MFG-Landessprecher tritt zurück und kritisiert Parteichef Brunner

MFG-Demo in Neusiedl am See
Helmut Eller sieht Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Pöttler als Grund für "Desaster" bei Wahl - und ortet "fehlende Qualitäten" bei Parteichef und BP-Kandidat Michael Brunner.

"Ich möchte nicht die Jahre, die mir noch bleiben, mit Menschen verbringen, mit denen ich im normalen Leben eigentlich nichts zu tun haben will." Wer solche Worte bei einem Rücktritt aus einer politischen Funktion verwendet, will mit seiner ehemaligen Partei abrechnen.

Genau das tat Helmut Eller, bis vor Kurzem noch Landessprecher der MFG Burgenland und Mitglied des Bundesvorstandes, bei einem Interview am Montag. Auch seine Frau, MFG-Bezirkssprecherin Hanna Eller, tritt aus der Partei aus und legt alle Funktionen zurück.

Anlass für die Einladung ins "Studio" des "Burgenländischen Kommunalfernsehen" (BKF) war die burgenländische Gemeinderatswahl, bei der die MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) gerade einmal vier Mandate holte und damit "sehr unter den Erwartungen" geblieben ist, wie Eller sagte: "Ein Desaster aus meiner Sicht."

Als Grund für das schlechte Abschneiden nannte Eller unter anderem den Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Gerhard Pöttler am Freitag vor der Wahl. "In der Bundespartei läuft seit einiger Zeit einiges schief", spricht Eller von "autokratischen Zuständen".

Dabei spart der Apotheker aus Oberschützen (Bezirk Oberwart) auch nicht mit Breitseiten gegen Parteichef Michael Brunner, ungeachtet dessen, dass dieser am Sonntag bei der Wahl zum Bundespräsidenten antritt.

"Nicht die Qualitäten, eine Partei zu führen"

"Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken, da muss man mit Brunner anfangen", sagt der frühere MFG-Burgenland Landessprecher, und weiter: "Er hat nicht die Qualitäten, eine Partei zu führen." Dennoch sei Brunner eine gute Wahl als Bundespräsident und habe weiter seine Unterstützung. 

MFG-Landessprecher tritt zurück und kritisiert Parteichef Brunner

"Vor drei Monaten hätte ich noch gesagt, es ist alles in Ordnung. Aber mit dem Tag meines Einzugs in den Bundesvorstand wurde massiv damit begonnen, gegen mich und meine Frau zu intrigieren", so Eller. Er sehe keine Möglichkeit mehr für eine konstruktive Zusammenarbeit mit der MFG als "Patient auf der Intensivstation, wo Leute drum herum stehen - und einige davon auf dem Beatmungsschlauch."

Rücktritt als Landessprecher

Auch wenn er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe, so wisse er doch seit einigen Wochen, dass er so nicht weitermachen will. "Also lege ich meine Funktion im Bundesvorstand und als Landessprecher der MFG zurück und trete aus der Partei aus", so Eller. "Für mich ist diese Geschichte gescheitert - nicht an den Medien, nicht von außen, sondern weil man den eigenen Werten untreu geworden ist."

Schließlich sei "eine Partei immer nur so gut, wie der Charakter der Menschen, die für sie arbeiten", zitierte Eller eine frühere Mitstreiterin.

Reaktion der Landespartei

Die MFG Burgenland reagierte darauf am Dienstag mit einer Aussendung des stellvertretenden Landessprechers Gerald Aufmuth. Darin heißt es, dass der Landesvorstand "zum Interview, dem Führungsstil und zu den persönlichen Karriereplänen von Mag. Eller in der MFG nicht Stellung beziehen wird". Weil nämlich "die Vertraulichkeit interner Entscheidungen und Vorstandssitzungen und die unterzeichnete Verschwiegenheitsverpflichtung für Funktionäre im Land und Bund eine öffentliche Auseinandersetzung dazu nicht zulassen würden". 

Die weitere Vorgangsweise werde in den Gremien besprochen und in Abstimmung mit allen Funktionären festgelegt. Geplant ist eine erweiterte Landesvorstandssitzung mit allen Bezirks- und Ortsgruppenfunktionären, um sich auf allen Ebenen neu zu formieren und das politische Arbeitsjahr 2023 aufzustellen. Mit fünf Landesvorständen verfüge man immer noch über ein arbeitsfähiges und motiviertes Team, heißt es.

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