Immerhin ein paar Zentimeter „tief“ sind seit dem Wochenende wieder die meisten der etwa 30 Sodalacken im Seewinkel, darunter die Lange Lacke und der Darscho bei Apetlon sowie die beiden Illmitzer Stinkerseen.
Ein Segen für die Vogelwelt: Zahlreiche Brutvögel wie Kiebitze, Rotschenkel oder Stelzenläufer sind auf stehende Wasserflächen im Seewinkel angewiesen. Sie ernähren sich von Krebstieren, die nur im Wasser schlüpfen.
Sind die Lacken nun dank eines einzigen verregneten Wochenendes gerettet? Der Seewinkler Geograf Alois Wegleitner beantwortet diese Frage im KURIER-Gespräch: „Wenn ich an den Winter 2019 zurückdenke, da hatten wir 152 Liter Niederschlag (pro Quadratmeter, Anm.) und das hat für fast drei Jahre gereicht. Diese Menge hätte ich mir für heuer gewünscht. Wenn es noch einmal 75 Liter regnen würde, wären die Lacken für zumindest ein, zwei Jahre gerettet.“
Rettung auf Zeit
Von der nun vorhandenen Wassermenge könnten die kleinen Seen aber auch schon eine Zeit lang zehren – wenn die Temperaturen mild bleiben und der Wind nicht zu stark bläst.
„Der Wind könnte viel wegtrocknen und es wäre von Vorteil, wenn es nicht zu schnell zu warm wird“, hofft Wegleitner. Wie Christian Sailer, Leiter der „Task Force Neusiedler See“ am Montag gegenüber der APA erklärte, seien die Lackenböden in einem schlechten Zustand: „Die Lacken sind nicht komplett dicht, denn durch die Trockenheit und Hitze ist der Untergrund stark aufgerissen“.
Zudem sei der Grundwasserstand im Seewinkel nach wie vor viel zu niedrig. Daran sind nicht zuletzt Dutzende Entwässerungskanäle schuld. Sie sind im vergangenen Jahrhundert zu einer Zeit angelegt worden, als zu viel Wasser in der Region war. Jetzt verschärfen sie das gegenteilige Problem.
Lösung des Grundwasser-Problems
An der Lösung wird im Rahmen des mit zwölf Millionen Euro dotierten Projektes „LIFE Pannonic Salt 2023“ gearbeitet. Als eine von drei Hauptmaßnahmen zur Rettung der Sodalacken sollen die Entwässerungskanäle aufgestaut werden.
Dafür ist man auf die Kooperationsbereitschaft zahlreicher Grundbesitzer angewiesen – die Seewinkler Bauern würden die Maßnahmen unterstützen, versichert Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer: „Die Landwirtschaft ist zu allen Gesprächen bereit“. Schließlich sei es auch im Interesse der Landwirte, dass das Wasser in der Region gehalten werde.
Kommission beobachtet den Wasserstand
Mitte März hat ein neu gegründetes Experten-Gremium seine erste Sitzung abgehalten. Die so genannte „Wasserstandskommission“ wurde vom Land Burgenland eingerichtet, um den Pegel und die Wasserqualität des Neusiedler Sees laufend zu beobachten und daraus Konsequenzen für seine Benutzbarkeit abzuleiten.
Mindestens alle zwei Wochen tagt die Kommission, um festzulegen, welche Aktivitäten am See problemlos möglich sind und wo Einschränkungen notwendig sind. Gäste werden auf der neuen Homepage fakten.neusiedlersee.com tagesaktuell über den Wasserstand und die Empfehlungen der Expertengruppe informiert. Aktuell (Stand: Dienstag) gibt es Einschränkungen beim Segeln und bei der Zufahrt zu den Seehütten.
Teil der Wasserstandkommission sind Vertreter von Wasserwirtschaft, Naturschutz, die Biologischen Station Illmitz, der Fischereiverbandes, sowie die Bezirkshauptmannschaften Neusiedl am See und Eisenstadt-Umgebung.
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