Landesgericht Eisenstadt hat künftig zwei Zivilrichter an der Spitze
Mit Jahresende endet auch eine Präsidentschaft. Karl Mitterhöfer, mehr als vier Jahrzehnte in der Justiz, davon 33 Jahre lang Richter am Landesgericht Eisenstadt und seit 2010 an der Spitze des Gerichts, verabschiedet sich mit 65 in den Ruhestand.
Sein – logischer – Nachfolger ist hinlänglich bekannt: Bernhard Kolonovits war bereits seit 2013 Vizepräsident und, wie zuvor schon Mitterhöfer, Mediensprecher des Landesgerichts.
Groß war das G’riss um den Spitzenposten nicht gerade. Neben Kolonovits’ Bewerbung gab es noch eine zweite von außerhalb. Die Juristin zog ihre Bewerbung aber im Zuge des Verfahrens zurück.
Am 9. Dezember unterzeichnete Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Ernennungsdekret für den neuen Präsidenten.
Kolonovits tritt sein unbefristetes Amt am 1. Jänner 2025 an. So lange wie Strafrichter Mitterhöfer wird Zivilrichter Kolonovits aber kaum im Amt bleiben. Der neue Präsident hat nämlich beim Amtsantritt seinen 60. Geburtstag schon hinter sich.
Wer neuer Vizepräsident wird, steht auch schon so gut wie fest, obwohl das Verfahren noch nicht ganz abgeschlossen ist. Denn: Lukas Belza ist der einzige Bewerber um den Posten. Damit stehen künftig zwei Zivilrichter an der Spitze des Landesgerichts.
Und abermals zwei Männer. Obwohl mittlerweile rund zwei Drittel der 19 richterlichen Planstellen von Frauen besetzt sind, hat sich keine Frau beworben.
Tausende Urteile
In seinem langen Richterleben hat der scheidende Präsident Mitterhöfer an Tausenden Strafverfahren mitgewirkt. Nachhaltig belastet habe ihn keines davon, sinniert der erfahrene Jurist aus dem Bezirk Mattersburg.
Neben vielen Mordprozessen waren auch prominente Wirtschaftscausen darunter, die österreichweit für Aufsehen sorg(t)en. Von der Bank Burgenland über die Begas bis zur Commerzialbank Mattersburg, zu der Mitte Jänner 2025 wieder ein Strafprozess startet.
Bis in den März hinein sind vorerst zehn Verhandlungstermine anberaumt, bei Bedarf könnten weitere folgen. Zur Verhandlungsfähigkeit des erstangeklagten Ex-Bankchefs Martin Pucher hat das Gericht ein Gutachten in Auftrag gegeben, das bisher aber noch nicht vorliegt.
Wundere er sich nicht, dass im kleinen Burgenland immer wieder Malversationen mit Millionenschäden passieren? Nein, sagt Mitterhöfer, und er könne in den unterschiedlichen Fällen auch kein Muster erkennen.
Mit Kolonovits steigt nun nicht nur ein Zivilrichter ins Präsidentenamt auf, sondern auch ein gebürtiger Südburgenländer, der mittlerweile freilich im Landesnorden lebt. Auch Kolonovits jüngerer Bruder steht übrigens an der Spitze eines Gerichts: Universitätsdozent Dieter Kolonovits ist seit mehr als zehn Jahren Präsident des Wiener Verwaltungsgerichts.
Bei Mitterhöfer spielt die Juristerei künftig nur noch eine kleine Nebenrolle. In der Pension will der Vater einer Tochter vielmehr seinem liebsten Hobby frönen, dem Reisen.
Besonders Italien hat es Mitterhöfer angetan, auch wegen der kulinarischen Köstlichkeiten des Mittelmeerlandes.
Kommentare