Zu Mittag wurde am Gelände der hybriden Freiflächen-Photovoltaikanlage der Burgenland Energie der erste organische Großspeicher der deutschen Firma CMBlu Energy AG in Testbetrieb genommen.
Überschüssige Energie des Solarparks und der nahe gelegenen Windräder soll mittels der Solid-Flow-Batterie aufgenommen und gezielt ins Stromnetz eingespeist werden.
Zur Veranschaulichung: Das Burgenland produziert zwar übers Jahr 150 Prozent des eigenen Strombedarfs, muss aber trotzdem die Hälfte des jährlichen Verbrauchs importieren.
Weil die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht stetig weht.
„Deshalb“, so Burgenland-Energie-Vorstandschef Stephan Sharma, „brauchen wir einen Speicher, um die im Burgenland erzeugte Energie auch zu jeder Stunde des Jahres zur Verfügung zu haben“.
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Zu diesem Zweck haben der Landesenergieversorger und CMBlu mit Sitz im äußersten Nordwesten Bayerns vor gut einem Jahr eine Kooperationsvereinbarung geschlossen (der Kurier hat berichtet). Die Zusammenarbeit läuft bis 2030, die Burgenland Energie ist in Österreich Vertriebspartner der CMBlu-Technologie. Dass nun bereits der Testbetrieb in „freier Stromwildbahn“ startet, ist für CMBlu-Gründer Peter Geigle ein Indiz, „dass wir einen Partner haben, der das vorantreiben will“.
Klimatisierter Container
Die ersten sechs für Schattendorf gelieferten CMBlu-Speicherbatterien befinden sich in einem klimatisierten Container und haben eine Kapazität von 500 Kilowattstunden. Insgesamt benötigt das Burgenland 300 Megawatt Speicherplatz.
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„Wir wollen in den kommenden Wochen die Leistung unserer Technologie evaluieren und dann weitere Speicher ins Burgenland liefern“, skizzierte Geigle die nächsten Schritte.
Das 2011 gegründete Unternehmen – mittlerweile laut Geigle das größte Nicht-Lithium-Forschungslabor in Europa – setzt als Speicher auf Kohlenstoffverbindungen, die dem menschlichen Organismus nachgebildet sind. Deshalb werden sie „grüne“ Batterien genannt.
„Was die Natur macht, haben wir versucht in Technik zu übertragen“, so Geigle. Sein Unternehmen mit derzeit 200 Mitarbeitern macht „nur das“, sagte Geigle – aber das mit großem Aufwand: mehr als 100 Millionen Euro seien bisher investiert worden.
Im Vergleich dazu nehmen sich die 300.000 Euro für das Pilotprojekt in Schattendorf bescheiden aus.
Dass der Testbetrieb im Burgenland nur der Anfang sein könnte, hält Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, für durchaus denkbar. Das könnte ein „historischer Tag“ werden, meinte Selmayr gar. Jedenfalls, so der frühere Kabinettchef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, würden „Brüssel, Wien und wohl auch Berlin sehr genau beobachten, was hier passiert“. Berlin war übrigens darauf gemünzt, dass am Donnerstag auch ein Vertreter der deutschen Botschaft eigens ins Burgenland gekommen ist.
Selmayr betonte, „der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht nur klimapolitisch, sondern auch geopolitisch das Gebot der Stunde. Kein Diktator dieser Welt kann uns Wind oder Sonne abdrehen“. Dass die EU den Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch bis 2030 auf 42,5 Prozent verdoppeln, das Burgenland bis dahin aber schon energieautark sein will, quittierte Selmayr so: „Das ist die optimistischste Region“ Europas.
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