Ortskerngestaltung: Neue Anstriche für alte Gebäude

Ortskerngestaltung: Neue Anstriche für alte Gebäude
Bei der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft entwickelte sich in den letzten Jahren ein Trend. Gasthäuser, Kommunalbauten und Privatgebäude werden gekauft und anschließend umgebaut

Aus einer Obstverwertung wird ein Wohnheim, aus einer Volksschule ein Veranstaltungssaal mit Bibliothek und aus einem Supermarkt ein Demenzzentrum – was sich kurios anhört, ist für die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft schon längst Usus geworden.

„Wir wollen vorhandene Substanz für andere Zwecke nutzen. Das ist einer unserer drei Schwerpunkte als OSG“, erklärt Obmann Alfred Kollar im Rahmen der Vorstellung, des neuen Projektes in Güssing.

Die anderen beiden Schwerpunkte seien der „Green Way“ (Fotovoltaikanlagen und Begrünungen bei allen Projekten), sowie leistbare Wohngebäude (Reihenhaus, Doppelhaus, Bungalow).

Start in Oberpullendorf

Vor rund zehn Jahren begann die Idee, nicht mehr genutzte Gasthäuser zu kaufen. „Wir haben viele Gasthäuser gekauft, weil die Betreiber keine Möglichkeit der Nachnutzung hatten. Das Ganze hat mittlerweile eine Dimension erreicht, die wir in der Form nicht erwartet haben“, sagt Kollar.

Darunter sind unter anderem der Burgenlandhof in Jennersdorf, das Gasthaus Hirtenfelder in Windisch-Minihof, weitere Gasthäuser in St. Michael und Kemeten sowie Einfamilienhäuser von privaten Verkäufern.

Aktuell sind 42 Gasthäuser im Besitz der Siedlungsgenossenschaft. Für Kollar könnten die Angebote an die OSG jedoch gerne noch weiter steigen: „Es gibt deutlich weniger Angebote, als ich gerne hätte.“

Mit der hauseigenen PR-Abteilung wolle man jetzt verstärkt Privatpersonen erreichen. Die Anzahl an Offerten soll somit erhöht werden.

Bestehendes nutzen

In Güssing ist in den vergangenen Monaten aus der ehemaligen Bürgerschule, einem Vorgänger des Hauptschulmodells, ein Haus mit Ordination, acht Wohnungen und einem Büro von „Rettet das Kind“ entstanden.

Wenn die OSG ein baufälliges Gebäude kauft und zur weiteren Nutzung herrichtet, dann hat das für die betroffene Gemeinde einen großen Vorteil: Man spart sich ordentlich Geld. Allein die Sanierung des Daches hätte laut Bürgermeister Vinzenz Knor (SPÖ) 80.000 bis 100.000 Euro gekostet. „Das Gebäude war am Ende ein Schandfleck inmitten der Stadt. Viele Städte haben das Problem, dass der Kern ausstirbt. Hier wurde vorhandene Infrastruktur genutzt“, so Knor.

40.000 Hektar leer

Laut einer Erhebung des Umweltbundesamts stehen in Österreich rund 40.000 Hektar Immobilien leer. „Wir sind Europameister in der Bodenversiegelung.

Laut Hagelversicherung-Landesdirektor Günther Kurz werden im Burgenland pro Tag 1,4 Hektar Fläche verbaut. Das entspricht ungefähr zwei Fußballfeldern.

Erbse wird zu Volksschule

Schon seit Jahren gibt es im Burgenland immer wieder Projekte, die sich der Belebung der Gemeinden verschrieben hat. Jüngstes Beispiel ist Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See), wo der „Erbse“ – einer  Konserven- und Erbsenfabrik“ aus dem 19. Jahrhundert  – neues Leben eingehaucht wird.

Dieser Tage wurde die neue Volksschule eröffnet, die  in die alte Bausubstanz eingebettet wurde. Die OSG baut die alte Fabriksanlage zu einem neuen Ortszentrum aus, mehr als  200 Wohnungen werden errichtet, frühere Getreidespeicher  zu Wohntürmen umgebaut. Nicht nur ein Wirtshaus, auch der Bau einer neuen Kirche ist dort geplant.
Abgeschlossen ist ein anderes „Stadtbelebungskonzepts.

In Mattersburg hat die OSG  bei der ehemaligen Martinischenke ein Multifunktionsgebäude samt Wohnungen, Apotheke, Ordinationen und Geschäfte geschaffen. 
Auch im südburgenländischen Bernstein wurde verbaute Flächen neu genutzt: Auf einen bestehenden Supermarkt  wurde ein weiteres Geschoß mit Wohnungen gesetzt. Zudem ist das neue Gemeindeamt dort untergebracht

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