ein Tageszentrum für Seniorinnen und Senioren und einen Pflegestützpunkt mit acht bis neun Arbeitsplätzen geben. Außerdem gebe es die Möglichkeit zur Erweiterung um einen Sozialmarkt, einen Genussladen und einen Motorikpark. „Der neue Pflegestützpunkt soll zu einer Art Dorfplatz werden, wo Alt und Jung zusammenkommen können“, wünscht sich Heidenreich.
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