Medizinermangel im Burgenland weiter akut
Vor allem der Beruf Allgemeinmediziner bleibt anscheinend weiterhin unattraktiv für Medizinabsolventen. Erst am Donnerstag endete die Ausschreibung für Kassenarztstellen in der Ärztekammer Burgenland.
„Es sieht schlecht aus. Es gibt etliche Stellen, für die wir keinen Bewerber gefunden haben“, sagt der Direktor der Ärztekammer, Thomas Bauer. Offene Hausarztstellen gibt es in Stegersbach, Oberwart, Oberpullendorf, Güssing, Winden und Kobersdorf. Nur für Kobersdorf habe sich ein Bewerber gemeldet. Hier wird Allgemeinmediziner Thomas Horvatits mit Beginn 2023 den Ruhestand antreten. Vorgesehen sei eine Übergabepraxis im vierten Quartal.
Auch für die Facharztstellen für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Neusiedl am See und für die HNO in Oberpullendorf habe sich keine Interessentin oder Interessent gefunden. Vakant sind aktuell die HNO-Stelle und die Allgemeinmediziner-Stelle in Oberwart. In Winden, Stegersbach, Oberpullendorf und Güssing seien die Mediziner noch tätig, die meisten von ihnen bis zum Jahresende.
Neue Hausärzte
Aber es gibt auch gute Neuigkeiten: In Gattendorf, wo die Stelle mehr als ein Dutzend Mal ausgeschrieben war, wird eine Hausärztin im Herbst ihre Ordination aufsperren.
Ähnlich im mittelburgenländischen Weppersdorf, wo die Hausarzt-Stelle insgesamt 13 Mal ausgeschrieben wurde. Das Land hatte bereits eine dislozierte Ambulanz mit Ärzten aus dem Krankenhaus Oberpullendorf geplant, um die medizinische Versorgung in der Region zu gewährleisten. Im 13. Anlauf hat es aber geklappt. Im Juli wird eine Allgemeinmedizinerin beginnen, sagt Gemeinderat Karl Degendorfer (SPÖ). Die Gemeinde werde der Medizinerin in den ersten Jahren durch die Übernahme der Mietkosten unter die Arme greifen. Und es wird ein Gesundheitszentrum gebaut.
Kritik aus dem Süden
Vom Unabhängigen Gemeindevertreterforum (UGV) gab es zuletzt Kritik am Status quo. „Kleine Gemeinden werden es sich nicht leisten können, alles für Ärzte umzubauen“, erklärt Landeskoordinator Christian Schaberl. Die beiden großen Forderungen seien eine Verminderung der Bürokratie im Berufsalltag, sowie ein freier Zugang zum Medizinstudium ohne Eintrittstest. Statt einer Aufnahmeprüfung, solle eine Alternative wie ein Sozialsemester beim Roten Kreuz gefördert und bewertet werden. Weiters müssen laut Josef Hochwarter, pensionierter Arzt und JES-Politiker, die Kassentarife österreichweit angepasst und erhöht werden: „Bei einer Wahlarzt-Rechnung von rund 1.400 Euro, würde ich als Kassenarzt nur 400 Euro verdienen.“ Außerdem gebe es aufgrund des zunehmenden bürokratischen Aufwands zu wenig Zeit für Patienten. Laut Hochwarter drohe ohne Änderungen „die Gefahr der Zwei-Klassen–Medizin“.
Kritik an der Bürokratie gab es auch von Nikolaus Leontaridis, Parteikollege und Urologe in Feldbach: „Wir sind im dritten Jahr der Pandemie und jetzt gibt es eine Verordnung, dass wir in Ordinationen einen Corona-Beauftragten brauchen. Außerdem müssen wir jetzt Nichtraucher-Schilder aufhängen.“ Leontaridis sei laut eigener Aussage 2006 ein Kassenvertrag im Burgenland trotz 3.000 Unterschriften von Befürwortern verweigert worden.
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