Neue Studie: Fachmarktzentren wachsen weiter
Steigende Preise, Personalmangel und Inflation – das sind nur einige Gründe, die dem Handel österreichweit Kopfzerbrechen bereiten. „Der Handel kämpft mit vielen fundamentalen Krisen“, erklärte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Doch trotz dieser Entwicklung und der bundesweiten Bemühungen um eine Dezimierung der Zuwächse bei den Verkaufsflächen sind Fachmarktgebiete und Retail-Parks in den letzten drei Jahren weiter gewachsen. Das hat eine Studie von Standort+Markt (S+M), die dieser Tage vom Handelsverband präsentiert wurde, ergeben.
Zur bereits bestehenden Fläche sind in den vergangenen drei Jahren weitere 300.000 Quadratmeter dazugekommen. Insgesamt gibt es damit in Österreich 6,4 Millionen Quadratmeter Gesamtverkaufsfläche. „Die Fachmarktagglomerationen sind die stillen Gewinner der Krise“, so S+M-Geschäftsführer Hannes Lindner.
Bei diesen Fachmarktgebieten – das sind laut Definition mindestens vier bis fünf Geschäfte in Sichtweite mit mindestens 4.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche – gibt es einen regelrechten Boom, wie ein Vor-Ort-Report der Studienautoren bei den 280 Fachmarktagglomerationen ergeben habe. Ihre Fläche hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt.
Marktanteil auf über 50 Prozent gewachsen
Vor allem das Burgenland (und auch Kärnten) haben laut der Studie einen großen Anteil an Agglomerationen. Im Burgenland sei der Marktanteil sogar auf mehr als 50 Prozent gewachsen, dagegen habe Pannonien laut Studie die höchste Leerstandsrate. Eine „bemerkenswerte Entwicklung“, so Lindner. Eine große Rolle bei der Entwicklung spiele die Raumplanung, die im Burgenland „gefühlt lockerer gehandhabt“ werde als andernorts.
Grüne Kritik
Die Grünen sehen sich durch die Studie in ihrer jahrelangen Kritik bestätigt. „Die burgenländische Raumplanung ermöglicht die Betonierung unserer Wiesen und Äcker beim Kreisverkehr und zerstört dabei lebendige Ortskerne“, so die Grüne Klubobfrau Regina Petrik in einer Aussendung. Seit Jänner des Vorjahres haben die Grünen neun Anträge zum Bodenschutz im Burgenländischen Landtag eingebracht, „sie wurden allesamt von der SPÖ-Mehrheit abgekanzelt“.
Agglomeration
Wesentliche Charakteristik der Fachmarktgebiete ist laut Studie von S+M, dass mindestens 4 bis 5 Geschäfte auf zumindest 4.000 vermietbarer Fläche in Sichtweite zusammenkommen
Leerstand
280 Fachmarktagglomerationen gibt es in Österreicher. Der Leerstand liegt bei 500.000
27,5Prozent
beträgt der Marktanteil der Fachmarktgebiete am gesamten Handel. Im Burgenland gibt es laut Studie eine Steigerung von knapp zehn Prozent
Im Büro von Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) kann man die Kritik nicht mehr hören, wie ein Sprecher des Landesrates erklärt. Beim Thema Bodenverbrauch würden „oft Äpfel mit Birnen verglichen“.
Das Land sei sich jedenfalls der „zentralen Funktion der Böden“ bewusst. Immerhin liege man mit einem Anteil von über 35 Prozent an naturschutzrelevantem Gebiet über dem Österreichschnitt von 27 Prozent.
Betriebe kumulieren
Mit dem Raumplanungsgesetz wolle man der Bodenversiegelung entgegentreten, heißt es aus dem Büro Dorner. Damit nicht an den Peripherien der Gemeinden noch mehr Fachmarktzentren entstehen, setze das Land künftig auf Businessparks. Dort sollen sich Betriebe „gebündelt“ ansiedeln.
Diese interkommunalen Businessparks würden auch im aktuellen Bodenreport des WWF als Maßnahme gegen Bodenversiegelung angeführt, beruft sich der Sprecher des Landesrates auf die Publikation. Vorzeigeprojekt sei der geplante Businesspark im Mittelburgenland, an dem sich 27 der 28 Gemeinden beteiligen. In Abstimmung mit den verantwortlichen Stellen des Landes werde als Grundlage für eine Flächenwidmung als Betriebsgebiet und auch für die spätere Bebauung ein Masterplan erstellt. Dieser soll u. a. ein Konzept betreffend Grünraum, Energie, sowie Verkehrskonzept enthalten. Geplant sind etwa Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen und E-Tankstellen.
Businesspark Mittelburgenland
Wie berichtet hatte es im Vorfeld immer wieder Diskussionen betreffend den Businesspark zwischen Steinberg-Dörfl und Oberpullendorf gegeben. Die Bürgerinitiative BLOP! etwa befürchtete neben dem „ökologischen Risiko der Flächenversiegelung“ auch das „ökonomisches Risiko für den Stadtkern“ von Oberpullendorf.
Apropos Äpfel und Birnen: Mit deren sprichwörtlichen Vergleichen soll es demnächst vorbei sein. Das Umweltbundesamt entwickelt derzeit eine neue Methode, um die Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung in Österreich detaillierter und genauer darzustellen. Die gesammelten Ergebnisse dürften gegen Ende des Jahres vorliegen, sagt ein Sprecher des Umweltbundesamtes. Sie sollen eine Grundlage für die geplante Bodenstrategie für Österreich sein.
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