Mattersburg: „Corona macht was mit Kindern“

Mattersburg: „Corona macht was mit Kindern“
Neue Mittelschule und Lernzentrum „2getthere“ in Mattersburg starten eine neue Kooperation in Krisenzeiten.

Kinder und Jugendliche stecken sich nicht so leicht mit dem Corona-Virus an. Dennoch leiden sie mitunter am meisten an den Folgen der Pandemie. „Ich sehe maximalen Handlungsbedarf bei den Jugendlichen“, bringt es Lisa Ollram, Sozialarbeiterin im Lernzentrum „2getthere“ in Mattersburg, auf den Punkt.

Um jungen Menschen unter die Arme zu greifen, wurden nun die Öffnungszeiten der Jugendeinrichtung erweitert. Zusätzlich gibt es eine neue Kooperation mit der Neuen Mittelschule, sagt Vereinsobmann Pfarrer Günter Kroiss.

"Das Schlimmste in der Situation"

„Das Schlimmste in der derzeitigen Situation wäre, den Kindern den Halt zu nehmen“, erklärt Kroiss. Die Ungewissheit, wie es weitergehe, ob ein zweiter Schul-Lockdown bevorstehe, der Terroranschlag in Wien und die angespannte Situation zu Hause würde Kindern und Jugendlichen stark zu schaffen machen.

Suchtverhalten verstärkt

Beengte Wohnverhältnisse, nervende Geschwister oder Existenzsorgen der Eltern können die Situation zusätzlich verschärfen. Einige Junge würden in letzter Zeit zusehends Suchtverhalten zeigen, sagt Ollram. Das betreffe nicht nur den Konsum illegaler Substanzen, sondern etwa auch Essstörungen.

„Die Jugendlichen spüren die Existenzängste ganz stark. Sie fühlen sich eingeschränkt. Dabei ist der Austausch mit Gleichaltrigen ganz wichtig.“ Mit jenen, die nicht ins 2getthere kommen können, stehen die Mitarbeiter trotzdem weiter in Kontakt, sei es telefonisch oder via WhatsApp.

Mit vereinten Kräften helfen

Ollram hat sich dieser Tage mit der Direktorin der Neuen Mittelschule Mattersburg, Ursula Piller, getroffen. Die Schule und das 2getthere wollen nun mit vereinten Kräften jungen Menschen zur Seite stehen.

Neben einer Psychologin ist auch ein Lehramtsstudent im Einsatz. Er arbeitet auch Probleme und Sorgen bei Bedarf auf. „Es ist wichtig, dass vor allem junge Burschen, die in der Pubertät sind, einen männlichen Ansprechpartner haben, dem sie von ihren Problemen erzählen können“, sagt Direktorin Piller. Bemerke der angehende Pädagoge, dass die Jugendlichen noch mehr Unterstützung brauchen, bekämen sie und ihre Eltern die Einladung für den Besuch im 2getthere. Dort wird der Student mit den Kindern – falls gewünscht – auch am Nachmittag lernen und ihnen ein offenes Ohr schenken.

"Nicht unter den Tisch kehren"

„Corona macht was mit den Kindern. Das darf man nicht unter den Tisch kehren“, erklärt die Schuldirektorin. Eine zweite Schulschließung wäre für die Schüler schlimm. Schon beim ersten Lockdown habe man versucht, die Schüler online so wie als möglich zu unterstützen.

Doch das Fehlen von Endgeräten und Internet mache mitunter die Wissensvermittlung sowie den persönlichen Kontakt schwierig. Etwa 330 Schüler besuchen derzeit die NMS, etwa 50 von ihnen, schätzt Piller, könnten zusätzliche Hilfe benötigen.

Und es sind weitere Projekte geplant: Gemeinsam mit den Mitarbeitern von 2getthere wolle man auch andere Organisationen ins Boot holen, um den Kindern und Jugendlichen durch die schwere Zeit zu helfen.

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